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Uefa verliert: EuGH-Urteil zur Super League –wichtigsten Fragen und Antworten


Nach überraschendem Gerichtsurteil
Das Uefa-Monopol wackelt

Von t-online, dpa, sid, flv

Aktualisiert am 21.12.2023Lesedauer: 5 Min.
imago images 1036324703Vergrößern des BildesBarcelonas Robert Lewandowski (l.) und Real Madrids David Alaba: Ihre Klubs sind die Treiber einer europäischen Super League. (Quelle: IMAGO/Jose Breton/imago-images-bilder)
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Der Europäische Gerichtshof hat den Weg für eine Super League grundsätzlich geebnet. Was aber noch nicht heißt, dass sie auch kommt. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Im Streit um eine von europäischen Topklubs organisierte Super League haben die großen Fußballverbände Uefa und Fifa vor dem Europäischen Gerichtshof eine Niederlage kassiert. Was hinter dem Urteil steckt, ob eine solche Liga nun tatsächlich zustande kommt und wie die Position der deutschen Klubs ist.

Was hat das Gericht entschieden?

Der Europäische Gerichtshof (EuGh) hat in seinem Urteil die Monopolstellung der Uefa und der Fifa als nicht vereinbar mit europäischem Wettbewerbsrecht eingestuft. Der EuGH stellte einen "Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung" durch die beiden Verbände fest. Damit wäre nach 17-monatigem Verfahren der Weg für den Start der umstrittenen Super League grundsätzlich frei. Aber: Das Urteil bedeutet nicht, "dass ein Wettbewerb wie das Super-League-Projekt unbedingt genehmigt werden muss", heißt es wörtlich.

Der Richterspruch steht im Gegensatz zum Schlussantrag des EuGH-Generalanwalts Athanasios Rantos vor fast genau einem Jahr. Dieser hatte beinhaltet, dass die Super League zwar ihren eigenen Spielbetrieb aufnehmen dürfe, die Super-League-Teams aber nicht gleichzeitig die Teilnahme an den Uefa- und Fifa-Wettbewerben verlangen könnten. Uefa und Fifa hätten dem erst zustimmen müssen.

Diesen zweiten Teil kippten die 15 Richter der höchsten europäischen Instanz am Donnerstag. Demnach dürfen Uefa und Fifa Vereinen und Spielern grundsätzlich nicht verbieten, an anderen Wettbewerben teilzunehmen und sie dafür auch nicht sanktionieren – beispielsweise mit dem Ausschluss von ihren Wettbewerben (etwa Champions, Europa oder Conference League sowie der Klub-WM).

Wer steckt hinter der Klage?

Ursprünglich hatten im April 2021 zwölf europäische Topklubs geplant, eine Super League zu gründen. Deutsche Vereine waren dabei nicht vertreten. Es handelte sich um sechs Klubs aus England (Manchester City, Manchester United, Liverpool FC, Chelsea FC, Tottenham Hotspur, Arsenal FC), drei Klubs aus Spanien (Real Madrid, Atlético Madrid, FC Barcelona) sowie drei Klubs aus Italien (Juventus Turin, Inter Mailand, AC Mailand).

Nachdem sowohl die Uefa als auch in Teilen die nationalen Ligen mit Sanktionen gedroht hatten, traten neun der Vereine wieder aus. In der Super League waren nur noch Real Madrid, Juventus Turin und der FC Barcelona vertreten. Die drei Klubs klagten gegen die Androhung eben jener Strafen und wurden dabei von der Vermarktungsagentur A22 unterstützt. Nun bekamen sie vom Europäischen Gerichtshof recht.

Kommt jetzt die Super League?

Das ist, wie oben erwähnt, mit dem Urteil nicht gesagt. Die Organisation einer solchen Liga würde zudem einiges an Zeit in Anspruch nehmen. Für die Treiber der Super League bedeutet das Urteil jedoch neue Hoffnung.

Real-Präsident Florentino Pérez betonte, der europäische Klubfußball werde "nie wieder ein Monopol sein. Wir werden weiterhin für ein modernes Projekt eintreten, das voll und ganz mit den nationalen Wettbewerben vereinbar ist. Das ist ein großer Tag für die Geschichte des Fußballs und die Geschichte des Sports."

Barcelonas Präsident Laporta äußerte: "Es ist an der Zeit, dass die Klubs, vor allem die mitgliedergeführten Klubs, mehr Kontrolle über ihre Zukunft und Nachhaltigkeit haben." Im Januar, noch weit vor dem Urteil, brachte er einen Start der Liga im Jahr 2025 ins Spiel. Damals ging er aber noch von einer Urteilsfällung im Frühjahr 2023 aus.

