Debatte um Lieferung Taurus für die Ukraine? Russische Propaganda belächelt Deutschland
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Die Diskussion um die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine geht weiter. Unterdessen stellen die Experten im russischen Staatsfernsehen wilde Spekulationen an.
Unterstützt Deutschland die Ukraine im Krieg mit Marschflugkörpern vom Typ Taurus oder nicht? Noch immer ist sich die deutsche Bundesregierung nicht einig. Insbesondere Bundeskanzler Olaf Scholz hadert.
Der CDU-Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter erneuerte zuletzt seine Forderung nach einer Lieferung der Langstreckenwaffen an Kiew. "Jedes Zögern kostet Menschenleben", sagte er im Gespräch mit t-online. Regierungskreise sprechen allerdings von mehreren Hürden. Mehr dazu lesen Sie hier.
In einer Diskussionsrunde im russischen Staatsfernsehen griffen die Gäste das Szenario einer Lieferung auf – mit durchaus kontroversen Ansichten zu den Folgen.
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Während Berichte eine Lieferung von ATACMS-Raketen der USA an die Ukraine melden, wächst der Druck auf Deutschland.
Die Ukraine hatte die Bundesregierung ebenfalls um die Lieferung von reichweitenstarker Artillerie gebeten:
um den Marschflugkörper Taurus. Doch die Bundesregierung – und vor allem Kanzler Scholz – zögert. Es besteht die Sorge, dass mit dem Waffensystem, das eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern hat, auch Ziele innerhalb Russland angegriffen werden könnten.
Im russischen Staatsfernsehen wird aber bereits über eine mögliche Lieferung spekuliert. Doch es gibt unterschiedliche Meinungen. Während ein Experte die Menge an möglichen lieferbaren Waffen für zu gering hält, sieht der zweite Diskussionsteilnehmer das ganz anders:
“Die werden 10, 20 Raketen schicken. Die werden gestartet werden und russische Flugabwehrschützen werden die meisten sicher abschießen.”
“Ich verrate dir ein Geheimnis: Einige werden nicht abgeschossen werden. Einige werden das Ziel erreichen und es wird menschliche Opfer geben. Und das könnte übrigens auf der Krim sein.”
Mit den Taurus-Marschflugkörpern würde Deutschland in den Krieg hineingezogen werden, behauptet der Experte und spielt damit auf ein bekanntes Narrativ der russischen Propaganda an: Demnach führt Russland keinen Krieg gegen die Ukraine, sondern viele westliche Staaten.
Sein Kollege kann der Aussicht auf den Einsatz der Marschflugkörper sogar etwas Positives abgewinnen:
“Aber lass uns dieses Problem als eine potenzielle Chance für den russischen militärisch-industriellen Komplex sehen, um die Taurus-Rakete auseinanderzunehmen –
für Ersatzteile und um zu verstehen, wie sie funktioniert.”
“Es ist besser, technische Spionage zu betreiben. Wir müssen nicht einen Krieg beginnen, um die Waffe abzufangen, wie eine Gans vom Himmel holen.”
Sein Gegenvorschlag: Die Rakete könne, versteckt unter deutschem Bier, nach Russland geschmuggelt werden.
Allerdings: Mehrere deutsche Brauereien haben sich aufgrund des Kriegs vom russischen Markt zurückgezogen.
Erst am Montag hat der CDU-Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter seine Forderung nach einer Lieferung deutscher Marschflugkörper an die Ukraine erneuert. Jedes Zögern koste Menschenleben, sagte der CDU-Politiker.
Warum ein Diskussionsteilnehmer eine mögliche Unterstützung Deutschlands mit Taurus-Flugkörpern nicht weiter schlimm zu finden scheint, welchen Vorteil er gar darin sieht und was sein Gegenspieler sagt, sehen Sie im Video oben oder wenn Sie hier klicken.
- twitter.com: Beitrag von The Kremlin Yap
- Eigene Recherche
- Mit Informationen der dpa