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Ukraine | Julija Tymoschenko: Was macht die Ex-Ministerpräsidentin heute?


Gesicht der ukrainischen Revolution
Was macht eigentlich Julija Tymoschenko?


Aktualisiert am 14.03.2023Lesedauer: 3 Min.
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UKRAINE-OPPOSITION/Vergrößern des Bildes
Julija Tymoschenko 2007 während eines Interviews. In jenem Jahr wurde sie ein zweites Mal Ministerpräsidentin der Ukraine. (Quelle: Vladimir Sindeyev)

Sie galt als demokratische Hoffnung der Ukraine, war zweimal Ministerpräsidentin, doch dann verschwand sie aus der Öffentlichkeit. Was macht Julija Tymoschenko heute?

Julija Tymoschenko war einst die demokratische Hoffnung der Ukraine. Sie wollte als Ministerpräsidentin die grassierende Korruption im Land bekämpfen und die Ukraine in die EU führen. Sie strebte die Nato-Mitgliedschaft für ihr Land an und wurde als energische Kämpferin auf dem Kiewer Maidan weltbekannt. Doch nach ihrer Zeit im Amt, einem Aufsehen erregenden Gerichtsprozess und einer erfolglosen Präsidentschaftskandidatur ist es um Tymoschenko ruhig geworden. Was macht Julija Tymoschenko heute?

Die 62-Jährige ist weiter als Politikerin aktiv, nunmehr in der Opposition. Sie ist bis heute Vorsitzende der pro-europäischen, konservativen Partei Allukrainische Vereinigung Vaterland, auch genannt: "Batkiwschtschyna". Doch zuletzt hat ein aufgetauchtes Video einigen Wirbel um Tymoschenko ausgelöst.

Kontroverse um Dubai-Reise

Das YouTube-Video der "Ukrainiskaja Prawda" zeigte die Politikerin in einem privaten Moment in Dubai. Zum Jahreswechsel hielt sich Tymoschenko auf der Insel Palm Jumeirah am Privatstrand eines Fünf-Sterne-Hotels auf. Die Kritik folgte prompt: Während ihr Land im Krieg gegen Russland kämpft, erhole sich die Politikerin in der Sonne.

Die ehemalige Ministerpräsidentin der Ukraine nahm anschließend Stellung zu dem Vorfall. Tymoschenko erklärte in einem Interview mit "CH Media", sie habe ihre Tochter besucht, die mit ihrer Familie nach Dubai ausgewandert sei. Sie sei einer "menschlichen Schwäche" nachgegangen, ihre Familie wiederzusehen, verteidigte sich die Politikerin. Wenige Tage später soll sie nach Kiew zurückgekehrt sein.

Gegen Selenskyj 2019 verloren

Tymoschenko, heute 62, hat eine bewegte Geschichte. Ihre eigentliche Tätigkeit ist heute die Oppositionsarbeit, seit sie gegen den jetzigen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj 2019 in der Präsidentschaftswahl unterlag.

Tymoschenko stammt aus der zentralukrainischen Stadt Dnipro, der viertgrößten Stadt des Landes. Sie arbeitete als Unternehmerin, wurde 1996 ins ukrainische Parlament gewählt und stieg als Politikerin 1999 zur Stellvertreterin des Ministerpräsidenten auf, damals noch neben Viktor Juschtschenko. Sie wurde zu einem bekannten Gesicht der sogenannten Orangenen Revolution von 2004, in deren Folge die vorherigen Präsidentschaftswahlen wiederholt wurden. Das verhalf Tymoschenko letztlich ins Amt. 2005 und von 2007 bis 2010 wurde sie ukrainische Ministerpräsidentin.

2011 kam der Bruch: Sie wurde wegen Amtsmissbrauchs angeklagt. Der Vorwurf: Sie habe bei der Unterzeichnung von Gasverträgen mit Russland ihre Kompetenzen überschritten, dadurch sei dem ukrainischen Gasversorger Naftohas ein Schaden von umgerechnet rund 137 Millionen Euro entstanden. Tymoschenko wurde zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt, für drei weitere Jahre erhielt sie ein Verbot politischer Arbeit; und sie sollte für den entstandenen Schaden aufkommen.

Sie selbst bezeichnete Verfahren und Urteil als politisch motiviert, geleitet von ihrem erbitterten Konkurrenten, dem damaligen russlandtreuen Präsidenten Wiktor Janukowitsch. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte kam zu dem Schluss, dass das Urteil willkürlich und rechtswidrig sei. Bei Urteilsverkündung versuchten Oppositionelle, den Saal zu stürmen.

Während der anschließenden Maidan-Unruhen 2014 änderte das ukrainische Parlament die Gesetzgebung – Tymoschenko kam vorzeitig frei. Kurz darauf zeigte sie sich im Rollstuhl auf dem Maidan und gab sich so kämpferisch wie zuvor.

Heute führt sie ihre Arbeit als Oppositionspolitikerin fort. Im ukrainischen Parlament, in dem ihre Partei 26 von insgesamt 450 Sitzen hat, ist sie zu Themen der Wirtschaft aktiv, bringt Gesetzesentwürfe zur Gas- und Stromversorgung ein. Tymoschenko vertrat bereits 2021 die Meinung, dass Importe von belarussischem und russischem Strom die nationale Sicherheit des Landes bedrohten.

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Mit Beginn des russischen Angriffs auf die Gesamtukraine im Februar vorigen Jahres forderte Tymoschenko Waffenlieferungen aus dem Westen. In einem Interview, das im Oktober in der "Welt" erschien, bekräftigte Tymoschenko die Notwendigkeit, dass die Ukraine der Nato beitreten müsse. "Wäre die Ukraine bereits Mitglied (...), dann würden wir heute nicht diesen Krieg erleben", sagte sie.

In sozialen Medien zeigt sie sich im südukrainischen Cherson, wie sie Soldaten besucht; im östlichen Charkiw vor vom Krieg zerstörten Gebäuden; in ihrer Heimatstadt Dnipro beim Besuch einer Klinik oder, wie sie Soldaten ein von ihrer Partei gespendetes Fahrzeug übergibt. Dabei trägt sie wie seit vielen Jahren immer wieder ihr Markenzeichen: ihren blonden, geflochtenen, traditionellen Haarkranz, den sie als Ausdruck ihrer ukrainischen Identität versteht.

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