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Die größten Dramen der deutschen WM-Geschichte


Elferkrimis und Hitzeschlachten
Die größten Dramen der deutschen WM-Geschichte

Aktualisiert am 08.06.2018Lesedauer: 10 Min.
Jens Lehmann hält den Elfmeter von Argentiniens Roberto Ayala im Viertelfinale der WM 2006. Das Sommermärchen geht dank eines Zettels weiter, der Lehmann mit Tipps versorgt. Im Halbfinale ist dann aber Schluss – nach dem nächsten Drama.Vergrößern des Bildes
Jens Lehmann hält den Elfmeter von Argentiniens Roberto Ayala im Viertelfinale der WM 2006. Das Sommermärchen geht dank eines Zettels weiter, der Lehmann mit Tipps versorgt. Im Halbfinale ist dann aber Schluss – nach dem nächsten Drama. (Quelle: imago-images-bilder)
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Hitzeschlachten, Elfmeterdramen und ein spektakuläres Nicht-Tor: Hier können Sie die Dramen der deutschen WM-Geschichte noch mal durchleben. Es sind unglaubliche Geschichten dabei.

Noch nie ist Deutschland in einer Vorrunde gescheitert. Meistens kam die DFB-Elf sogar recht souverän durch. In der K.o.-Phase wurde es dann kitzliger, so wie die Gegner immer stärker wurden. Wenn es nicht mehr um Punkte geht, muss ein Spiel schon mal verlängert werden. Dann spielen sie sich ab, die großen Dramen, von denen man noch nach Jahrzehnten spricht. Manche gehen sogar ins Elfmeterschießen – bis dato eine deutsche Domäne, keins von vier wurde verloren. Dieser Serienteil erinnert an die spannendsten Spiele, die nach 90 Minuten noch nicht zu Ende waren.

► 30. Juli 1966 in WembleyEngland – Deutschland 4:2 n.V.

96.924 Zuschauern, darunter die Queen, wurden Zeuge eines auf ewig unvergesslichen Spiels, das es nicht verdient hat, auf eine Szene reduziert zu werden. Eine Szene wiederum, an der kein Chronist vorbei kommt, weil sie Weltruhm erlangt hat. Das Wembley-Tor, das, wie der italienische "Corriere della Sera" prophezeite, „das meist diskutierte der Fußball-Geschichte bleiben wird“.

Schon vor dem legendärsten anerkannten Nicht-Tor des Fußballs war es ein Drama. Helmut Hallers frühe Führung glich Geoff Hurst postwendend zum Pausenstand von 1:1 aus und als Peters in der 78. Minute auf 2:1 erhöhte, begannen die englischen Fans mit den Siegesfeierlichkeiten. Der deutsche Radio-Reporter Herbert Zimmermann resignierte bereits. „Meine Damen und Herren, ich glaube nicht, dass es unsere Stürmer noch mal packen werden“, sagte er in der 90. Minute.

Dann musste eben ein Verteidiger aushelfen. Lothar Emmerichs abgefälschter Freistoß landete über zwei Abpraller beim Kölner Wolfgang Weber und der glich in letzter Sekunde aus. Der Schiedsrichter pfiff gar nicht mehr an – nur zur Verlängerung. Was dann kam, weiß jeder Fußball-Fan: Der Lattenschuss von Geoff Hurst in der 101. Minute und der mysteriöse Abpraller. Wo war der Ball aufgekommen? Vor, auf, vor oder doch hinter die Linie? Und wo genau war er, als er in der Luft war?

Schiedsrichter Gottfried Dienst gab bereits Ecke, weil Weber den Ball ins Toraus geköpft hatte. Da meldete sich Linienrichter Tefik Bachramow aus der Sowjetunion gestenreich und bekannte auf Befragung, der Ball sei drin gewesen. Wissenschaftliche Computer-Simulationen von 1995, übrigens von britischen Forschern aus Oxford, legen nahe, dass er geirrt hat. So wie jedes Foto, das damals gemacht wurde. Zumal Bachramow später zugab, er habe es selbst auch nicht gesehen, sondern aus dem Verhalten der Spieler – die einen jubelten, die anderen waren zumindest konsterniert – geschlossen, dass es ein Tor gewesen sein müsse.

