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Haftantritt verpasst – ehemaliger Kölner Rocker-Boss auf der Flucht


Haft nicht angetreten
Ehemaliger Kölner Rocker-Boss ist auf der Flucht

Von Florian Eßer

Aktualisiert am 01.07.2021Lesedauer: 3 Min.
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Ein Mitglied des Rockerclubs Bandidos (Symbolbild): Der ehemalige Köln-Chef der Gruppierung ist auf der Flucht, nachdem er nicht zum Haftantritt erschien.Vergrößern des Bildes
Ein Mitglied des Rockerclubs Bandidos (Symbolbild): Der ehemalige Köln-Chef der Gruppierung ist auf der Flucht, nachdem er nicht zum Haftantritt erschien. (Quelle: BildFunkMV/imago-images-bilder)

Der ehemalige Bandidos-Boss Aykut Ö. wurde wegen der Beteiligung an einer Schießerei zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Vor dem Antritt der Strafe drückte er sich aber – nun ist er auf der Flucht.

Es ist der 4. Januar 2019, ein Freitag, kurz vor 14 Uhr. Bei der Leitstelle der Kölner Polizei gehen mehrere Notrufe ein: In der Innenstadt, in direkter Nähe zum Hauptbahnhof sollen Schüsse gefallen sein. Die Einsatzkräfte der Polizei, darunter schwerbewaffnete Beamte, sind schnell am Tatort und können einen der beiden Schützen verhaften: Bei dem Festgenommenen handelt es sich um den damals 29-jährigen Orhan A., ein Mitglied der Rockergang Hells Angels.

Der zweite Schütze ist zunächst flüchtig, kann im Laufe der Ermittlungen aber doch ausfindig gemacht werden: Es ist Aykut Ö., der ehemalige Kölner Boss des hiesigen Bandidos-Chapters.

Maschinenpistolen und Molotows: Rockerkrieg in Köln

Die beiden verfeindeten Bandenmitglieder waren im Büro eines Steuerberaters unweit des Breslauer Platzes in Streit geraten, die Auseinandersetzung verlagerte sich vor die Tür. Draußen geben beide Kontrahenten Schüsse aufeinander ab, verletzt wird niemand.

Noch am selben Tag kommt es zu einer erneuten Schießerei in Köln – diesmal im Stadtteil Buchheim, als Mitglieder der Bandidos mit Maschinenpistolen das Feuer auf das Café "Joker’s" eröffneten, in dem sich zum Zeitpunkt des Angriffs Hells Angels aufhielten. Einige Jahre zuvor wurde das Café schon einmal angegriffen. Damals schmissen die Täter Molotowcocktails auf den Laden, der von Ö.s Rivalen Orhan A. betrieben wurde.

Haftantritt immer wieder aufgeschoben

Im September des letzten Jahres wurde Aykut Ö. wegen des unerlaubten Führens einer Schusswaffe vor dem Landgericht in Köln zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Das knappe Jahr, in dem der ehemalige Bandidos-Chef in Untersuchungshaft gesessen hatte, wurde ihm angerechnet. Den Rest seiner Freiheitsstrafe sollte er im offenen Vollzug der JVA Euskirchen absitzen – angetreten hat Ö. seine Haftstrafe aber nie.

"Das Urteil gegen den Verurteilten ist seit dem 18. März 2021 rechtskräftig", erklärt Ulrich Bremer, der Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft auf Anfrage, jedoch hätten Ö. und sein Anwalt immer wieder einen Aufschub des Haftantritts beantragt: "Dieses Antragsrecht steht ihm nach der Strafprozessordnung zu”, so Bremer, "einem dieser Anträge musste aus medizinischen Gründen entsprochen werden."

Hexenschuss als angeblicher Grund für Haftaufschub

Wie die "Bild" aus Ermittlerkreisen erfahren haben will, hätte Ö. unter anderem behauptet, am Coronavirus erkrankt zu sein oder einen Hexenschuss erlitten zu haben. Diese Angaben wollte Oberstaatsanwalt Bremer jedoch nicht bestätigen. Fest steht allerdings, dass der 34-jährige Bandido auch zu seinem abermaligen Haftantritt am 1. Juni nicht erschienen ist: "Deshalb wird nun mit Haftbefehl nach ihm gefahndet", erzählt Bremer. Auch werde derzeit geprüft, ob man Ö. in ganz Europa zur Fahndung ausschreiben könnte, da es möglich sei, dass sich der Kölner mit Wurzeln in der Türkei ins Ausland abgesetzt haben könnte.

Auf seinem Instagram-Profil zeigt sich Ö. mit teuren, diamantbesetzten Uhren, Sportwagen und stolz in der Kutte seines Clubs. Gelebt hatte Ö. gemeinsam mit seiner Ehefrau und zwei Kindern an einer gehobenen Adresse im Kölner Rheinauhafen. Diesen Luxus finanzierte sich das Paar unter anderem durch den Betrug an einem Schweizer Geschäftsmann: Ö.s Frau hatte dem Schweizer gegenüber, mit dem sie ein Verhältnis unterhielt, ihre beiden Kinder als seine ausgegeben. Tatsächlich aber war Ö. der Vater und kassierte mit seiner Frau das Unterstützungsgeld für die beiden Kuckuckskinder. Für diesen Betrug wurde die Ehefrau zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

Jetzt droht geschlossener Vollzug

Nun aber dürfte es mit dem Luxusleben endgültig vorbei sein: Durch seine Flucht hat sich der Bandido die Unterbringung im offenen Vollzug verspielt, die ihm während seiner Haftzeit gewisse Freiheiten erlaubt hätte: “Im Fall seiner Festnahme dürfte der Verurteilte die Strafe im geschlossenen Vollzug verbüßen”, erklärt Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer.

Dafür müsste Ö. nun aber erst einmal gefasst werden. Und dass der Flüchtige den Behörden das nicht leicht machen wird, zeigt sich, wenn man einen Blick auf seinen Instagramaccount wirft. Seinen letzten Post aus dem Jahr 2019 kommentierte Ö. mit Worten: "Ihr wollt mich fallen sehen – ich zeige euch wie man fliegen kann."

Gerüchteweise soll der Bandido nun tatsächlich ausgeflogen sein – nach Spanien.

Verwendete Quellen
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