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Freitag, der 13.: Ist heute ein Unglückstag oder ist das Aberglaube?


Tagesanbruch
Die totale Katastrophe bleibt aus

MeinungVon Florian Harms

Aktualisiert am 13.09.2024Lesedauer: 5 Min.
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Die Wurzeln des unheilvollen Dreizehner-Freitags reichen weit zurück.Vergrößern des Bildes
Die Wurzeln des unheilvollen Dreizehner-Freitags reichen weit zurück. (Quelle: imago images)

Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,

bitte seien Sie vorsichtig. Falls Sie noch nicht im Bad waren, achten Sie darauf, nicht auszurutschen. Falls Sie gerade Kaffee kochen, schrauben Sie die Kanne behutsam zu. Nicht, dass Sie sich verbrühen. Dann der Gang aus dem Haus: sehr gefährlich! Also Augen auf, wenn Sie über die Straße tippeln oder – fast schon selbstmörderisch! – sich sogar ins Auto setzen. Langsam fahren, gaaanz langsam! Bleiben Sie den Tag über unbedingt umsichtig, wagen Sie nichts, was Sie sonst nie tun. Und kommen Sie bloß nicht auf den Gedanken, nach Katzen Ausschau zu halten, erst recht nicht nach schwarzen. Denn wenn die von rechts nach links … oder Moment war es von links nach rechts? Es ist doch wirklich vertrackt mit dem Aberglauben!

Sie merken schon: Wenn der Tagesanbruch so seltsam beginnt wie heute, dann muss es ein außergewöhnlicher Tag sein. Ist er wirklich. Heute ist Freitag, der Dreizehnte, und es ist der erste in diesem Jahr. Warum ich Ihnen das erzähle? Weil sich den Kollegen von Statista zufolge ein Fünftel aller Männer sowie sage und schreibe fast 40 Prozent aller Frauen in Deutschland als abergläubisch bezeichnen. Donnerwetter, so viele!

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Ich gehöre nicht dazu, bin mir aber gar nicht sicher, ob diese Abstinenz gut oder schlecht ist. In Krisenzeiten wie gegenwärtig in einer unübersichtlich gewordenen Welt kann ein wenig Hokuspokus-Affinität durchaus Vorteile haben. Sie gibt Halt. Wem alles unverständlich erscheint, dem mag es helfen, sich an supersimple Antworten zu klammern (jedenfalls, solange sie niemandem schaden). Lässt man sich auf den Spiritismus ein, muss man allerdings konsequent sein. Wennschon, dennschon.

Und das ist gar nicht so schwer. Man muss nur die Muster entdecken, schon ist man Teil der Gemeinde. Ein kurzer Blick in die Geschichte genügt, um die verheerende Wirkung der Dreizehner-Freitage zu erkennen: Am Freitag, dem 13. Mai 1927, brachen die Kurse an der Berliner Börse ein. Zigtausende Menschen verloren binnen Stunden ihr Vermögen, bald folgte die Weltwirtschaftskrise, der Aufstieg der Nazis, den Rest kennen Sie. Oder Freitag, der 13. Januar 2012: Havarie des Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" im Mittelmeer, 32 Tote! Oder schauen wir noch viel weiter zurück, nämlich ins finstere Mittelalter: Weil Jesus der Überlieferung zufolge an einem Freitag gekreuzigt wurde und weil der Verräter-Apostel Judas Iskariot beim letzten Abendmahl die 13. Person in der Runde war, mussten unsere mittelalterlichen Vorfahren an jedem Dreizehner-Freitag mit dem Weltuntergang rechnen. Mindestens.

Derart historisch ausstaffiert wenden wir uns mit wolkigem Gemüt wieder der Gegenwart zu, blicken uns ängstlich um und machen uns heute auf das Schlimmste gefasst. Was alles passieren kann! Massenhaft einstürzende Brücken (Dresden war womöglich nur ein Vorbote!). Eine Sintflut in Süddeutschland (die Wetterfrösche warnen ja schon!). Im Fernsehen ein fünfstündiges Streitgespräch zwischen Scholz und Merz (Ohropax bundesweit ausverkauft!). Und zur Krönung eine russische Sabotageattacke auf den zentralen deutschen Internet-Knoten in Frankfurt am Main: Zack, alle Websites weg, digitale Funkstille, vier Wochen lang kein Tagesanbruch! Sie sehen schon: Das Ende ist nah.