Die Deutschen nahmen es tapfer hin, ihr Protest war nach wenigen Sekunden beendet. In letzter Minute kassierten sie noch ein Kontertor von Hurst – als bereits Zuschauer auf dem Platz waren. Skandalös. So also wurden Weltmeisterschaften entschieden!!!

Jahrzehntelang wurde gestritten, ob der Ball die Linie überquert hatte oder nicht. Mit Torkamera wäre das nicht passiert, aber der Fußball war noch in der Spätantike. Nicht mal Auswechslungen waren damals erlaubt. Die Mannschaft wurde bei ihrer Heimkehr euphorisch gefeiert, auch von der Presse: „Sie hat mit dieser Besonnenheit in diesem Moment für den deutschen Sport und für das deutsche Ansehen mehr getan, als sie mit dem Gewinn des Titels je hätte erreichen können“, schrieb die FAZ.

► 14. Juni 1970 Leon (Mexiko)Deutschland –England 3:2 n.V.

Vier Jahre später bot sich im Viertelfinale von Mexiko die Chance zur Revanche. Im Kabinengang flachste Uwe Seeler mit Bobby Charlton: „Today is our Wembley!“

24.000 Zuschauer freuten sich auf den WM-Klassiker, auf beiden Seiten waren jeweils fünf Spieler von Wembley übrig.
Mit Anpfiff um 12 Uhr mittags wurde Charlton Weltrekordler (106. Länderspiel). Bei 38 Grad im Schatten und 55 Grad in der Sonne starteten die Briten besser. Mullery kam vor Berti Vogts zum Schuss – 1:0 (32.). Dabei blieb es bis zur Halbzeit. Als Peters per Aufsetzer auf 2:0 (50.) erhöhte, unterhielten sich Gerd Müller und Franz Beckenbauer schon über den Rückflug. In der 68. Minute wurde das Spiel endlich zum Drama. Klaus Fichtel schoss Lee den Ball in den Bauch, der Brite blieb liegen. Den kleinen Vorteil nutzte Beckenbauer, er überwand Torwart Bonetti mit einem haltbaren Aufsetzer.

Dennoch wechselte Trainer Alf Ramsey Bobby Charlton aus, was man ihm ewig vorwerfen sollte. Das Publikum feuerte die Deutschen an, es brodelte auf den Rängen. Dann kam die Szene, die Uwe Seeler unsterblich machen wird: Nach einem Befreiungs-schlag hob Karl-Heinz Schnellinger den Ball wieder vor das Tor. Seeler, schon 33einhalb Jahre alt, musste sich drehen, um den Ball noch zu erreichen. Mit dem Hinterkopf erwischte er ihn und köpfte über Bonetti hinweg im hohen Bogen ins Tor (81.). So ging es in die Verlängerung!

Gerd Müller, der viereinhalb Kilo abnahm, entschied schließlich den Klassiker. Joker Jürgen Grabowski hatte vor das Tor geflankt, wo Linksaußen Hannes Löhr am höchsten stieg und in die Mitte köpfte. Zu Müller, der aus einem Meter volley mit rechts zum 3:2-Endstand eindrosch (108.). „Es war eines der größten Spiele unserer Mannschaft überhaupt“, lobte Bundestrainer Schön. Die Presse sprach vom „Spiel des Jahrhunderts“. Doch das blieb es nur für drei Tage.

► 17. Juni 1970 Mexiko CityDeutschland-Italien 3:4 n.V.

