FC Bayern: Robben so wertvoll wie nie

Auch gegen Eintracht Braunschweig trug Arjen Robben wieder Strumpfhose, langärmliges Unterhemd und Handschuhe. Der Holländer mag die Kälte nicht - er ist das, was man im Amateurlager einen Schönwetterfußballer schimpfen würde. Beim 2:0-Sieg gegen das Bundesliga-Schlusslicht war er dennoch der mit Abstand beste Mann auf dem Platz und sorgte mit seinem Doppelpack (2. und 30. Minute) fast im Alleingang dafür, dass der FC Bayern auch im 39. Spiel in Folge ungeschlagen blieb. "Er hat heute das Match entschieden und ich freue mich sehr für ihn", lobte Sportvorstand Matthias Sammer.

Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt in der Münchner Allianz Arena tat Robben alles, um warm zu werden: Er rannte, kämpfte, tauchte mal rechts und mal links am Flügel auf und schoss insgesamt sieben Mal aufs Tor. Vor dem Gehäuse blieb er zudem - passend zur Jahreszeit - eiskalt. "Es hat einfach Spaß gemacht", sagte ein sichtlich zufriedener Robben nach Schlusspfiff.

Der 29-Jährige stand mit seiner Leistung damit sinnbildlich für die Dominanz des Rekordmeisters gegen lange Zeit überforderte Niedersachsen. Vor allem in der ersten Hälfte war die Überlegenheit der Hausherren, bei denen Daniel van Buyten für Jerome Boateng in der Innenverteidigung spielte, beinahe erdrückend. 79,1 Prozent Ballbesitz, 11:0 Torschüsse, 477:124 Pässe sprechen eine eindeutige Sprache.

Robben der entscheidende Faktor

Erst mit Beginn der zweiten Halbzeit traute sich der Aufsteiger etwas aus der Deckung. Nach 90 Minuten waren so insgesamt acht Bälle in Richtung Manuel Neuer, der nach den Ausfällen von Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger erneut die Kapitänsbinde trug, geflogen. Ein Kopfball von Kevin Kratz prallte sogar an die Latte - am souveränen Erfolg der Bayern änderte sich aber freilich nichts mehr. Den hatte der überragende Robben bereits in den ersten 45 Minuten gesichert.

Der Niederländer war mit seinen Saisontoren fünf und sechs wieder einmal der entscheidende Faktor. Wenn es in dieser Saison darauf ankommt, ist Robben zur Stelle. Wie zuletzt beim Gipfeltreffen in Dortmund, als er mit seinem Treffer zum 2:0 den Deckel endgültig draufmachte auf den wichtigen Auswärtserfolg. Oder auch bei allen seinen bisherigen Auftritten in der Champions League (vier Spiele, drei Tore, fünf Vorlagen).

"Hat einen Mittelweg gefunden"

Einen großen Anteil an der Topform Robbens hat Pep Guardiola. Der spanische Trainer gönnt seinem Star immer wieder einmal eine Auszeit. "Wir müssen auf Arjen auspassen", hatte Guardiola schon vor Wochen gesagt. Das macht sich jetzt bezahlt.

Der sonst so anfällige Robben kommt bislang ohne größere Verletzungen durch die Saison und ist körperlich so fit wie lange nicht. "Ich habe immer gesagt, er ist Vollprofi. Er muss auch mal durchschnaufen und hat einen guten Mittelweg gefunden", sagte Sammer. Robben hat verstanden, dass er seinen Körper schonen muss. Mittlerweile ist er nicht mal mehr sauer, wenn er auf der Bank Platz nehmen muss. "Wir brauchen alle Spieler in dieser Saison, da ist es wichtig, auch mal eine Pause zu bekommen", sagte er.

Die einstige Diva stellt sich komplett in den Dienst der Mannschaft. Egoistische Ausflüge oder zickige Aussagen gibt es nicht mehr. Der einzige kleine Streit kam auf, als Guardiola Robben beim Spiel gegen Mainz (4:1) die Ausführung eines Elfmeters verbot. Ansonsten ist Ruhe im Karton.

Sogar Sammer ist zufrieden

Und das kommt allen zugute. Robben kann sich voll auf die wichtigen Spiele konzentrieren, es gibt keine Nebenkriegsschauplätze mehr, die die Leistung des Teams beeinflussten könnten und Bayern-Doktor Hans-Wilhelm Müller Wohlfarth hat endlich einen Dauerpatienten weniger. Das ist angesichts der langen Verletztenliste mit Schweinsteiger, Lahm, Franck Ribéry, Holger Badstuber, Claudio Pizarro und Xherdan Shaqiri enorm wichtig für den FC Bayern.

Dementsprechend glücklich präsentierte sich selbst Dauernörgler Sammer in den Katakomben: "Es ist aller Ehren wert, was die Mannschaft leistet", sagte er: "Erste Halbzeit sehr gut, zweite Halbzeit zwei Gänge raus. Da hat's gemenschelt bei uns, passiert auch."

"Ich klopfe auf Holz"

Guardiola, der ein "schwieriges Spiel" gesehen hatte, wusste, bei wem er sich für die drei Punkte bedanken musste: "Robben ist sehr wichtig für unser Spiel, er macht viele Tore", sagte er und fügte an: "Er war immer noch nicht verletzt. Im Moment ist er fit - ich klopfe auf Holz, dass das so bleibt."