Pavian-Tötungen spalten Leserschaft "Es wurde richtig gehandelt"

Der Tiergarten Nürnberg tötete zwölf Paviane, was nicht nur bei Tierschützern zu Unmut führt. Viele t-online-Leser sind empört, andere verstehen die Maßnahme des Zoos hingegen.
Die Tötung von zwölf Pavianen im Nürnberger Tiergarten erregte sowohl im Vorfeld als auch im Nachhinein viel Aufmerksamkeit. Bevor es vergangenen Dienstag zu den Tötungen kam, hatten sich Tierschützer an den Stadtrat gewandt, um sie zu verhindern. Menschen demonstrierten in der Innenstadt. Im Laufe des Ereignistages drangen etwa zehn Aktivisten in den Zoo ein, wo sie festgenommen wurden. Und nun planen Tierschützer ein Protestcamp. Außerdem kam es zu mehr als 100 Anzeigen, und der Tiergartenleiter erhielt Morddrohungen.
Die Diskussion über die Zulässigkeit von Tiertötungen in Zoos hat sich über die Stadtgrenzen Nürnbergs hinaus ausgeweitet. Auch in anderen Zoostädten stellen sich Besucher und Einwohner die Frage, ob die Anzahl von Tieren aus betrieblichen Gründen dezimiert werden darf.
"Es ist ethisch nicht vertretbar, wenn das Leben eines Tieres hinter organisatorische Bequemlichkeit zurücktritt", meint Laura Helbig. Christoph Schwennicke entgegnet: "Es ist Tierschutz und nicht Tierqual, einen Teil der Tiere zu töten, wenn kein anderer Zoo sie haben will." Dem Pro & Kontra der beiden t-online-Redakteure folgten zahlreiche Zuschriften.
"Es wurde richtig gehandelt"
Karoline Seeberg-Elverfeldt schreibt: "Es wurde zum Wohle der Tiere richtig gehandelt. Anstatt sich groß aufzublasen, sollten die Tierschutzorganisationen doch den Überschuss an Tieren selbst nehmen. Ob sie dann aber artgerecht leben können, ist fraglich", spottet die t-online-Leserin. "In der Natur lautet das Gesetz: Fressen oder gefressen werden. Und wenn es keine Jagd- und Fressfeinde gibt oder andere Zoos bereit sind, die Tiere aufzunehmen, dann muss – so schwer es ist – gehandelt werden."
"Die Tötungen sind aus ethischen Gründen nicht zu rechtfertigen", meint Andrea Becher-Hertel. "Der Tiergarten Nürnberg hätte die Männchen und Weibchen trennen und so die Geburtenrate reduzieren können. Auch eine Sterilisation wäre eine Möglichkeit gewesen. Wegen dieser Aktion werde ich nie wieder einen Zoo besuchen."
Inge Müller mailt: "Gelegentlich müssen Tiere getötet werden, wenn sie sich zu stark vermehren – selbst wenn sie in freier Wildbahn leben: Wildschweine und Rehe zum Beispiel. Statt sich über zwölf getötete Affen aufzuregen, sollten alle Kritiker bei Biobauern einkaufen und gegen die Massentierhaltung mobil machen. Diese ist eine viel größere Qual für die Tiere und eine größere Schande für uns."
"Entsetzlich und empörend"
Hanne Gröning findet: "Die Tötungen der Paviane sind entsetzlich und empörend. Die Zooleitung wusste nicht erst seit gestern, dass Paviane sich stark vermehren. Babypausen und dauerhafte Sterilisationen hätten frühzeitig eingesetzt werden können. Aber das will man nicht, weil Babys Publikumsmagneten sind", kritisiert die t-online-Leserin.
"Das Deutsche Tierschutzgesetz besagt, dass wenn man ein Tier nicht artgerecht halten kann, es mitunter humaner ist, es zu euthanasieren", informiert Joachim Joppe. "Nichts anderes machte der Tiergarten Nürnberg. Dass diese Tiere schwierig bis gar nicht zu vermitteln sind, bekommt der Otto Normalverbraucher gar nicht mit. Aber der Aufschrei ist in der Bevölkerung groß, wenn einem Zoo das Euthanasieren als letzte Möglichkeit übrig bleibt", kritisiert der Zootierpfleger.
Carolin Rettenbacher sagt: "Ich finde keine Worte für das, was der Zoo sich geleistet hat. Es ist ganz, ganz furchtbar. Es ist unvorstellbar, wie gesunde Tiere durch Fehler von Menschen einfach so erschossen werden – nach dem Motto: 'Für dich, dich und dich ist kein Platz, also weg mit euch.' Das ist einfach nur ekelhaft, passt aber zur Wegwerfmentalität des Menschen. Mir als einer, die Tiere liebt, brach es das Herz." Die Nürnbergerin, die einst Dauerkarten für den Tiergarten besaß, kündigt an, ihn nie wieder zu besuchen.
"Der Mensch ist das schlimmste Raubtier"
"Wo die Natur nicht greifen kann und der Mensch sich einmischt, trägt er Verantwortung – und dazu gehören auch unangenehme Aufgaben", schreibt Stefan Fellmann. "Eine solche Entscheidung der Tötung ist nie einfach und nur die letzte Option, auch zum Wohle der noch vorhandenen Tiere. Nun hat die Paviangruppe mehr Platz und kann sich neu ausrichten. Es ist für die übrigen Tiere eine neue Chance", meint der Landwirt.
Claudia Sturm spricht sich grundsätzlich entschieden gegen Tierhaltung jeglicher Art aus: Zoos, Zirkusse und Aquarien gehörten abgeschafft. "Hört endlich auf, die Natur und Tiere als Waren im Sinne des Profits zu missbrauchen. Stellt euch endlich der Verantwortung gegenüber jedem Lebewesen. Hört auf, sie zu jagen und ihnen ihren Lebensraum zu nehmen. Der Mensch ist das schlimmste Raubtier."
- Zuschriften von t-online-Lesern