Opfer: "Ich habe geschrien, aber er fuhr weiter"
FĂŒnf Menschen starben bei der Amokfahrt in der Trierer FuĂgĂ€ngerzone. In der Verhandlung gegen den angeklagten Mann kam heute eine der Ăberlebenden zu Wort. Sie leidet bis heute unter der Tat.
Im Prozess um die Trierer Amokfahrt vor gut einem Jahr haben Opfer und Augenzeugen ĂŒber das Erlebte und die Folgen berichtet. "Der kam einfach auf mich zu. Es ging alles so furchtbar schnell", sagte eine 70-JĂ€hrige am Dienstag vor dem Landgericht Trier. Sie habe versucht, sich in Richtung HĂ€userfassade zu retten - da habe er ihr Bein erfasst. "Ich habe geschrien, aber er fuhr einfach weiter. Alles was kam, flog durch die Luft. Ich kam mir vor wie bei einer Treibjagd", sagte die Frau, die der mutmaĂliche Amokfahrer als eine der ersten gezielt ansteuerte.
Auch wenn sie körperlich weitgehend geheilt sei, leide sie stark unter psychischen Folgen. "Ich war bis heute gar nicht mehr in der Innenstadt", berichtete sie. Sie habe Angst vor schnell fahrenden Autos, wache oft nachts schreiend auf. "Ich sehe immer wieder, wie sich die Reifen auf mich zu bewegen." Die Frage nach dem Warum lasse sie nicht los. "Warum sagen Sie denn nichts?", sagte sie zu dem Angeklagten im Gerichtssaal.
Der mutmaĂliche Amokfahrer war am 1. Dezember 2020 mit seinem GelĂ€ndewagen fast einen Kilometer durch die FuĂgĂ€ngerzone gerast und hatte gezielt Menschen angefahren. Bei der Tat starben fĂŒnf Menschen, zahlreiche weitere wurden verletzt. Seit dem 19. August steht der 52-JĂ€hrige vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm fĂŒnffachen Mord und versuchten Mord in 18 weiteren FĂ€llen vor. Im Oktober war zudem ein 77-JĂ€hriger gestorben, der bei der Tat schwer verletzt worden war. Ob die erlittenen Verletzungen todesursĂ€chlich waren, muss noch abschlieĂend geklĂ€rt werden.