Oder Moment … Haben wir uns nun womöglich doch zu sehr in den Unheilswahn hineingesteigert? Einen großen Vorteil vor unseren mittelalterlichen Ahnen haben wir ja: Es gibt heute zu allem und jedem Statistiken, und die kann man dank Kumpel Google auch ruckzuck finden (jedenfalls, solange das Internet noch flutscht). Und siehe da, wir lesen schwarz auf weiß: Am Freitag, dem 13., passieren im Durchschnitt keinesfalls mehr Unglücke, Unfälle oder sonstige Katastrophen als an jedem anderen Freitag. Falls Sie mit Aberglauben nichts am Hut haben, war Ihnen das eh schon klar und Sie können getrost zum nächsten Thema springen. Falls Sie zu den 20 Prozent Männern und 40 Prozent Frauen zählen, die einen besonders fantasievollen Blick auf die Dinge haben, dürfen Sie trotzdem aufatmen: Sollte sich heute wider Erwarten irgendetwas Übles ereignen, dann haben Sie es wenigstens vorher gewusst.


Gemeinsam gegen den Terror

In der Ukraine bahnen sich folgenschwere Entwicklungen an. Das iranische Mullah-Regime hat der russischen Armee ballistische Kurzstreckenraketen geliefert – offenbar will Putins Terrortruppe die Waffen einsetzen, um die ukrainische Energieversorgung endgültig zu vernichten. Gelänge dies, säßen im Winter Millionen Ukrainer in eisiger Kälte. Weitere Flüchtlingswellen Richtung Deutschland und Polen wären zu erwarten. So hofft der Kremlterrorist, den Westen mürbe zu machen und den Kritikern westlicher Waffenlieferungen – von Wagenknecht bis zur AfD – weiteren Auftrieb zu geben. Aus Sicherheitsbehörden ist zu hören: Die deutsche Kriegsdiskussion und die Wahlerfolge für Populisten werden im Kreml genau registriert.

Joe Biden will Putins Brutalität jedoch Grenzen setzen. Gemeinsam mit dem britischen Premier Keir Starmer, den er heute im Weißen Haus empfängt, ändert der US-Präsident deshalb offenbar den Kurs: Medienberichten zufolge wollen es die beiden Regierungschefs den Ukrainern gestatten, westliche Marschflugkörper mit beschränkter Reichweite auf russisches Gebiet zu schießen. Dann wären Moskaus Generäle gezwungen, ihre Kampfflugzeuge und Treibstoffdepots tiefer ins Inland zu verlegen.

Putin hat vorsorglich reagiert – mit seiner üblichen Masche: "Das würde bedeuten, dass sich die Nato-Länder im Krieg mit Russland befinden", drohte er gestern Abend. Als Ex-Geheimdienstler weiß er genau, wie er Menschen im Westen Angst einjagen kann. Warum diese Furcht vor dem russischen Säbelrasseln unbegründet ist, erklärt Ihnen mein Kollege Simon Cleven. Und unsere Reporter Daniel Mützel und Johannes Bebermeier erläutern, warum Ampelpolitiker den amerikanischen Kurs unterstützen.


Was steht noch an?

Der Bundestag schließt die erste Runde der Haushaltsberatungen ab. Es geht um die Etats von Justizminister Marco Buschmann (FDP) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der eigentlich auch mal Klimaminister war. Insgesamt will die Ampelregierung nächstes Jahr 488,61 Milliarden Euro ausgeben und dabei 51,3 Milliarden Euro neue Schulden machen. Bis zur Verabschiedung Ende November dürfte sich noch einiges ändern.

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Kanzler Olaf Scholz und Kenias Präsident William Samoei Ruto unterzeichnen in Berlin ein Migrationsabkommen. Es soll die Anwerbung von Fachkräften fördern und die Rückführung abgelehnter Asylbewerber in das ostafrikanische Land erleichtern. Anschließend empfängt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Ruto beim Bürgerfest vor dem Schloss Bellevue (hoffentlich ohne Regen).


Verteidigungsminister Boris Pistorius und sein litauischer Amtskollege Laurynas Kasciunas unterzeichnen das Regierungsabkommen über die Stationierung der Bundeswehr-Brigade in dem baltischen Nato-Land. Sie soll bis 2027 gefechtsbereit sein.


Ohrenschmaus

Die ideale Musik, um an diesem Freitag in totale Entspannung hinüberzugleiten? Kommt aus Köln.


Lesetipps

Kennen Sie schon unsere Serie "Frag t-online"? Jeden Tag beantwortet ein Experte aus unserer Ratgeberredaktion eine Leserfrage rund ums Geld. Auch Sie können von den Antworten profitieren.



Thüringer Polizisten werden verdächtigt, Dienstgeheimnisse an eine mutmaßliche Terrorgruppe weitergegeben zu haben. Mindestens ein Beamter galt sogar als Mitglied, berichtet unser Rechercheur Jonas Mueller-Töwe.


Hin und her im Migrationsstreit: Nun will Friedrich Merz also doch mit der Ampelregierung weiterverhandeln. Mein Kollege Florian Schmidt hat eine klare Meinung zum Verhalten des CDU-Chefs.


Zum Schluss

Was machen denn Söder und Merz da?

Ich wünsche Ihnen einen tollen Tag ohne schwarze Katzen und andere Unfälle.

Herzliche Grüße

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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