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Florian Wirtz: "Wohin will er eigentlich?" – Effenberg kritisiert Wirtz


Bundesliga am Wochenende
Ganz Deutschland wird auf dieses Spiel schauen

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

Aktualisiert am 15.05.2025 - 13:43 UhrLesedauer: 6 Min.
Szene aus dem Hinspiel: Bayerns Müller (li.) gegen Hoffenheims Geiger.Vergrößern des Bildes
Szene aus dem Hinspiel: Bayerns Müller (l.) gegen Hoffenheims Geiger. (Quelle: IMAGO/imago-images-bilder)
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Eigentlich schien Florian Wirtz zu einem Wechsel nach München zu tendieren. Jetzt könnte aber doch alles anders kommen. t-online-Kolumnist Stefan Effenberg findet deutliche Worte zum Hin und Her – und kritisiert auch den deutschen Rekordmeister scharf.

Die Saison 2024/25 geht zu Ende – aber wir können uns schon jetzt auf die kommende Spielzeit freuen. Auch, weil der Hamburger SV zurück in der Bundesliga ist. Herzlichen Glückwunsch, liebe Hamburger. Mich als Kind dieser Stadt freut der Aufstieg des HSV nach sieben Jahren zweite Liga natürlich besonders. Dieser Klub, mit seiner Geschichte, seiner Tradition, seinen Fans, wird die Bundesliga bereichern – und auch die Stadt Hamburg kann sich auf das Derby gegen den FC St. Pauli freuen.

Aber man muss auch anmerken: Das war keine Demonstration, was Hamburg in der nun ablaufenden Zweitligasaison geboten hat. Durchmarschiert sind sie nicht, im Gegenteil. Gerade in den vergangenen Wochen hatte die Mannschaft von Trainer Merlin Polzin doch arg geschwächelt. Mit aktuell 59 Punkten als Tabellenführer aufzusteigen – das ist kein Ausrufezeichen, kein Signal an die Bundesligisten, dass hier ein starkes Team zurück ist.

Auch daher darf man sich in Hamburg keinen Illusionen hingeben: Ab dem ersten Spieltag wird es für den HSV gegen den Abstieg gehen. Die Spieler wissen, was auf sie zukommt. Auf Sportvorstand Stefan Kuntz und seine Mitarbeiter wartet viel Arbeit, den Kader in allen Mannschaftsteilen zu verstärken – denn das ist für die Bundesliga dringend nötig.

Das erschließt sich mir nicht

Eine Anmerkung übrigens zum nun feststehenden Abstieg von Holstein Kiel und dem VfL Bochum: Wenn es einen Fußball-Oscar gäbe, würden ihn die Fans beider Klubs von mir bekommen. Denn das, was wir vergangene Woche im Ruhrstadion und im Holstein-Stadion miterleben durften, war wirklich ein Bundesliga-Abschied mit Anstand und Respekt, einfach außergewöhnlich gut.

Um den Verbleib in der höchsten deutschen Spielklasse kämpfen indes noch die TSG Hoffenheim, aktuell auf dem rettenden Rang 15, und der 1. FC Heidenheim, vor dem letzten Spieltag auf dem Relegationsplatz. Drei Punkte und sechs Tore trennen die beiden, da ist noch alles möglich. Mit sieben Punkten aus den letzten drei Spielen hat Heidenheim das Momentum klar auf seiner Seite – und die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt wird an ihre Chance glauben, doch noch den direkten Klassenerhalt zu schaffen. Der Druck lastet viel mehr auf Hoffenheim – sie haben ein Heimspiel, dazu auch noch ausgerechnet gegen den FC Bayern, sie dürfen nicht hoch verlieren. Das ist ein ganz schön schwerer Rucksack, den die TSG da schultern muss.

An dieser Stelle muss ich auch noch etwas zu den Bayern sagen: Ich kann diese – viel diskutierte – Kurzreise einiger Spieler nach Ibiza Anfang dieser Woche auch überhaupt nicht nachvollziehen. Warum? Weil noch eine Woche zuvor Sportvorstand Max Eberl – ob das jetzt seine eigenen Worte waren, sei dahingestellt – eben diesen Trip mit der Begründung untersagt hatte, es stünden in der Bundesliga noch einige Entscheidungen an. Daran hat sich jetzt doch nichts geändert, im Gegenteil: Die Bayern sind jetzt ja sogar noch in ein "Entscheidungsspiel" im Abstiegskampf involviert. Das passt einfach nicht zusammen.

Es erschließt sich mir auch nicht, warum sich der FC Bayern sehenden Auges in so eine Situation gebracht hat. Da muss man wohl mal die Verantwortlichen fragen.

Der BVB hat es endlich verstanden

Ich kann nur sagen: Zu meiner aktiven Zeit beim FC Bayern hätte es das nicht gegeben. Vielleicht hätten wir uns da mal einen Abend getroffen und gemeinsam gefeiert, aber nicht auf diese Weise. Ich glaube auch nicht, dass wir überhaupt auf die Idee gekommen wären, für zwei Tage wegzufliegen. Da hätte ganz sicher auch nicht nur unser Trainer Ottmar Hitzfeld, sondern die ganze Führungsetage um Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Franz Beckenbauer etwas dagegen gehabt.

Ganz Deutschland wird jetzt auf dieses Spiel schauen. Denn für Hoffenheim wie für Heidenheim geht es um die Existenz, um den Verbleib in der Bundesliga. Das könnte je nach Ausgang noch zu einem ganz großen Thema werden. Sollten die Bayern nicht performen und eventuell sogar hoch verlieren, wird ihnen dieser Kurztrip noch auf die Füße fallen. Und das darf nicht passieren.