In Italien nennen sie dieses Halbfinale noch immer „das verrückte Spiel“. Im Azteken-Stadion erinnert eine Gedenktafel an den epischen Zweistundenfight und am Ende des alten Jahrtausends wurde es von einem Expertengremium der Fifa zum besten WM-Spiel aller Zeiten gewählt. Abgesehen vom Ergebnis gefiel es auch den Deutschen so sehr, dass "Bild" Leser aufforderte: „Empfangt sie wie Weltmeister!“

Was machte es so besonders? Es waren die ungeheuren körperlichen Anstrengungen der Aktiven in Mexikos Gluthitze, die kleinen und die großen Dramen dieses Spiels, die vielen Wechselbäder der Gefühle – und das alles geschah in der Heimat zu mitternächtlicher Stunde. Deutschland erwachte jäh, als „ausgerechnet Schnellinger“, der Legionär beim AC Mailand, in der Nachspielzeit eine Grabowski-Flanke zum 1:1 über die Linie drückte. So kam es erst zur Verlängerung und zum größten WM-Drama aller Zeiten.

Ein Bild hat es geprägt: Franz Beckenbauer mit dem Arm in der Schlinge, der einzige Ertrag, den ihm sein Sturz im Strafraum in der zweiten Halbzeit einbrachte. Der Schiedsrichter, ein Herr Yamasaki aus Peru, versagte der DFB-Elf mehrere Elfmeter und spielte eine traurige Hauptrolle am Tag der Deutschen Einheit. Verlängerung also: Deutschland führte schnell durch Müller, durch ein aberwitziges Kullerball-Tor, das nur der Mann mit dem Torreicher hätte machen können. „Meine Damen und Herren, wenn Sie ein echtes Müller-Tor gesehen haben, dann jetzt“, sagte ARD-Reporter Ernst Huberty.

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Dann lag Deutschland plötzlich wieder 2:3 zurück, weil die schwindende Kraft zu Fehlern verleitete, die man sonst auf Amateurplätzen sieht. Deutschland glich aus, wieder durch Müller – und bekam im Gegenzug, 14 Sekunden nach Wiederanstoß, den Gnadenstoß. 3:4 – es war eine Niederlage und doch ein großer Sieg. Uwe Seeler, der deutsche Kapitän, schrieb in seinen Memoiren: „Mit dem erlösenden Schlusspfiff fielen wir uns um den Hals. Einige brachen vor Erschöpfung zusammen. Plötzlich schien es keine Rolle mehr zu spielen, wer Sieger und Besiegter war.“

► 8. Juli 1982 SevillaDeutschland – Frankreich 8:7 n. Elfmeterschießen

Das WM-Halbfinale wurde ein Abend der ganz großen Gefühle, der Begeisterung und der Entrüstung und der Tränen. Wer 1970 noch zu jung war, um Deutschland gegen Italien zu sehen, wird stets Sevilla als sein größtes WM-Erlebnis nennen.

Während sich die Franzosen von Spiel zu Spiel gesteigert hatten und alle Welt vom Zauber-Trio Platini/Giresse/Tigana schwärmte, hatte Europameister Deutschland enttäuscht und viel Glück gehabt. Nun saß auch noch Weltklasse-Stürmer Karl-Heinz Rummenigge angeschlagen auf der Bank. Beim Anstoß um 21 Uhr herrschten noch 33 Grad. Zunächst lief es gut für die Deutschen: Pierre Littbarski sorgte für die Führung (18.), doch dann verursachte Bernd Förster einen Foulelfmeter an Dominique Rocheteau, den Michel Platini verwandelte (27.). Das Drama erlebte nach 57 Minuten einen Höhepunkt, der zugleich ein Tiefpunkt war.

„Toni“ Schumacher hatte Patrick Battiston in höchster Not über den Haufen gerannt und so ein Tor verhindert. Beim Herauslaufen war er mit dem Hüftknochen und voller Wucht ins Gesicht des Franzosen gesprungen. Battiston wurde vom Platz getragen, der Halswirbel war angeknackst, zwei Schneidezähne fehlten. Dass Schumacher Kaugummi kauend am Torpfosten stand, machte es noch schlimmer. Frankreich hatte nun die Sympathien der Spanier und zog in der Verlängerung durch Tresor und Giresse auf 3:1 davon.

