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Kommentar zum FC Bayern: Kein Aprilscherz


Bayern in der Liga-Krise
Mia san schlagbar

MeinungVon Julian Buhl

Aktualisiert am 20.03.2023Lesedauer: 3 Min.
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Enttäuscht: Bayern-Stars Musiala, Gnabry, Goretzka und Kimmich (v. li.).Vergrößern des Bildes
Enttäuscht: Die Bayern-Stars Musiala, Gnabry, Goretzka und Kimmich (v. li.). (Quelle: IMAGO/TEAM2sportphoto)

Der deutsche Rekordmeister geht mit einer herben Niederlage in die Länderspielpause. Danach wartet das Duell mit Borussia Dortmund – und die Münchner können sich auf nichts mehr verlassen.

Normalerweise sind genau das die Momente, in denen der FC Bayern zur Stelle ist. Dann, wenn es darauf ankommt und die Konkurrenten gerade ihre Chance wittern, ist der Rekordmeister für gewöhnlich da. "Mia san mia" nennen die Münchner dieses traditionelle Selbstbewusstsein, das sie seit Jahrzehnten ausstrahlen und längst zu ihrem Vereinsmotto gemacht haben.

In der Champions League trug sie das mit acht Siegen in acht Spielen nach dem jüngsten Triumph gegen Paris Saint-Germain mal wieder bis ins Viertelfinale.

Heile Welt? Von wegen. Denn bei allem Glanz in Europa – im Tagesgeschäft wirken die Bayern zurzeit ziemlich blass. In der Bundesliga wurde das bayerische Selbstverständnis mit der 1:2-Niederlage am Sonntag in Leverkusen nun zum bereits wiederholten Male in dieser Saison erschüttert. Die Bayern verloren damit nicht nur das Spiel, sondern auch endgültig die Tabellenführung an Borussia Dortmund.

Oliver Kahn hatte schon gewarnt

Das Undenkbare ist geschehen. Anfang November noch hatten die Bayern komfortable neun Punkte Vorsprung auf ihren Hauptrivalen, verabschiedeten sich sorglos in die WM-Pause. Hätte man ihnen damals von der aktuellen Entwicklung erzählt, die Münchner hätten sie nicht für möglich und bestenfalls für einen schlechten Aprilscherz gehalten.

Jetzt müssen die Bayern aber erkennen: Es ist kein Aprilscherz, sondern die aus ihrer Sicht bittere Wahrheit. Die Münchner werden nach der Länderspielpause am 1. April tatsächlich als Herausforderer ins direkte Duell mit dem BVB gehen. Mit einem Punkt Rückstand und noch dazu mit einem Trend, der klar gegen sie spricht – und für die Dortmunder. Die haben von den zehn Ligaspielen in diesem Kalenderjahr neun gewonnen und sich nur ein unglückliches 2:2 gegen Schalke geleistet. Die Münchner dagegen gewannen 2023 im gleichen Zeitraum gerade einmal fünf Partien in der Bundesliga, spielten dreimal 1:1 und kassierten in Leverkusen bereits ihre zweite Niederlage.

Der Liga-Gipfel am 1. April wird also ein Meisterduell, das den Namen dieses Mal wirklich verdient hat. Bayern-Vorstandsboss Oliver Kahn hatte in den vergangenen Wochen mehrfach gewarnt, Platz eins auf keinen Fall erneut verlieren zu dürfen, nachdem vom 6. bis zum 12. Spieltag Union Berlin Tabellenführer war. Cheftrainer Julian Nagelsmann scheint den Ernst der Lage erkannt zu haben: "Wir müssen auf jeden Fall gewinnen, sonst wird es schwierig, die Meisterschaft zu holen", sagte der 36-Jährige nach dem Leverkusen-Spiel.

Alles hausgemachte Probleme

Er weiß: Darauf, dass der BVB – wie stets in den vergangenen Jahren – in den entscheidenden Momenten der Saison patzt, können sich die Bayern in der aktuellen Form der Schwarz-Gelben nicht mehr verlassen. Und nicht mal mehr darauf, dass Dortmund in solch entscheidenden Phasen immer wieder ein gern gesehener Gegner war: 3:1 am 31. Spieltag in der letzten Saison, 4:2 am 24. Spieltag 2020/21, 5:0 am 28. Spieltag 2018/19, sogar 6:0 in der 28. Runde noch ein Jahr davor. Regelmäßig ließen die Münchner ihre Wut am vermeintlichen Titelrivalen aus und rückten die Machtverhältnisse eindrucksvoll wieder zurecht.

Davon scheint die Mannschaft momentan meilenweit entfernt. Der FC Bayern muss sich mit der neuen Realität abfinden. Und die ist: Die Münchner kämpfen jetzt nicht nur mit dem BVB um den Titel, sondern auch darum, ihr eigenes erschüttertes Selbstverständnis zurückzugewinnen und wieder Ruhe reinzubringen. Und: Sie sind selbst schuld daran – nicht bloß auf dem Spielfeld.

Denn mit zahlreichen Geschichten abseits des Platzes brachten sie sich zuletzt immer wieder selbst aus dem Tritt. Dazu gehörten die Debatte um die Entlassung ihres Torwarttrainers Toni Tapalovic und Manuel Neuers öffentliche Reaktion darauf, Serge Gnabrys Trip zur Fashion Week nach Paris, Leroy Sanés wiederholte Unpünktlichkeiten und zuletzt die "Maulwurf"-Affäre, als teaminterne Taktikanweisungen an die Öffentlichkeit gelangt waren. Alles hausgemachte Probleme, die an Zeiten des "FC Hollywood" erinnern.

Zumindest was den Meisterschaftskampf angeht, strahlt der Champion der vergangenen zehn Jahre derzeit nicht mehr "Mia san mia" aus, sondern: "Mia san schlagbar." Der BVB wird in knapp zwei Wochen auf die Probe stellen, ob das stimmt – oder ob der FC Bayern im entscheidenden Moment eben doch wieder zur Stelle ist.

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