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Hertha BSC: Boss Carsten Schmidt geht – alles wieder auf Anfang bei Hertha


Nächster Rückschlag
Der Boss geht – alles wieder auf Anfang bei Hertha BSC

Von Andreas Becker

12.10.2021Lesedauer: 4 Min.
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Hertha BSC: Trainer Pal Dardai (l.) ist noch da, Boss Carsten Schmidt jetzt weg.Vergrößern des Bildes
Hertha BSC: Trainer Pal Dardai (l.) ist noch da, Boss Carsten Schmidt jetzt weg. (Quelle: Matthias Koch/imago-images-bilder)

Nach nicht einmal einem Jahr muss sich Hertha BSC schon wieder einen neuen Geschäftsführer suchen. Der Abgang von Carsten Schmidt ist der nächste Rückschlag auf dem erhofften Weg zum Topverein.

Diese Nachricht schlug ein, wie eine Bombe: Boss Carsten Schmidt, der erst am 1. Dezember 2020 zum Verein gestoßen war, verlässt Hertha BSC – und das mit sofortiger Wirkung. Schmidt selbst sagt in einer offiziellen Mitteilung: "Es sind ausschließlich unauflösbare private Gründe aufgrund von Krankheit in meinem direkten familiären Umfeld, die mich zu diesem Schritt veranlassten."

In der sportlichen Krise, in der sich die Berliner befinden (nur zwei Siege aus sieben Liga-Spielen; Tabellenplatz 14), nun auch noch das. Der Verein kommt nicht zur Ruhe, und das jetzt schon seit zwei Jahren. Nicht wenige Hertha-Fans wünschen sich die Zeit aus dem Sommer 2019 zurück. Der Klub hatte sich mit Trainer Pal Dardai zwar gerade wieder nur auf Platz elf gerettet. Aber in Fanaugen waren es windstille, stabile Zeiten. Bevor dann die stürmischen Zeiten begannen: Trainerwechsel Nummer eins (Covic für Dardai), Investor Lars Windhorst steigt in den Klub ein, Jürgen Klinsmann übernimmt, ist dann wieder weg, Klinsis Tagebücher kommen ans Licht, dann kommt Corona, Manager Michael Preetz muss gehen, der Fast-Abstieg und so weiter und so fort. Es ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was beim von Windhorst ins Leben gerufenen "Big City Club" so los war.

Seit zwei Jahren Dauerfeuer in Berlin. Und es lodert immer weiter. Wie es nun weitergeht bei Hertha? Noch völlig unklar. In der Mitteilung der Berliner heißt es nur kurz und knapp, dass Schmidts Aufgaben zunächst Sportchef Fredi Bobic und Finanzchef Ingo Schiller übernehmen. Nach einer endgültigen Lösung klingt das aber nicht.

Windhorst reagiert "bestürzt"

Nachdem sich Hertha offiziell zum Abgang geäußert hatte, meldete sich auch Investor Lars Windhorst bei Twitter zu Wort – und übte harte Kritik: "Gerade erst habe ich mit Carsten Schmidt telefoniert. Wir beide waren bestürzt darüber, dass vorab wieder Dinge an die Öffentlichkeit gebracht wurden, die vertraulich waren. Er hat mit mir über seine persönlichen Gründe zum Weggang von Hertha gesprochen, die ich respektiere." Dinge vorab wieder an die Öffentlichkeit gebracht – es ist nicht das erste Mal, dass dieser Vorwurf im Umgang mit Vereins-Interna geäußert wird.

Windhorst schreibt weiter: "Seinen Weggang von Hertha BSC bedaure ich zutiefst. Er hatte große Pläne, wie ich weiß...". Nicht nur die Klub-Verantwortlichen, sondern auch die Fans hatten in die Verpflichtung von Schmidt große Hoffnung gelegt, einen Aufbruch in bessere Zeiten gesehen. Carsten Schmidt war als neuer starker Mann an die Spree gekommen, nahm seine Arbeit an der Seite des damaligen Sportchefs Michael Preetz sowie von Finanzgeschäftsführer Schiller auf. Schmidt stand dabei verantwortlich an der Spitze des Trios. Als CEO war er der Kopf des operativen Geschäfts des Vereins.

