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Kölner Drogenboss: Bandenmitglieder packen über "asoziales" Verhalten aus


Entführungen, Explosionen, Verhöre
Er nennt sich "John Wick": Der brutale Kölner Drogenboss


23.05.2025 - 10:32 UhrLesedauer: 3 Min.
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Das Trümmerfeld nach der Explosion vor dem Modegeschäft "Live Fast Die Young": Die Explosionen sollen zum üblichen Repertoire der Drogenbande gehört haben. (Quelle: IMAGO/Christoph Hardt/imago)
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Der Kölner Drogenboss Sermet A. wird selbst unter seinen Vertrauten gefürchtet. Nach einem spektakulären Drogenraub ist er außer sich.

Aykut E. sitzt gerade bei einem Friseur in der Kölner Altstadt, als der Anruf kommt. Am anderen Ende ist Sermet A., seit Jahren ein enger Freund. Beide kennen sich vom Fußballspielen, hängen gemeinsam in Bars oder Restaurants ab. Doch nach Freundschaft klingt dieser Anruf laut Vernehmungen nicht. Aykut E. soll sofort zu einer Lagerhalle fahren – keine Diskussion.

Denn Aykut E. ist schon seit einigen Monaten nicht mehr nur ein Freund für Sermet A., er ist auch so etwas wie seine rechte Hand. Sie kaufen Kokain, Heroin und Marihuana aus Afrika und Europa ein und verschicken es nach ganz Deutschland. München, Dresden, Frankfurt am Main – fast überall sind die Kölner Drogen im Umlauf.

Kölner Drogenkrieg: Plötzlich sind Hunderte Kilogramm Marihuana verschwunden

Das geht aus Anklagen der Kölner Staatsanwaltschaft und Aussagen der Beteiligten hervor. Die Dokumente und Aussagen kommen im Zuge der laufenden Prozesse um den Kölner Drogenkrieg ans Licht – und geben erstmals Einblick, wie die Gewalt in Köln und der Region im vergangenen Sommer eskalieren konnte.

Video | Video zeigt Momente nach der Explosion
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Quelle: t-online

Die Geschäfte laufen zunächst gut, bis sich Ende Juni 2024 alles ändert. 700 Kilogramm Marihuana haben Sermet A. und seine Kollegen von einem Mann namens "Lago" gekauft und in eine Lagerhalle in Hürth bei Köln gebracht. Als Sermet A. in der Nacht zum 22. Juni angerufen wird, folgt der Schock: Die Hälfte der Drogen ist spurlos verschwunden.

Kölner Drogenboss sucht Verräter: Er nennt sich selbst "John Wick"

Der Bandenboss ist außer sich, sofort vermutet er einen Verräter innerhalb seiner Organisation. Alle, die vom Drogenversteck wussten, werden in ein Kalker Restaurant zitiert. Einige Anwesende berichten später von einem "Verhör". Mit dabei ein Mann namens "Ismael". 1,85 Meter groß, muskulös, mit Glatze. Anwesend, um einzuschüchtern.

Selbst enge Vertraute fürchten laut den Ermittlern die Rache des Bandenchefs. Aymen G., laut Anklage der Mann, der die Gruppe verraten haben soll, nennt Sermet A. "skrupellos" und "asozial". Selbst vor einem Telefonat mit dem Drogenboss hätte er Angst gehabt, sagt er später bei der Polizei.

Sermet A. würde auch nicht davor zurückschrecken, die eigenen Leute zu foltern. Auf der Messaging-Plattform Snapchat nennt er sich "John Wick". So heißt ein Auftragskiller aus einer Hollywood-Serie.

Schläge, Drohungen: Ermittler enthüllen Details zu brutaler Geiselnahme

Dass das keine leere Phrase ist, erfährt auch Aykut E. Als er zu der Adresse in Hürth fährt, erwarten ihn bereits mehrere Männer, die kein Deutsch sprechen. Sie haben fünf Menschen in ihrer Gewalt, gefesselt in der Halle, in der kurz zuvor noch der spektakuläre Überfall stattgefunden hat. Aykut E. soll zwischen den Geiseln und den Geiselnehmern, die offenbar aus den Niederlanden stammen, übersetzen.

Dabei will er von Schlägen, Drohungen oder sogar Einsätzen von machetenähnlichen Messern nichts mitbekommen haben, lässt er über seinen Anwalt mitteilen. Unglaubwürdig, finden die Ermittler.

Zumal mehrere der Geiseln später angeben, Angst um ihr Leben gehabt zu haben. In diesem Fall sind sie Opfer, in anderen Drogenverfahren die Täter. Ein Polizist spricht von einem Stuhl, der mit einer Plane verdeckt gewesen wäre. Es hätte so ausgesehen, als hätte dort mal ein Mensch gesessen. Auf Höhe des Halses: Ein Seil, um möglicherweise die Luft abzuschnüren.

Drogenkrieg: Anonyme E-Mail bringt Ermittler auf die Spur der Täter

Die Polizei beendet die Geiselnahme nach wenigen Stunden. Aykut E. wird von den Ermittlern zunächst nicht als Beteiligter gesehen. Er darf den Tatort nach einer kurzen Befragung verlassen – bis er Ende 2024 verhaftet wird. Eine der Geiseln, Bandenmitglied Ilias E., taucht aus Angst vor Sermet A. dagegen unter. Er sollte auf die 700 Kilogramm Marihuana aufpassen – und ist somit für den Verlust der Ware verantwortlich.

Ilias K. ist es auch, der in einer anonymen Mail die Kölner Polizei über die Strukturen der Kölner Drogenbande aufklärt und die Beteiligten benennt. Davon gehen die Ermittler mit hoher Wahrscheinlichkeit aus. Denn die Telefonnummer, die hinter dem anonymen E-Mail-Konto hinterlegt ist, kann die Staatsanwaltschaft Ilias K. zuordnen. Im Januar 2025 stellt er sich der Polizei – und räumt einige Taten ein.

Wer ist "Lago"? Drogenhändler im Fokus der Kölner Ermittler

Und dann gibt es noch eine weitere Unbekannte: "Lago", der eng mit Sermet A. zusammengearbeitet haben soll. Er soll noch mächtiger als der Kölner Drogenboss sein. Wo er sich aufhält, ist derzeit unklar.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Eigene Berichterstattung
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