"Das sind interne amerikanische Spiele"

Die USA werden die Ukraine vorerst nicht weiter finanziell unterstΓΌtzen. In Kiew klammern sich die Menschen nun an die Hoffnung.
JΓ€hrlich am 1. Oktober gedenken die Ukrainer am Tag der Verteidigerinnen und der Verteidiger der Ukraine den Veteranen und gefallenen Soldaten. Doch in das Gedenken am Sonntag platzte die Nachricht aus Washington, dass die MilitΓ€rhilfe fΓΌr die Ukraine vorerst fΓΌr 45 Tage ausgesetzt wird. Der Ukraine fehlt im Herbst damit Geld.
"Wir denken, dass es trotzdem Hilfe fΓΌr die Ukraine geben wird", sagten Natalia und Serhii Krasnoshchoks, eine Englischlehrerin und ein Unternehmer, in Kiew dem Sender CNN. "Wir hoffen das sehr. Und natΓΌrlich werden wir fΓΌr jede Hilfe dankbar sein. Je mehr, desto besser."
Ukrainischer AuΓenminister redet mit Demokraten und Republikanern
Auch der ukrainische AuΓenminister glaubt weiter an die Zusagen aus Washington. Die Ukraine versucht ΓΌber GesprΓ€che mit den beiden groΓen US-Parteien, eine Fortsetzung der amerikanischen Hilfe fΓΌr den Abwehrkrieg gegen die Ukraine zu sichern. Man fΓΌhre vor dem Hintergrund eines mΓΆglichen Shutdowns in den Vereinigten Staaten eine sehr eingehende Diskussion mit den Republikanern und den Demokraten, sagte der ukrainische AuΓenminister Dmytro Kuleba am Montag am Rande eines Treffens mit den AuΓenministern der EU-Staaten in Kiew.
"Die Vereinigten Staaten verstehen, dass in der Ukraine viel mehr auf dem Spiel steht als nur die Ukraine", erklΓ€rte Kuleba. Es gehe um die StabilitΓ€t und Berechenbarkeit der Welt und deshalb sei er ΓΌberzeugt, dass man in der Lage sein werde, die notwendige LΓΆsungen zu finden. Er denke, dass das, was am Wochenende im Kongress geschehen sei, nur ein Zwischenfall gewesen sei.
Der Kongress hatte am Samstag einen Γbergangshaushalt bis Mitte November verabschiedet und so einen sogenannten Shutdown abgewendet. Die Einigung enthΓ€lt allerdings keine weitere UnterstΓΌtzung fΓΌr die von Russland angegriffene Ukraine. Die Spitzen der Demokraten und Republikaner kΓΌndigten im Zuge der Abstimmung an, dafΓΌr zu sorgen, dass so schnell wie mΓΆglich ΓΌber zusΓ€tzliche UnterstΓΌtzung fΓΌr das angegriffene Land abgestimmt werden soll. Mehr dazu lesen Sie hier.
"Das sind interne amerikanische Spiele"
Die US-UnterstΓΌtzung fΓΌr die Ukraine endet nun nicht von jetzt auf gleich. Aber die bereits genehmigten Hilfsgelder gehen zur Neige, weshalb bald neue Mittel genehmigt werden mΓΌssten. Wann das geschieht, ist unklar.
Auf den StraΓen von Kiew begegnen die Menschen dem dennoch mit Zweckoptimismus. "Hilfe ist sehr wichtig. Wenn Amerika uns plΓΆtzlich nicht mehr hilft, dann werden wir alle dafΓΌr kΓ€mpfen, dass unser Land frei bleibt. Bis zum letzten Mann", sagt Tetiana Ostapchuk zu CNN. "Aber mit Hilfe wΓ€re es trotzdem einfacher", fΓΌgt sie an. "Ich kann mit Sicherheit sagen, dass wir wirklich die UnterstΓΌtzung anderer LΓ€nder brauchen, weil wir es nicht alleine schaffen kΓΆnnen", so Ostapchuk.
Auch der ukrainische Soldat Wolodymyr Kostiak hofft, dass der "innenpolitische Kampf" die Hilfe fΓΌr die Ukraine nicht so sehr beeintrΓ€chtigen kΓΆnne. "Das sind interne, amerikanische Spiele", so Kostiak. "Und die Ukraine ist eine Geisel dieser Diskussion β dieses internen Krieges." Denn Amerikas strategische Interessen seien so groΓ, dass die Ukraine ein Teil davon sei, fΓΌgte er hinzu.
Kostiak glaubt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Washington die Hilfe fΓΌr die Ukraine einstellen wird, gering ist. "Der US-Haushalt wurde in der Geschichte schon zwanzig Mal ausgesetzt, und kein einziges Mal hatte dies ernsthafte Konsequenzen", sagte der Soldat. "Ich sehe das also nicht als groΓes Problem fΓΌr die Ukraine an."
- edition.cnn.com: "βWe canβt do it aloneβ: Ukrainians react to lack of additional funding in US spending bill"
- mit Material der Nachrichtenagentur dpa