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100 Tage beim FC Liverpool: So fällt Jürgen Klopps Zwischenzeugnis aus


100 Tage beim FC Liverpool
So fällt Jürgen Klopps Zwischenzeugnis aus

Von t-online
16.01.2016Lesedauer: 4 Min.
Applaus, Applaus: Jürgen Klopp ist seit 100 Tagen Trainer des FC Liverpool.Vergrößern des BildesApplaus, Applaus: Jürgen Klopp ist seit 100 Tagen Trainer des FC Liverpool. (Quelle: imago/BPI)
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Von Mark Weidenfeller

"Ich komme aus dem Schwarzwald, war ein durchschnittlicher Spieler und habe in Mainz als durchschnittlicher Trainer angefangen." So beschrieb sich Jürgen Klopp auf seiner ersten Pressekonferenz als Coach des FC Liverpool selbst und eroberte mit seiner bodenständigen Art die Herzen der Reds-Fans im Sturm. Genau 100 Tage später ist der Hype um "The Normal One" noch immer spürbar, für viel mehr als den schon erwähnten Durchschnitt hat es beim Traditionsklub bislang allerdings nicht gereicht.

Auf dem Zwischenzeugnis von Klopp stehen zehn Siege, sieben Unentschieden und vier Niederlagen. Übernommen hat er die Reds auf Tabellenplatz zehn, aktueller Stand: Rang neun. In der Europa League wurde die Zwischenrunde erreicht, im eher unbedeutenden League Cup steht der Einzug ins Finale kurz bevor, in der 3. Runde des FA Cups muss das Klopp-Team gegen den unterklassigen Klub Exeter City nach einem Remis im ersten Duell dagegen nachsitzen.

"Hamstring, Hamstring, Hamstring"

Die Versetzung des deutschen Austausch-Schülers ist nicht gefährdet, von einem Abschluss mit Auszeichnung ist er aber noch ein gutes Stück weit entfernt. Da Klopp aber bekanntlich mehr ist als der Arbeiter nach Vorschrift, der am Ende des Jahres rein nach seiner Punkte-Ausbeute bewertet werden kann, lohnt sich ein Blick runter vom grünen Rasen. Denn Klopp hat in den rund drei Monaten, die er nun in der Premier League ist, schon einiges gelernt.

Allen voran der eng getaktete Spielplan und die wenige Zeit zum Trainieren oder Regenerieren haben ihn überrascht. "Der größte Unterschied zu Deutschland ist die Vielzahl an Spielen. Hier zählt nur Fußball, Fußball, Fußball", sagte er.

Und dieser ständige "Fußball, Fußball, Fußball" hat so seine Tücken – und unangenehme Nebenwirkungen. Nämlich: "Hamstring, Hamstring, Hamstring", wie es Klopp selbst diagnostizierte. "Ich kannte das Wort gar nicht, bevor ich nach England gekommen bin, aber 'Hamstring' ist für mich das Unwort des Jahres", sagte er. (Grob) übersetzt heißt es Oberschenkelverletzung und umschreibt damit das offensichtlich größte Problem, mit dem sich der 48-Jährige in seiner Liverpooler Amtszeit bislang herumschlagen musste: die vielen verletzungsbedingten Ausfälle in seinem Team.

Gegenpressing als Grund

Insgesamt 15 Spieler legten Klopp (laut transfermarkt.de) seit dessen Dienstantritt an der Anfield Road den Krankenschein vor und meldeten sich vorübergehend vom Spielbetrieb ab. Bei insgesamt zehn davon war der Grund der Arbeitsunfähigkeit eine muskuläre Verletzung im Oberschenkel - Hamstring.

Der Grund für diese Flut an Patienten war schnell gefunden: die kraftraubende und für englische Verhältnisse körperlich zu anspruchsvolle Spielweise Klopps. Das berühmte und in Dortmund gefeierte Gegenpressing mit ständigem Jagen von Ball und Gegenspieler sei in der Premier League aufgrund der Vielzahl an Spielen nicht praktikabel, hieß es schnell.

"Die Schuld liegt bei ihm, weil er von seinen Spielern Pressing mit hohem Tempo fordert", sagte beispielsweise Sunderlands Trainer Sam Allardyce. "Traurig zu sehen, wie sich die Muskelverletzungen bei Liverpool seit Klopps Ankunft gesteigert haben. Traurig, aber sehr vorhersehbar", legte Fitness-Guru Raymond Verheijen nach. "Es ist schwer, so über 90 Minuten zu arbeiten. Ich denke, sie müssen gucken, wie sie jetzt trainieren wollen", ergänzte dann auch noch Liverpools Ex-Coach Graeme Souness.

Obligatorischer Jubellauf

Gegenwind hat Klopp demnach in den vergangenen Wochen nicht nur aufgrund des typischen englischen Wetters ordentlich zu spüren bekommen. Aktuelle und ehemalige Trainerkollegen mischten sich ein, kritisierten Spiel- und Trainingsmethoden, Allardyce nannte Klopp sogar "einen verweichlichten Deutschen" und riet ihm zu einem Kurs in englischer Regelauslegung.

Klopp selbst blieb bislang allerdings cool und demonstrierte sein gewohntes Repertoire an Unterhaltungs-Einlagen. Seine Pressekonferenzen sind auch – oder gerade – in Englisch eine willkommene Abwechslung. Beim 3:3 zuletzt gegen den FC Arsenal führte er einen seiner obligatorischen Jubelläufe über das halbe Spielfeld auf.

Der Liverpool-Trainer weiß genau, wie er sich verhalten muss – und stellt sich dementsprechend auch schützend vor sein Team. "Wir trainieren nicht, wir regenerieren nur“, sagte er. "Aber wenn ihr mich für die Verletzungen verantwortlich machen wollt, dann übernehme ich eben die Verantwortung."

Wohlwissentlich, dass die zahlreichen Ausfälle zwar ärgerlich, aber nicht der Hauptgrund für schlechte Ergebnisse sind. Das größte Problem der Reds ist nämlich nicht die Verletzungsanfälligkeit der Spieler, sondern vielmehr die für Patzer und Gegentore anfällige Abwehr.

Arbeiten, damit es besser wird

Insgesamt 22 Mal musste Klopp in 21 Spielen bereits ein Tor des Gegners verkraften. Für ein Spitzenteam – und das ist der Anspruch des FC Liverpool – deutlich zu viel. Die Viererkette ist nicht stabil genug, Torhüter Simon Mignolet hat nicht die nötige Klasse für die Premier League. Damit es besser wird, muss Klopp arbeiten. Im Training oder auf dem Transfermarkt.

Hoffnung auf bessere Zeiten gibt es aber trotzdem. Denn auch in Klopps erster Saison bei Borussia Dortmund meldeten sich im Laufe des Jahres 14 Spieler verletzt ab, die Hälfte davon mit – richtig – Hamstring. Der Europacup, der auch in Liverpool das erklärte Ziel ist, wurde damals prompt verpasst. Die Abwehr wackelte oft bedenklich. Danach folgten jedoch zwei Meistertitel, ein Sieg im DFB-Pokal und ein Endspiel in der Champions League. Und das ist definitiv alles andere als Durchschnitt.

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