Ob das jetzt noch realistisches Szenario ist, bleibt abzuwarten. Zumal der Widerstand von Nationalverbänden und auch der Fans bestehen bleibt.

Die Deutsche Fußball Liga positionierte sich gegen die Super League: "Die DFL stützt das europäische Sportmodell explizit und lehnt Wettbewerbe außerhalb der von den Verbänden und Ligen organisierten Wettbewerbe ab."

Auch die spanische Liga hat ihre Ablehnung direkt nach dem Urteil noch einmal bekräftigt. "Mehr denn je erinnern wir daran, dass die 'Super League' ein egoistisches und elitäres Projekt ist", schrieb die Liga auf der Plattform X (ehemals Twitter).

Ähnlich äußerte sich auch die europäische Fan-Organisation Football Supporters Europe (FSE): "Was auch immer als Nächstes kommt, die Super League bleibt ein schlecht durchdachtes Projekt, das die Zukunft des europäischen Fußballs gefährdet." Man wolle sich mit allen Mitgliedern und Fans dagegen wehren.

Wie sieht die Super League nach aktuellem Modell aus?

Ursprünglich planten die Gründer einen weitgehend geschlossenen Wettbewerb. Dieser sollte 20 Mannschaften umfassen, von denen 15 einen festen Platz in der Super League erhalten sollten. Auf Druck der Uefa und nach Protesten von Fans in ganz Europa wurde diese Idee verworfen.

Die Vermarktungsagentur A22 präsentierte daher im Februar 2023 ein neues Format. Eine für alle Mannschaften offene europäische Fußballliga mit mehreren Spielklassen soll entstehen. 60 bis 80 Teams sollen daran teilnehmen. Jedem Klub würden in diesem Format mindestens 14 Spiele pro Saison und damit entsprechende Einnahmen garantiert. Dauerhafte Mitglieder soll es bei dem Modell nicht geben.

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Nun sind konkretere Pläne bekannt geworden. Die Liga soll 64 Mannschaften umfassen, aufgeteilt in drei Ligen: Star League, Gold League und Blue League. Die ersten beiden Ligen sollen jeweils 16 Teams umfassen, die dritte Liga 32. Es soll Auf- und Abstiege zwischen den Ligen geben. Der Aufstieg in die unterste Liga (Blue League) soll durch die Leistungen in der heimischen Liga erfolgen.

Wie reagiert die Uefa auf das Urteil?

Zunächst gelassen. Das Urteil bedeute keine "Billigung oder Bestätigung der sogenannten Super League", teilte der europäische Fußball-Dachverband mit.

Der Verband stehe weiterhin zur sogenannten Fußball-Pyramide, die auf nationalen Ligen beruht, in denen sich Vereine für internationale Wettbewerbe qualifizieren können.

"Wir werden das europäische Sportmodell weiterhin gemeinsam mit den Nationalverbänden, Ligen, Vereinen, Fans, Spielern, Trainern, EU-Institutionen, Regierungen und Partnern gestalten", hieß es weiter. Man vertraue darauf, dass das derzeitige Fußball-Modell in Europa durch europäische und nationale Gesetze vor Gefahren beschützt werde.

Wie stehen die deutschen Klubs dazu?

Erst am Mittwoch hatte sich Bayerns langjähriger Vorstandsboss und jetziges Aufsichtsrats-Mitglied Karl-Heinz Rummenigge klar geäußert: "Niemand in Deutschland würde in die Super League einziehen, das gäbe eine Revolution unter den Fans", sagte er der italienischen Zeitung "Gazzetta dello Sport".

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Rummenigge deutlich: "Ich, Uli Hoeneß und Präsident Hainer haben gesagt: Niemals mit uns!" Und weiter: "Engländer, Deutsche und Franzosen werden nie mitmachen. Dann können Real und Barcelona allein das Turnier austragen."

Bayerns Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen, gleichzeitig Vizepräsident der European Club Association (ECA), bekräftigte: "Wir haben das Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur Kenntnis genommen. Dies ändert aber nichts an der Haltung des FC Bayern und an der Haltung der ECA, dass ein solcher Wettbewerb einen Angriff auf die Bedeutung der nationalen Ligen sowie die Statik des europäischen Fußballs darstellen würde."

Auch Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat sich mehrfach und deutlich gegen die Teilnahme an einer solchen Liga positioniert: "Keine Super League mit dem BVB. Egal, was kommt", erklärte er erst kürzlich auf der Mitgliederversammlung seines Vereins.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen SID und dpa
  • welt.de: "Das gäbe eine Revolution unter den Fans"
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