Passieren kann indes auch, dass es Borussia Dortmund nach einer sehr, sehr wechselhaften Saison doch noch in die Champions League schafft. Ich hatte mich bereits vor Wochen festgelegt, dass der BVB die Königsklasse erreichen würde – und vor dem letzten Spieltag haben die "Schwarz-Gelben" noch alle Chancen. Dortmund hat jetzt sechs der letzten sieben Bundesligaspiele gewonnen – die Spieler haben spät, aber nicht zu spät verstanden, worum es wirklich geht. Trainer Niko Kovač hat den Laden absolut im Griff und einen wirklichen Umschwung bewirkt, seine Arbeit dort kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Leipzig? Eine Megaenttäuschung

Und jetzt kommt es zu einem heißen Finale am letzten Spieltag zwischen Dortmund (aktuell Platz fünf, 54 Punkte), dem SC Freiburg (Platz vier, 55 Zähler) und Eintracht Frankfurt (Rang drei, 57 Punkte). Der BVB empfängt das bereits als Absteiger feststehende Holstein Kiel – und parallel treffen die Breisgauer und die SGE im direkten Duell aufeinander. Frankfurt, das lange Wochen auf Platz drei der Liga verbracht hat, könnte sogar noch ganz aus den Champions-League-Plätzen fallen. Das wäre eine riesengroße Enttäuschung für die Eintracht. Es wird am Samstag in Freiburg brennen. Der SCF könnte es mit einem negativen Torverhältnis – aktuell minus zwei – in die Champions League schaffen. Effizienter geht es nicht. Und auch das wäre ganz und gar nicht unverdient.

Ins Leere schaut dagegen RB Leipzig, das zum ersten Mal in seiner Bundesligahistorie die Qualifikation für Europa verpasst hat – nachdem man zu Beginn noch einen Startrekord aufgestellt hatte. Das ist eine Megaenttäuschung. Leipzig war zu Saisonbeginn acht Spiele in Folge ungeschlagen geblieben – und hat dann einen fast beispiellosen Einbruch erlebt. Das war zeitweise einfach richtig, richtig schlecht, auch wenn der Klub mit vielen Verletzungen zu kämpfen hatte. Da war selbst Jürgen Klopp, der zu Jahresbeginn zu Red Bull gekommen war, machtlos. Selbst "Kloppo" kann nicht einfach nur durch Handauflegen helfen. In Leipzig haben sie eine ganze Menge Arbeit vor sich, den Kader für die kommende Saison neu aufzustellen. Der angekündigte Umbruch dort ist nötig, wenn nicht gar unumgänglich.

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Eine Erkenntnis dabei auch: Bei einem Xavi Simons fehlt dann offenbar doch noch vieles zur Weltspitze. Im Laufe der Saison wurde er schon bei den Bayern und anderen Topklubs gehandelt, zuletzt war er kaum noch zu sehen. Natürlich ist er ein riesiges Talent. Aber Xavi ist für mich so ein Kandidat, wo die Karriere zwar einen steilen Verlauf nach oben nehmen könnte – aber eben umgekehrt auch steil nach unten. Dem Vernehmen nach soll er sich nun dafür entschieden haben, Leipzig im Sommer zu verlassen. So groß, wie er sich vielleicht auch selbst schon gesehen hat, ist er aber noch lange nicht. Denn gut bist du, wenn du über eine ganze Saison deine Leistung bringst. Sehr gut bist du, wenn du das über Jahre schaffst. Und Weltklasse bist du, wenn du ein Jahrzehnt oder länger auf Top-Niveau spielst. Dieses Level muss er erst einmal erreichen. Bis dahin bleibt ein Fragezeichen hinter ihm und seiner Zukunft.

Das finde ich schade

Noch immer ungeklärt ist derweil die Zukunft von Bayer Leverkusens Superstar Florian Wirtz. Nachdem er schon auf dem Weg zum FC Bayern schien, ist jetzt dem Vernehmen nach auch Manchester City im Rennen um den Nationalspieler, zudem gilt Real Madrid noch als potenzielles Ziel. Ich sage: Ein Wechsel zu City oder zu den "Königlichen" wäre seiner Karriere vielleicht sogar noch förderlicher. Denn beide Klubs haben nun eine für ihre Verhältnisse enttäuschende Saison hinter sich und wollen im kommenden Jahr vor allem in der Champions League wieder voll angreifen – vermutlich mit vielen teuren Verstärkungen. Und das ist schließlich der eine Titel, der Wirtz noch fehlt. In Deutschland hat er bereits alles gewonnen.

Ich finde es allerdings sehr schade, dass von der Wirtz-Seite noch immer kein offizielles Statement kam, in welche Richtung es denn gehen könnte. So bleiben alle Seiten – Vereine, Fans, Öffentlichkeit – viel zu lange im Unklaren. Das ist ermüdend und der Situation auch nicht angemessen.

Wenn Wirtz, der ja eigentlich zu den Bayern tendiert haben soll, nun tatsächlich plötzlich wieder umdenkt, wäre das außerdem ein ganz schlechtes Zeichen. Denn das würde verdeutlichen, dass er selbst gar nicht so recht weiß, was er eigentlich möchte. Die Frage bleibt also offen: Wohin will er eigentlich? Dieses unwürdige Rumgeeiere hilft niemandem, schon gar nicht ihm selbst. Er sollte sich nun endlich entscheiden und das auch offen kommunizieren – es ist zu seinem eigenen Besten.

Verwendete Quellen
Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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