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Confed-Cup: Auch Reiner Calmund hat Problem mit dem Projekt


Calmund über das DFB-Team
"Darum wird der Confed-Cup kein Lulu-Turnier"

t-online, Reiner Calmund

Aktualisiert am 16.06.2017Lesedauer: 4 Min.
Sandro Wagner traf gegen San Marino dreimal und lässt sich hier von Lars Stindl feiern. Reiner Calmund ist begeistert von der Breite des deutschen Kaders.Vergrößern des BildesSandro Wagner traf gegen San Marino dreimal und lässt sich hier von Lars Stindl feiern. Reiner Calmund ist begeistert von der Breite des deutschen Kaders. (Quelle: imago-images-bilder)
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Am kommenden Wochenende beginnt der Confed Cup in Russland. Deutschland hat sich mit dem 7:0 gegen San Marino warm geschossen – und Reiner Calmund erklärt in seiner Kolumne bei t-online.de, warum das Turnier ein Erfolg wird und was er von der Verlegenheits-Mannschaft des DFB hält. Er sagt, wer jetzt mehr Verantwortung übernehmen muss und wem er eine große Zukunft zutraut.

Die Kolumne von Reiner Calmund bei t-online.de.

Ich gebe zu: Auch ich habe ein Problem mit dem Confed-Cup, der am kommenden Samstag in Russland beginnt. Allerdings gestaltet sich mein Problem ein wenig anders als das der meisten Fachleute und Fans in Deutschland. Für mich ist es ein völlig normaler Wettbewerb, der seit Jahrzehnten fest im weltweiten Fifa-Rahmenterminplan verankert ist.

Ich verstehe nicht, warum das Turnier so einen schlechten Ruf hat

Ich halte dieses Turnier für sinnvoll, sowohl aus organisatorischen als auch aus sportlichen Gründen. Mein Problem ist, dass ich mich damit offenbar in der Minderheit befinde. Ich frage mich: Warum? Warum hat dieser Wettbewerb ein dermaßen schlechtes Image?

Wenn die Journalisten aus aller Herren Länder in diesen Tagen nach Moskau, St. Petersburg, Kasan und Sotschi reisen, dann bilden sie quasi die Vorhut für alle, die im kommenden Jahr nach Russland zur WM fahren. Was darf man sich anschauen? Worüber darf berichtet werden? Was muss verbessert werden? Wo ist alles halb so wild wie befürchtet?

Man lernt das Land kennen, in dem die WM stattfindet, das gilt für Spieler, Fans und Medien.

Die Verlegenheits-Mannschaft kann sich sehen lassen

Ob im Kader 2018 viele Spieler auftauchen, die Joachim Löw nun mit zum Confed Cup nimmt, darf bezweifelt werden. Am Ende werden es zwei nahezu komplett unterschiedliche Teams sein. Wobei die Verlegenheits-Mannschaft dieser Tage eine Menge positiver Signale abgegeben hat, sowohl gegen Dänemark als auch gegen San Marino.

Der Kader, mit dem Löw in Russland gegen Australien, Chile und Kamerun spielt, kann sich sehen lassen. Er zeugt von der unglaublichen Breite an Klasse-Fußballern, die dem Bundestrainer zur Verfügung steht. Jeder Spieler kann Gewinn aus dem Turnier ziehen: Jungs wie Sandro Wagner, Lars Stindl, Diego Demme, Marvin Plattenhardt, Amin Younes oder Kerem Demirbay, die völlig neu im Kreis der Nationalmannschaft sind und sichtbar darauf brennen, die unverhoffte Chance zu nutzen.

Diese Spieler müssen mehr Verantwortung übernehmen

Dann „Routiniers“ wie Julian Draxler, Emre Can, Matthias Ginter, Jonas Hector, Shkodran Mustafi, Joshua Kimmich, Antonio Rüdiger oder Sebastian Rudy, die nun automatisch mehr Verantwortung übernehmen müssen und so den nächsten Entwicklungsschritt gehen können.

