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Verletzungen beim FC Bayern München: Pech oder Pep Guardiola?


14 Muskelverletzungen
Bayern-Seuche: Welchen Anteil hat Guardiola?

t-online, mxm

Aktualisiert am 27.01.2016Lesedauer: 4 Min.
Verlangt Pep Guardiola (li.) seinen Spielern wie Jérôme Boateng zu viel ab?Vergrößern des BildesVerlangt Pep Guardiola (li.) seinen Spielern wie Jérôme Boateng zu viel ab? (Quelle: MIS/imago-images-bilder)
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Zum Auftakt von Pep Guardiolas Abschiedstournee beim FC Bayern war ein vertraut gewordener Bekannter mit von der Partie: das Verletzungspech. Oder ist es gar kein Pech? "Wir haben die Seuche am Stiefel", sagte Thomas Müller zur Verletzung von

Die drängendste: Trägt der Trainer eine Schuld? Der erneut laut werdende Vorwurf lautet, dass Guardiola seine Stars ohne Rücksicht auf Verluste in die Schlachten um Titel führe.

Doch es gibt noch weitere Fragen: Welche Rolle spielt das bemerkenswert aufgestellte Ärzteteam an der Säbener Straße? Oder sind die vielen Muskelverletzungen eine unweigerliche Folge der grundsätzlich gestiegenen Belastungen im Profi-Fußball?

Guardiolas Traum vom fitten Kader geplatzt

In der historischen Fabel-Saison 1968/1969, in der Bayern vom ersten Spieltag an Tabellenführer war und den ersten Start-Ziel-Sieg der Bundesliga einfuhr, setzte Trainer Branko Zebec nur 13 Spieler ein. Heutzutage undenkbar.

"Mein Traum ist, dass der ganze Kader fit ist", wünschte sich Guardiola vor Saisonbeginn. Auch nach der Champions-League-Vorrunde flehte er: "Bitte keiner verletzt, bitte alle fit! Ich will in Europa mit der besten Mannschaft kämpfen."

Boateng: "Schon ein schwerer Schlag"

Stoßgebete ohne Durchschlagskraft: Mit Boateng fällt allein in der laufenden Saison bereits zum 14. Mal ein Münchner mit verletztem Muskel aus. Beim 2:1 über den HSV am Freitag machte er nach einem harmlosen Zweikampf noch im Abrollen die Auswechsel-Geste. "In dem Zweikampf ist es mir reingeschossen. Ich hatte in meiner Karriere noch nie eine schwere Muskelverletzung und habe gehofft, dass es nur ein Faserriss ist", sagt Bayerns Abwehrchef dem "kicker".

Dem Fachmagazin zufolge erlitt der 27-Jährige einen Muskelbündelriss im Adduktorenbereich, inklusive Sehnenriss, und wird damit wohl mindestens drei Monate fehlen. "Ich bin natürlich enttäuscht, das ist schon ein schwerer Schlag. Aber jetzt versuche ich natürlich, so schnell wie möglich wieder auf den Platz zu kommen. Ich brauche ein bisschen Geduld, aber ich versuche, positiv nach vorne zu gucken."

Negativtrend unter Guardiola

"Sehr bitter", befand Kapitän Philipp Lahm, "das tut uns sehr, sehr weh". Hohe Verletzungsquoten und lange Genesungszeiten scheinen ein unschönes Merkmal des deutschen Branchenführers geworden zu sein. Doch warum? "Ich habe keine Erklärung dafür, dass wir so häufig Muskelverletzungen haben", rätselte Lahm. Tatsächlich nahmen sowohl Häufigkeit als auch Intensität der Muskelverletzungen unter Guardiola zu.

Drei Muskelverletzungen waren es laut "transfermarkt.de" 2009/2010, als die Bayern unter Louis van Gaal in die Endspiele des DFB-Pokals und der Champions League einzogen. Dabei war allerdings nur eine Verletzung, die mehr als ein Spiel Pause forderte: Mario Gomez musste mit einem Muskelfaserriss drei Liga-Partien aussetzen. In der Triple-Saison 2012/2013 unter Jupp Heynckes waren es zwar 15 Muskelverletzungen, aber nur in sieben Fällen fehlte ein Profi mehr als ein Ligaspiel, viermal war Arjen Robben betroffen. In den drei Guardiola-Spielzeiten zeichnete sich ein gewisser Negativtrend ab: mit vier, acht und nun bereits neun schweren Muskelverletzungen.

