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Nationalmannschaft: Wer folgt auf Flick? Die Idee klingt verrückt


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Die Idee klingt verrückt

  • Noah Platschko
MeinungVon Noah Platschko

Aktualisiert am 11.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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Sandro Wagner: Der Nachwuchstrainer sitzt gegen Frankreich auf der Bank. (Quelle: IMAGO/Gladys Chai von der Laage)

Die Entlassung Hansi Flicks war ein überfälliger Schritt. Ein Fiasko bei der Heim-EM muss nun ein anderer Trainer verhindern.

Was sich bereits wenige Minuten nach dem Japan-Spiel herauskristallisierte, ist seit Sonntagnachmittag Realität: Hansi Flick ist nicht mehr Bundestrainer. Zu dieser Entscheidung kamen die DFB-Gremien um Präsident Bernd Neuendorf nach dem deutschen Debakel in Wolfsburg gegen Japan.

Es war ein längst überfälliger Schritt, den die Verantwortlichen gingen. Denn nicht erst seit dem desaströsen Auftritt der DFB-Männer am Samstag war klar, dass es für Flick als Trainer keine Zukunft geben kann. Zu dürftig waren die Leistungen in den vergangenen Monaten, zu schwer wogen und wiegen die blamablen Ergebnisse samt Vorrundenaus in Katar.

 
 
 
 
 
 
 

Und zu sehr wurde zuletzt deutlich, dass Flick mit diesem Team gescheitert ist. Der einstige Erfolgstrainer des FC Bayern hat es nicht geschafft, die Mannschaft hinter sich zu bringen, zu emotionalisieren und auf die besondere Ehre einzuschwören, für die DFB-Elf aufzulaufen. Das machte kürzlich auch die bei Prime Video veröffentlichte DFB-Doku mehr als deutlich. Sie zeigte ein Sammelsurium an desinteressiert wirkenden Einzelkünstlern, deren Trainer kein nach außen erkennbares Feuer in ihnen entfachen konnte.

Der historische Acht-Siege-Start zu Beginn seiner Amtszeit täuschte darüber hinweg, dass Flick nach der 15-jährigen Löw-Ära eben keineswegs der frische und erfolgsverheißende Trainer des Neustarts war, sondern der Versuch, Altbewährtes neu verpackt zu verkaufen. Doch es wurde eine Mogelpackung, die keinen Abnehmer fand. Nun folgte die Retoure.

Infolge der verkorksten WM hatte Flick schon Vertrauen eingebüßt. Im Juni in Bremen gegen die Ukraine hallte es hämische "Werder Bremen"-Sprechchöre – beim Spiel einer Nationalmannschaft wohlgemerkt. In Gelsenkirchen gegen Kolumbien und am Samstag in Wolfsburg folgten "Hansi raus"-Rufe. Die Stimmung, sie war endgültig gekippt.

Und wie gebetsmühlenartig Flick auch darum bemüht war, die Unterstützung der Fans hervorzuheben, so deutlich war und ist seit Monaten, ja eigentlich seit Jahren zu spüren, dass der DFB sich von seiner Basis entfremdet hat. Daran änderte selbst die Installation des einstigen Fan-Lieblings Rudi Völler, der den als Marketing-Gesicht verschrienen Oliver Bierhoff ablöste, als Sportdirektor nichts. Im Gegenteil.

Die Entscheidung pro Völler, quasi im Vorbeigehen von einer fünfköpfigen Altherren-Taskforce beschlossen, symbolisiert die Einfallslosigkeit eines Verbands, der sich zuletzt mit seinen Protagonisten sogar bei der eigentlich längst beschlossenen Nachwuchsreform auf den Füßen stand. Einheit sieht anders aus, Erfolg sowieso.

Spiele

Und den brachten bislang weder Flick noch Völler, der am Dienstag gemeinsam mit Hannes Wolf und Sandro Wagner interimistisch auf der Bank sitzen wird. Und dann? Wer übernimmt die Verantwortung, wenige Monate vor der Heim-EM?

Der klangvollste Name ist mit Sicherheit Julian Nagelsmann. Ein junger Trainer, von Ehrgeiz zerfressen. Doch ob der klamme DFB in der Lage wäre, den beim FC Bayern beurlaubten Coach aus dem Vertrag zu kaufen, darf stark bezweifelt werden.

Schon realistischer scheint da, und es wäre nichts Ungewöhnliches, eine DFB-interne Lösung. Erst Ende Juni verpflichtete der DFB mit Sandro Wagner einen jungen, aufstrebenden Trainer für seine U20. Unter Nachwuchsdirektor Wolf agiert Wagner als Co-Trainer.

Die Aktualität könnte allerdings dafür sorgen, dass der DFB umplant. Wagner als Nationaltrainer bei der Heim-EM? Die Idee klingt verrückt – und dürfte wegen seiner derzeit noch fehlenden Pro-Lizenz schwierig umzusetzen sein. Der heute 35-Jährige beendete selbst erst 2020 seine aktive Karriere, polarisierte zuletzt immer wieder als TV-Experte. Mit Unterhaching schaffte er jedoch vergangene Saison in der Relegation den Aufstieg in die dritte Liga, ehe er sich mit der geschafften Mission gen DFB verabschiedete.

"Er kann ein Toptrainer werden und ist willig zu lernen. Wir wollen ihm die Möglichkeit geben, die Pro-Lizenz zu machen, sodass er dann hoffentlich als noch besserer Trainer im deutschen System arbeitet", sagte Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter beim DFB, Mitte Juli im t-online-Interview.

Ob Wagner sich, beispielsweise als Teamchef, zutrauen würde, das am Boden liegende DFB-Team neun Monate vor der Heim-EM neu aufzurichten, ist nicht bekannt. Eine überraschende Lösung wäre er aber allemal. Eine, die intern und extern für Reibung sorgen könnte. Viel zu verlieren hat der DFB ohnehin nicht mehr. Denn schlechter als jetzt geht es nicht.

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