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Jogi Löw tritt als Bundestrainer zurück: Das sind die möglichen Nachfolger


Prominente Kandidaten
Das sind die möglichen Löw-Nachfolger

Von Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 09.03.2021Lesedauer: 7 Min.
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Ralf Rangnick (l.), Stefan Kuntz (m.) und Jürgen Klopp: Auch ihre Namen fallen oft bei der Suche nach einem Bundestrainer.Vergrößern des Bildes
Ralf Rangnick (l.), Stefan Kuntz (m.) und Jürgen Klopp: Auch ihre Namen fallen oft bei der Suche nach einem Bundestrainer. (Quelle: imago-images-bilder)

Joachim Löw hört als deutscher Fußball-Bundestrainer auf. Diese Nachricht sorgte am Dienstag für ein Beben in der Sportwelt. Doch auch bei seiner Nachfolge könnte es eine Überraschung geben.

Nach 15 Jahren ist Schluss: Joachim Löw wird nach der EM 2021 sein Amt niederlegen und als deutscher Fußball-Bundestrainer ausscheiden. Die Fußstapfen für seinen Nachfolger sind groß. Auch wenn mit der WM 2018 das letzte große Turnier zu einem Debakel wurde, steht die Ära Löw für Erfolg: Vize-Europameister 2008, WM-Dritter 2010, EM-Halbfinalist 2012, Weltmeister 2014, EM-Halbfinalist 2016, Confed-Cup-Sieger 2017. Mit Löw an der Seitenlinie gab es für die Nationalmannschaft viele Gründe zum Jubeln.

Doch zuletzt wurde die Kritik an ihm größer, der Umbruch nach der verkorksten WM 2018 gilt als gescheitert, die Begeisterung bei den Fans lässt nach. Nun zieht Löw die Konsequenzen und verabschiedet sich. Doch wer könnte auf den 61-Jährigen folgen? t-online nennt mögliche Kandidaten:

1. Ralf Rangnick

Der Name des "Fußball-Professors" fällt oft, wenn es um offene und lukrative Trainerstellen in Deutschland geht. Und der 62-Jährige hat immer noch Lust, an der Seitenlinie zu stehen, wie er jüngst im "Sportschau Club" der ARD sagte. Kein Wunder, dass zuletzt auch sein Name fiel, als es um zukünftige Bundestrainer ging.

Was für Rangnick spricht:

Die Fans wenden sich immer mehr vom DFB ab, die Nationalmannschaft sorgt nicht mehr für die gleiche Begeisterung wie in der Vergangenheit. Ob TV-Quoten oder Ticketverkäufe vor den coronabedingten Geisterspielen, die Zahlen gehen runter. Ralf Rangnick ist dafür bekannt, ein Reformer zu sein. Er verändert die Dinge grundlegend, stößt neue Projekte an und drückt dem Team seinen Stempel auf. Mit Eintönigkeit und "Weiter so" wäre bei ihm Schluss.

Er ist dafür bekannt, junge Spieler besser zu machen. Dazu ist sein Fußball anders als der von Löw. Rangnick legt Wert auf einen aggressiven, temporeichen und intensiven Spielstil. Der könnte bei einigen Fans für einen Sinneswandel beim DFB sorgen und neue Begeisterung entfachen. Dazu steht Rangnick für Erfolg. Ob mit Ulm, Schalke, Hoffenheim oder Leipzig, überall begeisterte er die eigenen Anhänger mit guten Ergebnissen. Angesprochen auf den Posten beim DFB sagte er jüngst: "Grundsätzlich ist das Amt des Bundestrainers für keinen deutschen Trainer ein Amt, das ihn nicht interessiert."

Was gegen Rangnick spricht:

Rangnick will, um den maximalen Erfolg zu garantieren, viele Entscheidungen selbst treffen, Mitarbeiter seines Stabs eigenhändig auswählen und installieren. Er will Projekte langfristig aufbauen und neu ausrichten. All das könnte er beim DFB nicht. Oliver Bierhoff ist als Direktor des Verbands noch bis 2024 im Amt. Die Entscheidungen, die Rangnick treffen wollen würde, fallen zum Teil in Bierhoffs Aufgabenbereich. Für diese Macht hat Bierhoff lange gearbeitet. Dass er sie nun in einigen Aspekten wieder abgibt, ist eher unwahrscheinlich.

