Selenskyj warnt 50.000 russische Soldaten offenbar an Frontabschnitt versammelt

Eine neue russische Großoffensive steht offenbar bevor. Zehntausende Soldaten sollen sich an einem Frontabschnitt versammelt haben.
Unmittelbar vor einem Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Berlin bereitet Russland offenbar eine weitere Eskalationsstufe in seinem Angriffskrieg vor. Nach den Worten Selenskyjs haben die russischen Streitkräfte 50.000 Soldaten für eine Offensive auf die Region Sumy im Nordosten der Ukraine zusammengezogen.
Die Regierung in Kiew habe aber Schritte unternommen, um Russland an einer großangelegten Offensive dort zu hindern, sagte Selenskyj, der am Mittwochmittag von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) empfangen wird. Aus dem russischen Verteidigungsministerium hieß es, man rücke derzeit im gesamten Frontverlauf vor.
Sumy liegt nahe Kursk
Sumy liegt gegenüber der russischen Oblast Kursk, wo ukrainische Truppen Anfang August eingerückt waren. "Ihre größten und stärksten Kräfte befinden sich derzeit an der Front bei Kursk", sagte Selenskyj am Dienstag vor der Presse. "Sie wollen unsere Truppen aus der Region Kursk verdrängen und offensive Aktionen gegen die Region Sumy vorbereiten." Trotz des Aufmarsches berichtete Selenskyj, dass ukrainische Streitkräfte die russischen Truppen in dem Gebiet innerhalb von zwei Tagen um vier Kilometer zurückgedrängt hätten.
Russland hat in der Region vor Kurzem mindestens vier Grenzdörfer eingenommen und rückt seit mehreren Wochen an Teilen der Frontlinie in der Ostukraine nahe der Stadt Kostjantyniwka langsam vor.
Drei Verletzte in der Zentralukraine
Selenskyj kündigte an, am nächsten G7-Gipfel teilzunehmen, nachdem er eine Einladung vom kanadischen Premierminister Mark Carney erhalten habe, dessen Land derzeit die rotierende Präsidentschaft des Blocks innehat. Er werde wahrscheinlich auch am nächsten EU-Gipfel teilnehmen. Zur heimischen Waffenproduktion erklärte Selenskyj, er benötige 30 Milliarden Dollar, um die verfügbaren Kapazitäten des schnell wachsenden Sektors vollständig zu finanzieren.
In der Nacht zum Mittwoch griffen die russischen Streitkräfte nach ukrainischen Angaben mit 88 Drohnen und fünf ballistischen Raketen an. 34 Drohnen seien von der Flugabwehr abgeschossen worden, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Weitere 37 Drohnen seien durch den Einsatz von Störsendern verloren gegangen oder hätten keine Sprengsätze getragen. Die russischen Streitkräfte fingen nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau in der Nacht 296 ukrainische Drohnen ab. Von dem Angriff seien 13 Regionen betroffen gewesen, darunter die Region Moskau sowie Brjansk, Kursk, Belgorod und Woronesch an der Grenze zur Ukraine.
Bei einem russischen Angriff auf die zentralukrainische Region Kirowohrad wurden nach Angaben des dortigen Gouverneurs drei Menschen verletzt. Ein Industrieunternehmen in der Stadt Switlowodsk sei beschossen worden, teilte Andrij Raikowytsch auf Telegram mit. Ein Feuer sei ausgebrochen, das inzwischen eingedämmt sei. Bei dem Angriff seien zudem 76 Privathäuser und ein neunstöckiges Wohngebäude beschädigt worden. 1.400 Einwohnerinnen und Einwohner seien ohne Strom gewesen.
- Nachrichtenagentur Reuters