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Russische Spione über Putin: "Jeder hat diesen Krieg satt"


Russische Spione packen aus
Es kann jederzeit wieder passieren

Von t-online
Aktualisiert am 21.07.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 0299679608Vergrößern des BildesWagner-Söldner in Belarus: Planen die Söldner einen weiteren Aufstand? (Quelle: VoyenTV television company/imago-images-bilder)
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Wie geschwächt ist Putin nach dem Wagner-Aufstand? Laut russischen Spionen könne es jederzeit wieder einen Putschversuch gegen den Kreml-Diktator geben.

Nur knapp ein Monat ist vergangen, seit die Welt live mitverfolgen konnte, wie die Macht des russischen Präsidenten Wladimir Putin ins Wanken geriet: Der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hatte eine russische Großstadt gekapert und einen Marsch auf Moskau befehligt.

Offiziell wollte er sich damit gegen die militärische Führung Russlands auflehnen. Inoffiziell war es allerdings eine Kampfansage an Putin, wodurch dessen Macht so deutlich herausgefordert wurde wie nie zuvor. Am 24. Juni wurde der Putschversuch allerdings abrupt beendet. Da stand die Militärkolonne der Wagner-Söldner angeblich schon weniger als 200 Kilometer vor der russischen Hauptstadt.

Vieles, was während und im Nachgang des Marsches geschah, ist bis heute unklar. Eine Recherche des russischen Investigativportals "The Insider" gibt jetzt Aufschluss darüber, was sich im vergangenen Monat im Sicherheitsapparat des Kreml und in der Wagner-Gruppe abgespielt haben soll. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht. Aber wenn es stimmt, was die russischen Spione dem Portal berichten, ist Putins Regime gefährdet wie nie.

"Niemand hat sich für Putin eingesetzt"

So geht eine anonyme Quelle im russischen Militärgeheimdienst GRU etwa davon aus, dass Söldnerchef Prigoschin Mitwisser in den russischen Sicherheitsdiensten gehabt haben soll. Dort habe man angeblich genug vom Krieg gegen die Ukraine: "Jeder im Verteidigungsministerium und in der gesamten Regierung hat diesen Krieg satt und möchte ihn gerne beenden", so der GRU-Spion laut "The Insider".

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Gleichzeitig schloss der Agent nicht aus, dass es zu ähnlichen Attacken in der Zukunft kommen wird: "Jeder hat gesehen, dass sich tatsächlich niemand für Putin eingesetzt hat. Was bis vor Kurzem für viele als absolut unmöglich galt, ist fast gelungen, und nun wollen es andere vielleicht noch einmal versuchen."

Mysteriöser Befehl des Inlandsgeheimdienstes

Ein Mitarbeiter des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB berichtet dem Oppositionsportal ebenfalls von Ungereimtheiten während des Aufstandes: Demnach sei offiziell jeder von den Plänen Prigoschins überrascht gewesen. Auffällig sei allerdings, dass im Vorfeld des Aufstandes die Sicherheit am Hauptquartier des Geheimdienstes in Moskau erhöht wurde.

Laut der Quelle sei das Gebäude durch die Alpha-Einheit der russischen Speznas gesichert worden, einer Elitegruppe, die hauptsächlich zur Terrorabwehr eingesetzt wird. Die FSB-Quelle sei sich aber unsicher, ob die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Putschversuch standen.

Bemerkenswert sei auch, dass die russischen Sicherheitsbehörden während des Marsches kaum Maßnahmen ergriffen hatten, um die Wagner-Söldner zu stoppen. Ein Luftschlag oder Ähnliches sei etwa nicht im Gespräch gewesen. Der Geheimdienstler sei sich zudem sicher, dass Prigoschin auch noch weiter hätte vorrücken können: "[Prigoschin] war sehr erfolgreich. Es gab keinen Widerstand. Warum er aufgehört hat, weiß niemand genau."

War der Aufstand nur "eine Art Zirkus"?

Auch ein ehemaliger Söldner der Gruppe Wagner, der zum Zeitpunkt des Aufstandes noch für die Privatarmee tätig war, kann laut "The Insider" darauf keine Antwort geben. Wie er dem Portal berichtet, hätten die Pläne Prigoschins teilweise auch die eigenen Söldner überrascht.

Generell habe die Truppe die Abneigung ihres Chefs gegen die militärische Führung Russlands geteilt. Doch habe bei den Söldnern wenig Bereitschaft bestanden, das eigene Land anzugreifen: "Wenn Jewgeni Wiktorowitsch [Prigoschin] beschlossen hat, der König zu werden, dann soll das so sein", aber vielleicht sei der Aufstand auch nur "eine Art Zirkus" gewesen, sagte der Söldner, der in dem Bericht "Pawel" genannt wird.

Vorsicht vor Balkonen

Wie es nun mit Wagner weitergeht, könne "Pawel" nicht sagen. Er habe sich anders als viele seiner Wagner-Kollegen nach Ende des Aufstandes den russischen Streitkräften angeschlossen. Putin hatte die Söldner vor die Wahl gestellt: Nach dem Aufstand sollten sie entweder Prigoschin nach Belarus folgen, sich den russischen Truppen anschließen oder ihren Dienst bei Wagner beenden.

Es sei möglich, dass Prigoschin einen weiteren Aufstand anzetteln könnte, glaubt der Ex-Söldner. Allerdings lebe der Wagner-Chef weiter gefährlich. Putin habe Prigoschin auch deshalb bisher nicht töten können, weil er sich eine gewisse Popularität in Russland aufgebaut habe. Andere Beobachter glauben, dass der russische Präsident und Prigoschin tatsächlich ein gutes Verhältnis pflegen. Mehr dazu lesen Sie hier.

"Pawel" glaubt dagegen, Putin könne an Prigoschin in Zukunft noch ein Exempel statuieren. "An seiner Stelle würde ich also in naher Zukunft nicht mehr auf den Balkon gehen."

Verwendete Quellen
  • theins.ru: "Exclusive: Russia’s Spies Say Putin Faces More Coups" (englisch)
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