Außerdem braucht Rangnick Zeit, um seine Ideen in die Tat umzusetzen. Doch die bekommt er beim DFB nicht. Er hätte nur wenige Tage im Jahr Zeit mit den Spielern. Wirklich grundlegend kann er die Dinge so nur selten anpacken und ändern.

Fazit: Ralf Rangnick ist zwar verfügbar, aber würde nur unter bestimmten Bedingungen kommen. Dass ihm der DFB die erfüllt, ist eher unwahrscheinlich.

2. Stefan Kuntz

Der U21-Coach ist seit 2016 beim DFB, wurde als Spieler mit der Nationalmannschaft Europameister. Bald auch als Bundestrainer?

Was für Kuntz spricht:

Der 58-Jährige kennt die Abläufe beim DFB, seine Meinungen und Ansichten werden intern sehr geschätzt. Er spricht Probleme und Mängel offen an. Dazu hat er es in seinem Amt als U21-Bundestrainer geschafft, stets aus wenig viel zu machen. Vor seiner Zeit war die U21 bei den Europameisterschaften gar nicht dabei (2011), scheiterte in der Gruppenphase (2013) oder flog im Halbfinale mit 0:5 raus (2015). Und das mit zum Teil sehr guten Jahrgängen.

Mit Kuntz kam die Wende. Er hatte stets einen guten Draht zu den Spielern, kreierte einen Teamgedanken und entwickelte die Talente weiter. Unter seiner Leitung wurde Deutschland 2017 Europameister und 2019 Vize-Europameister. Auch mit einem Jahrgang, der in erster Linie aus Zweitliga-Spielern besteht, qualifizierte er sich zuletzt für die EM 2021.

Er versteht es, den Fußball simpel zu erklären, alle mitzunehmen. Die Spieler folgen ihm, die Fans sind zufrieden und interessiert. Ein Beispiel: Das EM-Finale 2019 sahen fast zehn Millionen Deutsche im TV.

Was gegen Kuntz spricht:

Kuntz hat den "DFB-Stempel". Viele Fans wünschen sich einen neuen Anstrich bei der Nationalmannschaft, frische Impulse und ein anderes Gesicht. Kuntz verkörpert das nur zum Teil. Er wäre auf den ersten Blick nicht der Umbruch, den sich einige Anhänger herbeisehnen.

Außerdem wäre Kuntz auch fußballerisch ein leichtes Risiko. Seine Arbeit bei der U21 ist unbestritten sehr gut, die Erfolge sprechen für ihn. Die Spielweise ist attraktiv und gut vorbereitet. Doch dort agiert er im Juniorenbereich. Auch wenn alle Spieler Profis sind, sie sind es noch nicht lange. Das Niveau ist ein anderes. Ob er das Zeug auch für die A-Nationalmannschaft hat, ist noch unklar. Sein letzter Posten als Cheftrainer einer Profi-Mannschaft war im Jahre 2003 beim LR Ahlen.

Fazit: Stefan Kuntz wäre eine Lösung, die in vielerlei Hinsicht Sinn ergäbe. Er kennt die Abläufe, viele Spieler und hat eine sympathische und ehrliche Art, mit der er die Spieler für sich gewinnen könnte. Doch den gewünschten Umbruch verkörpert er nicht.

3. Jürgen Klopp

"Es hängt von Jürgen Klopp ab: Er ist einer der wenigen Trainer, die selbst entscheiden, wann sie Bundestrainer werden wollen." Diese Aussage von Ex-Bundestrainer Rudi Völler stammt aus dem November 2020 und ist heute noch passender. Denn aufgrund der Krise beim FC Liverpool und den aufkommenden Diskussionen um ihn, könnte er sogar bald verfügbar sein.

Was für Jürgen Klopp spricht:

Kein anderer deutscher Trainer ist so beliebt wie "Kloppo". Auch über die Stadtgrenzen von Mainz und Dortmund hinaus begeisterte er mit seiner Art schon zu Bundesliga-Zeiten. Seit seiner Ankunft in Liverpool hatten die "Reds" Tausende Fans in Deutschland mehr. Klopp ist zweifellos einer der besten Trainer in der Geschichte des Fußballs.

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Sowohl fachlich als auch menschlich hätte der 53-Jährige das Zeug zum Bundestrainer. Mit ihm auf der Bank wären die Stadien nach Corona voll und die Begeisterung für die Nationalmannschaft eine andere. Er würde den vielfach gewünschten Umbruch verkörpern.