Ein wichtiger Faktor bricht weg

Auch auf Schmidts Mitwirken hin, schaffte es der Klub, Fredi Bobic als neuen Geschäftsführer aus Frankfurt nach Berlin zu holen. Beide sollten – zusammen mit dem jahrelangen Präsidenten Werner Gegenbauer – den Klub in bessere, ruhigere, sportlich spannende Zeiten führen. Nun bricht mit Schmidt ein wichtiger Faktor weg. Die Führung muss sich nach turbulenten Monaten schon wieder neu strukturieren.

Und nun? Schmidt sollte eigentlich dafür sorgen, das arg ramponierte Erscheinungsbild der Hauptstädter etwas positiver zu gestalten. Dem Vernehmen nach gab es in den vergangenen Monaten immer mal wieder Widerstände gegen Initiativen des Medienprofis (jahrelang in Diensten des TV-Senders Sky), er konnte angeblich wohl längst nicht so wirken, wie Schmidt sich das gewünscht hätte.

Schon nach einem Kennenlernmonat hatte sich die Lage beim Verein zugespitzt und Schmidt lernte zugleich die Schattenseiten des Geschäfts kennen. Sowohl Trainer Bruno Labbadia als auch Preetz mussten im Januar den Klub verlassen. Als Coach übernahm Pal Dardai erneut und hielt Hertha zumindest in der Bundesliga. Im Sommer mühte sich der Klub redlich, einen konkurrenzfähigen Kader auf die Beine zu stellen – und das Vertrauen der Fans zurückzugewinnen. Nach sieben Spieltagen und fünf Niederlagen lässt sich festhalten: Stand jetzt ist sowohl das eine als auch das andere nicht gelungen. Dazu kam noch die Auseinandersetzung zwischen Dardai und Bobic.

Dardai vs. Bobic

Herthas neuer alter Trainer hatte nach dem 0:5 gegen den FC Bayern gesagt: "Ich hänge nicht an meinem Sitz, ich helfe gerade aus. Wahrscheinlich sucht Hertha BSC seit langem einen großen Trainer. Pal ist ein kleiner, netter Trainer." Das gefiel Bobic gar nicht. In einem klärenden Gespräch unter vier Augen soll die Sache geklärt worden sein. In einem Interview mit dem "Kicker" sagte Fredi Bobic vor Kurzem noch dazu: "Ich habe es ihm persönlich gesagt und ich sage es jetzt auch öffentlich: Es liegt an Pal Dardai selbst, wie lange er Trainer ist. Es liegt letztlich immer an der Arbeit, die jemand macht." Der Zwist ist nur eine von vielen Klub-Baustellen.

Vor allem Lars Windhorst will Resultate sehen, träumt vom Mitmischen an der Bundesligaspitze und dem Erreichen des internationalen Geschäfts. Der Unternehmer hat seit 2019 rund 375 Millionen Euro gezahlt und hält dadurch rund zwei Drittel an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA, zu der die Profiabteilung gehört. Sein Mitspracherecht ist allerdings ziemlich begrenzt, die Entscheidungen werden ganz ohne Windhorst in der Klub-Führung getroffen.

Erst am Wochenende hatte Windhorst deutlich gemacht, dass er sich mehr Miteinander wünscht. "Ich habe erwartet, dass man mehr als Team konstruktiv und positiv an Projekten und Themen arbeitet, sich austauscht und wirklich mit Freude, Kreativität und Dynamik den Verein entwickelt und auf eine neue Ebene hebt. Dazu ist es bisher nicht so richtig gekommen", hatte Windhorst dem RBB gesagt. Zugleich betonte er erneut, mit den Berlinern in Zukunft unbedingt Erfolg haben zu wollen: "Wir werden in den nächsten Jahren alles tun, dass wir erfolgreich werden. Alles – und damit meine ich wirklich alles."

Das alles muss nun ohne Carsten Schmidt in die Wege geleitet werden. Es hat den Eindruck, als wäre zum wiederholten Mal in den letzten Jahren bei Hertha alles auf Anfang zurückgesetzt. Ende offen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Twitter-Account Hertha BSC
  • Twitter-Account Lars Windhorst
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