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Die Terrorgefahr in Deutschland wächst


Tagesanbruch
Die Gefahr wächst

MeinungVon Florian Harms

Aktualisiert am 27.04.2023Lesedauer: 6 Min.
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SEK-Einheiten bei einer Anti-Terror-Übung (Archivbild).Vergrößern des Bildes
SEK-Einheiten bei einer Anti-Terror-Übung (Archivbild). (Quelle: Philipp Guelland/getty-images-bilder)

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Je länger ein Krieg dauert, desto furchtbarer ist er für die Betroffenen. Je länger ein Krieg dauert, desto tiefer sinkt aber auch die Anteilnahme in nicht betroffenen Ländern. Seit 14 Monaten wüten Putins Soldaten in der Ukraine, wehren sich die Angegriffenen mit allem, was sie haben. Dominierte der verbrecherische Krieg in den ersten Wochen auch in Deutschland täglich die politische und mediale Agenda, ist er mittlerweile nur noch eine Schlagzeile unter vielen. Wenn es nicht gerade zu einem besonders opferreichen Angriff kommt, erreicht uns der Schlachtenlärm eher als Hintergrundrauschen. Die Mehrzahl der Menschen hierzulande scheint sich mehr oder weniger damit abgefunden zu haben, dass in unserer östlichen Nachbarschaft ein grausames Gemetzel vonstattengeht, dass dort täglich Menschen sterben oder verwundet werden, Familien zerrissen, Städte, Hoffnungen und Zukunftspläne zerstört werden. Bachmut ähnelt einer Stalingradschen Trümmerwüste, neue Bilder aus Mariupol zeigen Ruinenfelder.

Je länger die Tragödie in der Ukraine dauert, desto schlimmer werden ihre Folgen sein. Das wird im vermeintlich sicheren Deutschland manchmal vergessen. Jeder einzelne Kriegstag bringt mehr geschundene Seelen, zerrüttete Psychen, fanatisierte Hirne hervor. Diese traurige Binsenweisheit geht in den Debatten über Waffenlieferungen und dem Gemunkel über militärische Offensiven unter.

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Dabei sollten wir es besser wissen. Syrien, Libyen, Äthiopien, Eritrea, Somalia: Die jahrelangen Bürgerkriege an scheinbar weit entfernten Orten haben nicht nur die betroffenen Länder ins Verderben gestürzt. Sie haben auch die Anschlagsgefahr in Deutschland erhöht. Sowohl psychisch labile Einzeltäter als auch fanatische Mitglieder von Terrorgruppen kommen häufig aus Konfliktregionen. Jahrelange Gewalterfahrung steigert Hass, Rache, Geisteskrankheit und bei manchen auch den Drang, es jenen heimzuzahlen, die sie in ihrem Überlebenskampf vermeintlich im Stich gelassen haben. Die bequem den Frieden genießen, während sie, ihre Verwandten und Freunde Opfer von Bomben, Kugeln und Folter werden.

Ein Blick in die Protokolle deutscher Sicherheitsbehörden verdeutlicht die Bedrohung aus den Konfliktherden in Nahost und Afrika:

Alle diese Meldungen bedeuten nicht, dass man täglich angsterfüllt durch den Alltag schleichen muss. Dank ihrer weltweiten Abhörtechnik liefern die amerikanischen Geheimdienste ihren deutschen Partnern beständig Hinweise, wodurch sich viele Terrorkomplotte rechtzeitig verhindern lassen. Aber wir sollten uns nicht damit abfinden, dass Konflikte dauern und dauern und dauern. Kriege produzieren Wracks. Nicht nur militärische, auch menschliche. Psychisch Kranke, Extremisten, Waffenschieber, Drogenhändler, Menschenschmuggler und andere Kriminelle. Das gilt nicht nur in Syrien, sondern auch in der Ukraine. Je länger der Krieg dort dauert, je länger die Bedrängten auf manche ersehnte Unterstützung warten müssen oder gar den Eindruck bekommen, sie würden am Ende doch im Stich gelassen, desto größer wird das Risiko, dass die Gewalt irgendwann nach Westen überschlägt.