"Ich möchte, dass Spieler so schnell wie möglich wieder spielen"

Nicht erst seit Boatengs Aus ist Guardiolas Grüner Daumen in Bezug auf die Hege und Pflege seines Spielergartens in der Kritik. "Ich möchte nur, dass die Spieler so schnell wie möglich wieder spielen", sagte der Coach im Frühjahr 2015, nachdem der langjährige Teamarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt seinen Abschied verkündet hatte: "Wenn der Arzt sagt, der Spieler ist in acht Wochen fit, will ich ihn in sieben Wochen haben."

Als letzter Leidtragender dieser Philosophie gilt Franck Ribéry. Nach seinen mysteriös anmutenden Sprunggelenksproblemen über fast zehn Monate geriet der Wiederaufbau offensichtlich zu kurz, seine Rückkehr in die Startelf im letzten Champions-League-Gruppenspiel kam zu früh. Die Quittung: ein Muskelbündelriss im Oberschenkel samt erneuter Auszeit. Ob nun Guardiola seinen Spielern zu viel abverlangt oder die Spieler selbst ungeduldig oder aus Angst um ihren Stammplatz aufs Feld drängen: Wo blieb die Intervention der Ärzte?

Illustres Spezialistenteam

Immerhin stockte der FC Bayern die medizinische Abteilung auf. Nach Müller-Wohlfahrts Abgang übernahm Dr. Volker Braun als neuer Mannschaftsarzt auf dem Bayern-Gelände, Dr. Roland Schmidt kam hinzu und Dr. Holger Broich erhielt mehr Kompetenzen im Bereich der Leistungsdiagnostik und Prävention. Außerdem wurde der FCB auf dem Ärzte-Transfermarkt aktiv: Fitnessexperte Dr. Andreas Schlumberger wechselte vom BVB an die Isar und Kniespezialist Dr. Ernst-Otto Münch, Teamarzt des Deutschen Ski-Verbands, koordiniert nun den Ärztestab.

Schließlich wurde der Medizinermannschaft ein für 5,5 Millionen Euro ausgebautes Leistungszentrum zur Verfügung gestellt, inklusive MRT-Gerät, Kältekammer, Schwimmbecken - nur das Beste vom Besten. Über die nächste Neuerung wird bereits spekuliert, wobei es eine spektakuläre Rückkehr wäre: Laut der "Sport Bild" soll nach Guardiolas Abschied im Sommer Müller-Wohlfahrt zurückkommen. Es wäre ein Zeichen, dass das Zerwürfnis mit dem Arzt allein Guardiolas Sache war. Sein Comeback würde bedeuten, dass sich der Klub wieder vom mächtigen Wunschtrainer emanzipiert und dessen Entscheidungen teilweise revidiert.

"Es ist kein Pech"

Wie in so vielen Dingen dürften auch bei der Verletztenmisere des FC Bayern die Ursachenforschung und die Schuldfrage komplexer sein als ein klares Schwarz-Weiß. Bereits im Sommer konstatierte eine Langzeitstudie der Europäischen Fußball-Union (UEFA) im Bereich der Verletzungen erhebliche Mängel der Bundesliga-Klubs. Als größtes Problem in der Vorsorge nannte Studienleiter Prof. Dr. Jan Ekstrand dem "kicker" eine "fehlende interne Kommunikation". Die Absprache zwischen medizinischer Abteilung und sportlicher Leitung sei mangelhaft.

Gleichzeitig wies Ekstrand schon des Öfteren auf die wichtige Rolle der Trainer hin: "Coaches, die sagen, sie hätten Pech mit Verletzungen, zeigen, dass sie nicht wirklich Ahnung von diesen Dingen haben." Wo die Gründe nun aber sonst liegen, ist seit Jahren die Gretchenfrage für den FC Bayern. Eine Antwort steht bislang aus, externe Schuldzuweisungen verbieten sich, doch zumindest lässt sich mit Ekstrand sagen: "Es ist kein Pech."

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