Dann aber traf Joker Rummenigge. Und in der 108. Minute setzte Klaus Fischer zu einem seiner berühmten Fallrückzieher an. Es war das schönste aller erlösenden deutschen Tore und es brachte das erste Elfmeterschießen der WM-Historie. Jupp Derwall suchte fünf Schützen, nur Uli Stielike musste überredet werden, denn „das ist nicht meine Stärke.“ Tatsächlich war er der erste, der verschoss. Wie ein Häufchen Elend kauerte er am Boden, da hauchte ihm Schumacher zu: „Den nächsten halte ich.“ Er hielt Ball und Wort. Als er auch den Schuss von Maxime Bossis parierte, kam es auf den mittlerweile sechsten Schützen Horst Hrubesch an. Der Hamburger traf zum 8:7-Endstand.

Die Franzosen weinten. „Aber nicht, weil wir verloren hatten. Sondern weil die Spannung abfiel und weil wir so überwältigt waren von unseren Gefühlen. Ich habe nie mehr so viele Männer zugleich weinen sehen“, gestand Michel Platini.

► 21. Juni 1986 MonterreyDeutschland – Mexiko 4:1 n. Elfmeterschießen

Im Viertelfinale ging es gegen den Gastgeber. Die reguläre Spielzeit verdiente sich keinen Ehrenplatz in der WM-Historie, auch die Verlängerung nicht.

Nach 120 torlosen Minuten in der Hitze von Monterrey, es wurden 36 Grad gemessen, retteten sich zehn Deutsche nach Thomas Bertholds Platzverweis (65. Minute) ins Elfmeterschießen. Hier wurde Harald „Toni“ Schumacher zum Helden der Nation und erfüllte Rudi Völlers Prophezeiung („Du hältst zwei Dinger, sonst fresse ich meine Schuhe“). Schumacher wurde von Assistent Horst Köppel per Handzeichen für „Techniker“ oder „Klopper“ auf die Schützen vorbereitet. Schumacher: „Horst zeigte mir dann mit den Bewegungen der Hände nach links oder rechts auch, ob das ein Rechts- oder Linksfüßer war. Ich habe mich blind nach den Anweisungen in die jeweilige Ecke geworfen.“

So hielt er den zweiten Ball von Quirarte und den dritten von Servin. Einen vierten gab es schon nicht mehr, denn die Deutschen verwandelten alle Elfmeter. Schumachers Zimmerpartner Pierre Littbarski schoss Mexiko aus seinem eigenen Turnier und Teamchef Franz Beckenbauer servierte in der Kabine Champagner. Der Mythos von der Turniermannschaft erhielt neue Nahrung, der von den Königen am Elfmeterpunkt auch.

► 4. Juli 1990 TurinDeutschland – England 5:3 n. Elfmeterschießen

Ohne Drama ging es nie gegen die Engländer, auch nicht im Halbfinale 1990. Die am Tag nach Italiens großer Depression über das Aus im Elfmeterschießen gegen Argentinien keineswegs ausverkaufte Partie wogte hin und her und verdiente sich Bestnoten. Nach 60 Minuten ging Deutschland durch einen abgefälschten Brehme-Freistoß in Führung, Weltrekordspieler Peter Shilton sah in seinem 124. Länderspiel unglücklich dabei aus, wie jeder Torwart, der von einer Bogenlampe düpiert wird.

England um seinen exzentrischen Star Paul Gascoigne aber gab nicht auf und profitierte von einem technischen Fehler von Jürgen Kohler und erzielte mit seinem vierten Turnier-Tor den verdienten Ausgleich (81.). In der dramatischen Verlängerung ging es rauf und runter, beide Teams trafen den Pfosten, aber keiner ins Tor.