Heißer Deal

Für zwölf Milliarden Euro will der hessische Heizungshersteller Viessmann seine Wärmepumpen-Sparte an den US-Konkurrenten Carrier Global verkaufenein spektakulärer Deal, der eine Menge Fragen aufwirft. Dass der Familienbetrieb, neben Vaillant, Bosch und Stiebel Eltron einer der größten deutschen Hersteller für Heizanlagen, ausgerechnet das zukunftsträchtige Wärmepumpen-Geschäft abgibt, bezeugt aber wohl vor allem eines: Angesichts der regierungsforcierten Heizungswende stellt sich die Branche auf einen knallharten Konkurrenzkampf ein, welcher Hersteller künftig Wärmepumpen in großer Stückzahl zu einem möglichst niedrigen Preis anbieten kann. Und da wollte der Mittelständler aus Allendorf an der Eder wohl lieber auf die Kapitalkraft eines börsennotierten internationalen Konzerns setzen. Der wiederum erhält durch den Kauf einen über Jahre aufgebauten Marktzugang zu Installateuren, die die Produkte in die Haushalte bringen können.

Für Verbraucher und Hauseigentümer ist das wahrscheinlich eine gute Nachricht. Auch für die Mitarbeiter muss es keine schlechte sein – offenbar haben sich beide Seiten auf langfristige Garantien geeinigt. Nun will noch Wirtschaftsminister Robert Habeck den Handel unter die Lupe nehmen und prüfen, ob das Projekt "unserer Wirtschaft und dem Standort Deutschland dient", wie der Grünen-Politiker sich ausdrückt. Eine solche Prüfung ist bei jedem Verkauf an einen ausländischen Investor ab einer Beteiligung von zehn Prozent vorgesehen und dauert in der Regel vier Monate. Allzu große Eingriffsmöglichkeiten dürfte Herr Habeck in diesem Fall zwar nicht haben. Offenbar gibt es in der Ampelregierung aber wieder mal unterschiedliche Ansichten – auch darüber, dass Habecks Ministerium von dem Deal überrascht wurde.


Türkei-Wahl in Deutschland

Der Wahlkampf in der Türkei läuft auf Hochtouren, Recep Tayyip Erdoğan jedoch musste gestern eine Pause einlegen: Wegen einer Magenverstimmung hatte der 69-Jährige am Dienstagabend nach eigenen Angaben ein Liveinterview im Fernsehen unterbrochen und angekündigt, dass Vizepräsident Fuat Oktay seine Mittwochstermine wahrnehmen werde. Auch für heute hat der Präsident, der sich in Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Oppositionskandidaten Kemal Kiliçdaroglu liefert, einen wichtigen Wahlkampftermin abgesagt: Die Eröffnungsfeier des ersten Atomkraftwerks des Landes wird er nicht persönlich beehren.

Während der Urnengang in der Türkei erst am 14. Mai stattfindet, können rund 1,5 Millionen türkische Staatsbürger in Deutschland bereits ab heute ihre Stimme abgeben. Bei den vergangenen Wahlen vor fünf Jahren nutzte etwa die Hälfte von ihnen ihr Wahlrecht. Mit rund 65 Prozent schnitt Erdoğan damals in der Bundesrepublik deutlich besser ab als im Gesamtergebnis (knapp 53 Prozent). Diesmal wird ein knapperes Resultat erwartet.


Ohrenschmaus

Tagesanbruch-Leserin Carolin Bauder aus Weinheim an der Bergstraße hat einen guten Musikgeschmack. Hier ist der Beweis.


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Mehr als eine Million ukrainische Flüchtlinge, fast 300.000 Asylbewerber: Deutschland steht vor großen Herausforderungen. Was es für eine gelungene Integration braucht, zeigen Ihnen meine Kolleginnen Annika Leister, Camilla Kohrs und Johannes Bebermeier.

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Benzin, Heizen, Flüge: Alles wird bald deutlich teurer – nicht nur wegen der Inflation. Meine Kollegin Sonja Eichert erklärt Ihnen die Auswirkungen des EU-Emissionshandels.


Richard David Precht gibt sich gern als potenter Welterklärer. Schade, dass er auch ein Frauenfeind ist, findet unsere Kolumnistin Nicole Diekmann.


Putin behauptet, sich mit dem Angriff auf die Ukraine gegen die Osterweiterung der Nato zu wehren. Der wahre Kriegsgrund dürfte ein anderer sein, schreibt mein Kollege Patrick Diekmann.


Das historische Bild

Der Lügendetektor gilt als Allzweckwaffe. In Wahrheit lügt jedoch das Gerät. Mehr erfahren Sie hier.


Zum Schluss

Statuen sind, nun ja, statisch. Mit etwas Kreativität kann man sie jedoch zum Leben erwecken. Über diese Bilder habe ich geschmunzelt.

Bleiben Sie trotz der angespannten Weltlage zuversichtlich. Ich wünsche Ihnen einen vergnügten Tag.

Herzliche Grüße

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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