Schließlich die jungen Kerle wie Benni Henrichs, Julian Brandt, Niklas Süle, Leon Goretzka oder Timo Werner, die ihre Qualität im DFB-Team auf dem internationalen Parkett bestätigen können, weil sie ziemlich sicher Spielzeit erhalten werden.

Es wird kein Lulu-Turnier

Es wird kein Lulu-Turnier, die Gegner kommen mit ihren stärksten Aufgeboten, für alle wäre es ein großer Image-Gewinn, Deutschland – den amtierenden Weltmeister – zu schlagen. Gegen diese Einstellung, da bin ich sicher, werden die Jungs von Joachim Löw ihrerseits mit dem richtigen Elan ans Werk gehen. Die Begeisterung im Kader war in Nürnberg auch für einen Außenstehenden auffällig, da hat sich binnen kürzester Zeit ein scheinbar wild zusammen gewürfelter Haufen gefunden, der nicht gewillt ist, sich kampflos zu ergeben. Ich habe mich im Frankenstadion mit vielen erfahrenen Journalisten und DFB-Funktionären unterhalten und sie alle bestätigten mir, dass in diesem Kader spürbare Begeisterung steckt, gepaart mit dem ausgeprägten Willen, den deutschen Fußball würdig zu vertreten.

Ein Confed Cup – so wenig beliebt er auch hierzulande ist – kann ja auch Startpunkt für große Karrieren sein. Bernd Schneider, Michael Ballack, Jens Lehmann oder Oliver Neuville schnupperten erstmals richtige internationale Turnierluft bei solch einer Veranstaltung. Vor zwölf Jahren erlebten wir beim Confed Cup in Deutschland die Wiedergeburt der Begeisterung für unsere Nationalmannschaft. Beim Halbfinale in Nürnberg unterlag die DFB-Auswahl – mit Jürgen Klinsmann und Jogi Löw an der Linie – knapp mit 2:3 gegen den späteren Sieger Brasilien, der alle Top-Stars dabei hatte und im Finale Argentinien mit 4:1 überrollte.

Beim Confed Cup ging der Stern von Poldi und Schweini auf

Bei diesem Turnier 2005 feierten Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger den Start ihrer großartigen Länderspiel-Karriere, die enttäuschende Vorstellung unserer Nationalmannschaft bei der EURO 2004 in Portugal war nach einem guten dritten Platz vergessen. Dieses Turnier damals machte Lust auf mehr und sorgte so für eine riesige Vorfreude auf die WM 2006, die zum Sommermärchen wurde.

Man kann es also auch positiv sehen und sich darüber freuen, solch ein Testturnier spielen zu können. Ich bin sicher, für keinen der Nominierten ist dies eine Belastung, für fast alle aber eine große Herausforderung.

Viele Namen, viel Qualität, noch mehr Perspektive

Der Kreis der Spieler, die sich für die A-Nationalmannschaft aufdrängen, wird noch größer, als er ohnehin schon ist. Man muss sich einmal vor Augen halten, wer alles fehlt: Neuer, Boateng, Hummels, Höwedes, Khedira, Kroos, Weigl, Özil, Gündogan, Müller, Gomez, Sané, Reus, Götze, Schürrle, Bellarabi – das sind 16 Spieler, die normalerweise dem Kader angehören. Und denkt man dann an die U21-Akteure, die ab der kommenden Woche in Polen das EM-Turnier spielen, wird es fast inflationär: Tah, Dahoud, Gnabry, Meyer, Philipp, Selke – viele Namen, viel Qualität, noch mehr Perspektive.

Das waren nun eine Menge Namen, die zeigen: Deutschland muss vor keinem Turnier jammern. Unser Volkssport Nummer eins ist dank hervorragender Arbeit in den Vereinen immer in der Lage, ein paar gute Mannschaften sogar gleichzeitig auf die Beine zu stellen.

Also: Freuen wir uns auf die. Chef-Bedenkenträger und die "Fans", die immer dafür sind, dass sie dagegen sind, sollten einfach den Fernseher auslassen. Das klappt immer.

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