Es kam zum Elfmeterschießen. Eine Disziplin, die spätestens ab diesem Abend zur deutschen Domäne und zum fast unheilbaren englischen Leiden wurde. Während vier Deutsche verwandelten (Brehme, Matthäus, Riedle, Thon), scheiterte Stuart Pearce an Bodo Illgner. Für Chris Waddle war der Druck vor dem fünften englischen Elfmeter zu groß, er schoss über die Latte und ersparte Thomas Berthold, als fünfter Schütze vorgesehen, einen Nervenkrimi. Es war vollbracht, zum dritten Mal in Folge und zum sechsten Mal überhaupt stand Deutschland im Finale. Englands Trainer Bryan Robson gratulierte Beckenbauer aufrichtig, schlug allerdings vor, das Elfmeterschießen schleunigst wieder abzuschaffen. Der Kaiser fand auch, es sei „bedauerlich, dass ein solches Spiel durch Elfmeterschießen entschieden wird.“

► 30. Juni 2006 BerlinDeutschland – Argentinien 5:3 nach Elfmeterschießen

16 Jahre vergingen, ehe es wieder zu einem Drama am Kreidepunkt kam. Längst waren es andere Spieler, aber die Mentalität schien sich nicht geändert zu haben. Auch die Generation Sommermärchen zeigte keine Nerven, als es drauf ankam. Erstmals hatten sie bei ihrer Heim-WM in Rückstand und damit vor dem Aus gestanden, erst Miroslav Kloses Kopfball (80.) zum 1:1 hatte die größten Sorgen vertrieben. Es waren zwei Stunden ohne große Höhepunkte, aber voller prickelnder Spannung. Im Elfmeterschießen wurde sie auf die Spitze getrieben. Gewonnen wurde es auch danke eines Psycho-Tricks.

Der deutsche Torwart Jens Lehmann erhielt von Torwarttrainer Andreas Köpke einen Zettel mit den Vorlieben der argentinischen Schützen und obwohl er die blasse Schrift kaum lesen konnte und zwei Schützen gar nicht drauf standen, holte er ihn vor jedem Schuss aus dem Stutzen. Der Gegenüber musste nun fürchten, Lehmann wisse alles über ihn. Und siehe da, er parierte zwei Bälle, die Kollegen vollstreckten alle sicher (Neuville, Ballack, Podolski, Borowski).

So zu verlieren, verkraftet nicht jeder. In dem anschließenden Tumult auf dem Platz spielten beide Seiten keine allzu rühmliche Rolle, es kam zu Tritten und Faustschlägen. Torsten Frings wurde nachträglich für das Halbfinale gesperrt. Der Kult-Zettel war dem Energiekonzern EnBW übrigens eine Million Euro wert (zu Gunsten von „Ein Herz für Kinder“) und liegt heute im Haus der Geschichte in Bonn.

► 4. Juli 2006 DortmundDeutschland – Italien 0:2 n.V.

Im Halbfinale der Heim-WM wartete der ewige Angstgegner, den Deutschland bei Turnieren erst 2016 besiegen würde. Man setzte freilich auf den Bonus des Westfalenstadions, wo die Nationalelf 13 von 14 Spielen gewonnen und nie verloren hatte. Die Italiener interessierte das wenig. In der regulären Spielzeit hatten beide Teams wenig Chancen, das 0:0 war gerecht. Kaum in der Verlängerung, drehte der Gast auf und traf binnen 30 Sekunden Pfosten und Latte. Die Zuschauer bekamen ein flaues Gefühl.

Italien hatte offenkundig mehr zuzusetzen. Was sich bewahrheitete. Das Grausame daran war nur der Zeitpunkt. Zwei Minuten vor dem sich anbahnenden Elfmeterschießen kam Verteidiger Fabio Grosso nach einer zu kurz abgewehrten Ecke und einem genialen Pass von Andrea Pirlo an den Ball und zirkelte ihn mit links unhaltbar ins lange Eck. Der Schock saß tief im Team von Jürgen Klinsmann, das in der 120. Minute noch einen Kontertreffer durch del Piero fing. Der Schiedsrichter pfiff erst gar nicht mehr an und Millionen Deutsche vergossen bittere Tränen, so wie die Spieler auf dem Platz. Aber wie nach Wembley 1966 badeten sie im Applaus der Menge.

Wer so ein Drama liefert, ist doch kein Verlierer!

Verwendete Quellen
  • Recherche im eigenen Archiv
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