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Gastrogewerbe in Frankfurt: "Die hohen Lebensmittelpreise treffen uns brutal"


Gastronomen vor schwerem Winter
"Die hohen Preise treffen uns brutal"

Von Roxana Frey und Stefan Simon

Aktualisiert am 07.09.2022Lesedauer: 3 Min.
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Eine Kellnerin trägt in einem Restaurant Essensteller.Vergrößern des Bildes
Eine Kellnerin trägt in einem Restaurant Essensteller. (Archivbild): Die Branche befürchtet massive Umsatzverluste im Winter. (Quelle: Marijan Murat/dpa./dpa)

Durch die explodierenden Energie- und Lebensmittelpreise blicken Frankfurter Gastronomen angespannt auf die nächsten Monate. Überleben sie den Winter?

Das Feierabendbier in der Kneipe um die Ecke, die Pizza beim Lieblingsitaliener – durch die Inflation mutieren viele dieser alltäglichen Dinge zu wahren Luxusgütern. Auch die steigenden Energiepreise machen vor der Gastronomie nicht halt – und die kalte Jahreszeit steht erst bevor. "Die Lage ist extrem herausfordernd, da die Branche zeitgleich mit explodierenden Kosten in den Bereichen Energie, Lebensmittel und Personal konfrontiert ist", sagt Guido Zöllick, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga).

Die Belastung aus mehreren Faktoren spürt auch Michael Kubala. Seit rund 11 Jahren ist er Inhaber des Lokals "Odyssee Kult" im Frankfurter Nordend. Es ist nicht die erste Wirtschaftskrise, die er als Gastronom erlebt: "Aber diesmal ist es eine doppelte Belastung, da wir in der Branche zum einen mit den steigenden Preisen, aber auch mit Personalmangel zu kämpfen haben", so Kubala. Der Branche mangelt es an Fachkräften und Minijobbern. Pandemiebedingt hatten sich viele beruflich umorientiert – und kamen nicht mehr zurück.

"Das haben wir besonders im Sommer gespürt", sagt Kubala. Trotzdem habe er sich während des vergangenen Lockdowns gut von der Politik unterstützt gefühlt: Die ersten finanziellen Hilfen seien unbürokratisch beantragbar gewesen und zeitnah überwiesen worden. Doch der Blick auf diesen Winter bereitet ihm Sorgen: Dank der steigenden Gaspreise werde er die Innenräume nur auf 19 Grad heizen. Besonders bei den steigenden Energiepreisen ist ein Ende der Preisspirale nicht abzusehen.

Das spüren auch die Gäste deutlich im Portemonnaie. Trotzdem merke Kubala bislang nicht, dass diese fernbleiben: "Unsere Stammgäste habe uns auch während Corona unterstützt." Er ist zuversichtlich, dass das auch über diesen Winter so bleibt.

Gaspreise steigen um 50 Prozent

Mit Personalproblemen hat John Bolender wie Kubala zwar nicht zu kämpfen, allerdings spürt er nun den Anstieg der Gaskosten. Er betreibt im Stadtteil Sachsenhausen die Jazzkneipe "Balalaika". Die Kosten seien um etwa 50 Prozent gestiegen, berichtet er t-online. "Ich zahle nun rund 700 bis 800 Euro, zuvor waren es 400. Da ich keine Personalkosten tragen muss, mache ich mir finanziell jedoch keine Sorgen", sagt Bolender.

Die Gastronomin Lena Iyigün setzt in diesen Zeiten auf die Treue ihrer Gäste. Im "Glauburgcafé" trifft sich die Nachbarschaft – daran ändert auch die Inflation bislang nichts: "Den einen Kaffee gönnt man sich immer noch", so Iyigün. Doch das Café spürt die Inflation: "Die hohen Lebensmittelpreise treffen uns brutal", sagt Iyigün. Besonders die Preissteigerung von über 30 Prozent bei Milchprodukten mache sich bemerkbar.

Die explodierenden Energiepreise belasten sie weniger. Iyigün bezieht für ihr Café Ökostrom aus deutschen Erneuerbare-Energien-Anlagen über die Bürgerwerke. Der Einkauf von Lebensmitteln mache hingegen 35 Prozent ihres Umsatzes aus. Auch die Personalkosten sind ein weiterer Faktor. Zwar musste sie pandemiebedingt keine Kündigungen aussprechen, allerdings machen sich die fehlenden studentischen Aushilfen auch hier deutlich bemerkbar. "Der Personalmangel ist ein strukturelles Problem der Branche", so Iyigün. Von Panikmache halte sie allerdings wenig.

Die Gastronomin setzt auf Nachhaltigkeit und Regionalität. Lieferengpässe bedingt durch den Krieg in der Ukraine habe sie größtenteils umgehen können: "Wir beziehen unser Dinkelmehl beispielsweise regional aus der Rhön. Das hat für uns einen großen Unterschied gemacht." Die Alternativen seien da, für Iygün ist es eine Frage der Konsumentscheidung.

Iyigün hofft, dass der Branche ein weiterer Lockdown-Winter verschont bleibt: "Dieser Stillstand von 0 auf 100 war bei den letzten Lockdowns nicht leicht für uns."

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