Was gegen Jürgen Klopp spricht:

Da wäre zum einen sein laufender Vertrag in Liverpool. Bis 2024 ist Klopp an die "Reds" gebunden. Und bisher hat er nicht signalisiert, vorzeitig gehen zu wollen. Die sportliche Lage ist aktuell zwar schwierig, doch aufgrund der vergangenen Erfolge wird der Klub bis zum bitteren Ende an ihm festhalten. Die Wende soll mit Klopp gelingen, nicht mit einem anderen Trainer. Klopp ist vertragstreu, machte auf der Pressekonferenz am Dienstag keine Anstalten, vorzeitig Liverpool zu verlassen: "Nein, ich werde in oder nach diesem Sommer nicht als möglicher Bundestrainer zur Verfügung stehen. Ich habe ja einen Job." Nur bei einer vorzeitigen Entlassung wäre dieses Argument weg.

Aber selbst dann wäre da noch eine Verabredung mit seiner Ehefrau Ulla. In einem im September 2020 ausgestrahlten Interview mit dem YouTuber Leeroy Matata sagte Klopp zu seinen Zukunftsplänen: "Ich werde nicht in vier Jahren in Liverpool aufhören und dann am nächsten Tag woanders anfangen. Das wird auf gar keinen Fall passieren. Egal, was es für ein Job sein wird. Dazu habe ich auch einen ganz klaren Deal mit Ulla. Wenn in Liverpool Schluss ist, dann ist erstmal ein Jahr Pause." Wenn sich an der Einstellung nichts geändert hat, würde das einer Absage gleichen.

Fazit: Klopp wäre wohl der Wunschkandidat der meisten Deutschland-Fans und wahrscheinlich auch vom DFB. Doch eine Anstellung als Bundestrainer hängt an mehreren großen Faktoren, die das Szenario aktuell noch unwahrscheinlich aussehen lassen.

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4. Hansi Flick

Der aktuelle Bayern-Trainer wurde an der Seite von Joachim Löw Weltmeister, schlug anschließend einen anderen Weg ein und gewann im vergangenen Sommer das Triple. Auch sein Name wird bei der Löw-Nachfolge fleißig diskutiert.

Was für Flick spricht:

Der 56-Jährige kennt nicht nur den DFB (für den er von 2006 bis 2017 arbeitete) wie seine Westentasche, als Bayern-Trainer hat er auch einen engen Draht zu mehreren aktuellen und vergangenen Stützen der Nationalmannschaft. Er gilt als Menschenfänger, hat beim Rekordmeister die vielen großen Persönlichkeiten im Griff und zeigt fachlich Woche für Woche, was er kann.

In kurzer Zeit leitete er eine erfolgreiche Wende in München ein. Es gibt keinen Pokal, den er nicht schon gewonnen hat. Den Hunger, noch unbekanntes Terrain zu erobern, kann er also nicht haben.

Was gegen Flick spricht:

Einen so erfolgreichen Trainer wie Flick wird man in München ungern ziehen lassen. Sein Vertrag läuft noch bis 2023, zwei Jahre nach dem Löw-Abschied. Nach den sechs Titeln in seinem ersten Jahr ist Flick auch aktuell auf Kurs. In der Bundesliga ist Bayern Erster, in der Champions League ein Top-Favorit.

Rein sportlich gibt es keine Argumente gegen Flick. Dazu kämpfen auch die Spieler für ihn. Den Umbruch in München bringt er gut voran, die neue Achse um Joshua Kimmich steht bereits. Aber: Zwischen Hansi Flick und Sportvorstand Hasan Salihamidzic soll es laut Berichten der "Sport Bild" seit geraumer Zeit Spannungen geben. Sollte dies der Wahrheit entsprechen, könnte Flick im Sommer über ein vorzeitiges Ende in München nachdenken. Öffentlich sagte er aber zuletzt: "Ich weiß, was es bedeutet, beim FC Bayern zu arbeiten, und sehe keinen Grund, über etwas anderes nachzudenken."

Fazit: Neben Jürgen Klopp wäre Hansi Flick wohl die Wunschoption des DFB. Viele Dinge sprechen für ihn, doch das tun sie auch beim FC Bayern.

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