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Holstein Kiel: So funktioniert die Überraschung der 2. Liga


Durchmarsch in die Bundesliga?
So funktioniert das Wunder Holstein Kiel

t-online, Daniel Strauß

15.10.2017Lesedauer: 3 Min.
Kiel startete unerwartet stark in die Saison.Vergrößern des BildesKiel startete unerwartet stark in die Saison. (Quelle: Axel Heimken/dpa-bilder)
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Als Aufsteiger mischt Holstein Kiel die 2. Fußball-Bundesliga auf und belegt nach 22 Punkten aus zehn Spielen den zweiten Platz. Was sind die Gründe für den Erfolg?

Zum einen der Trainer: Markus Anfang. Der 43-Jährige ist vielen Fußball-Fans noch als Profi des 1. FC Kaiserslautern und MSV Duisburg (insgesamt 79 Bundesliga-Spiele) ein Begriff. Als Trainer ist er noch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt, ließ als U17-Coach von Bayer Leverkusen (2013 bis 2016) jedoch in 56 Partien mit einem Meistertitel und dem sensationellen Punkteschnitt von 2,38 aufhorchen.

Trainer Anfang ein "Glücksfall"

Kein Wunder also, dass Kiels Geschäftsführer Sport Ralf Becker auf ihn aufmerksam wurde: „Markus ist für uns ein absoluter Glücksfall. Ich kenne ihn schon länger und wusste bei der Verpflichtung, dass er menschlich und fachlich ein absolut guter Trainer ist“, sagt Becker gegenüber t-online.de. Nachdem Vorgänger Karsten Neitzel seinen Hut nehmen musste, übernahm Anfang die Nordlichter am 6. Spieltag der abgelaufenen Saison, stellte von einem 4-4-2 auf ein 4-1-4-1-System um und führte die KSV als Zweitplatzierte ins deutsche Unterhaus. Die Basis war die stabile Defensive, nur 25 Gegentreffer ließen die Kieler zu.

In der 2. Liga zeigt sich aktuell ein anderes Bild: Die Nordlichter stellen mit 26 Toren die beste Offensive. Hauptverantwortlich dafür: Dominick Drexler mit sechs und Marvin Ducksch mit acht Toren. Stoßstürmer Ducksch, der unter Ex-BVB-Coach Jürgen Klopp in der Bundesliga debütierte, wechselte im Winter vom FC St. Pauli an die Förde und avancierte mit seinem 1:0-Siegtreffer gegen die SG Sonnenhof Großaspach zum Aufstiegshelden.

Spätzünder Drexler

Drexler, vor Beginn der abgelaufenen Spielzeit von Ligakonkurrent VfR Aalen losgeeist, sorgt mit seiner Dribbelstärke aus dem zentralen Mittelfeld heraus immer wieder für kreative Momente. Beim 27-jährigen Spätzünder gerät Becker, der die Eingespieltheit der Truppe lobt, ins Schwärmen: "Dominick kann man als Paradebeispiel herausnehmen. Seine Qualität und sein Niveau sind schon lange bekannt, er hat wahnsinnige Fähigkeiten, die jetzt auch richtig zum Tragen kommen. Schon letztes Jahr war er ein absolut wichtiger Spieler, Stand jetzt kommt noch eine wahnsinnige Abschlussqualität dazu."

Anfangs Ansatz, das Spiel über Ballbesitz zu dominieren, trägt also erste Früchte: Beim 3:0 gegen den VfL Bochum am neunten Spieltag verzeichneten seine Jungs beispielsweise 61 Prozent Ballbesitz und starke 25:4 Torschüsse. Trotz seiner klaren taktischen Vorstellungen sei der Mann an der Seitenlinie offen für Anregungen. "Markus ist ein Trainer, der versucht, sich auf alle Gegebenheiten einzustellen. In manchen Spielen kommt es eher auf eine Umschaltaktion an, in manchen Spielen steht der Gegner tief, da musst du das Spiel machen", erklärt Becker. Der 47-Jährige selbstbewusst: "Wir wissen, dass wir eine gewisse Qualität haben, und dass, wenn wir unseren Job gut machen, wir gegen jeden Gegner in der Liga auch bestehen können."

Neururer lobt Kiels Entwicklung

Ein Lob kommt auch von Zweitliga-Experte und Ex-Bochum-Trainer Peter Neururer: „Holstein Kiel hat eine tolle Entwicklung genommen. Ich kenne kaum eine Mannschaft in der 2. Liga, die so einfach Fußball spielt, im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Die Jungs spielen attraktiven, gut organisierten Fußball.“

Ein weiterer Faktor für den Höhenflug der Störche: die Unterstützung durch die Fans. "Die Nachfrage, was den Fußball betrifft, ist hervorragend, das Stadion ist immer voll", sagt der Geschäftsführer Sport. In einer Handball-Hochburg wie Kiel nicht selbstverständlich, selbst wenn der Vorzeigeverein THW gerade eine Schwächephase durchlebt. Auch unter den Sponsoren befinden sich mit zwei Firmenchefs, die „Holstein schon zu Viertligazeiten im Hintergrund immer mit Herzblut unterstützt und geschaut haben, dass es da sportlich vorangeht“, wie Becker betont.

Darmstadt schaffte den Durchmarsch, Würzburg stieg ab

Gleichwohl soll das 13.400 Plätze fassende Holstein-Stadion erweitert werden. Der Verein stehe laut des 47-Jährigen mit der Stadt im Austausch, die Umbaupläne stehen, es gehe nur um den Zeitfaktor. Zwar habe die Spielstätte einen gewissen Charme, was man nicht unterschätzen dürfe, allerdings sei es heutzutage einfach wichtig, einen gewissen Komfort, aber auch eine gewisse Stadiongröße zu haben.

Wie ist der Ausblick? Zwei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit zeigen, dass es sowohl in die eine, als auch die andere Richtung gehen kann. Während der SV Darmstadt 98 in der Spielzeit 2014/15 (15 Punkte nach neun Spielen) den Durchmarsch in die Beletage des deutschen Fußballs schaffte, mussten die Würzburger Kickers nach einem super Start in der abgelaufenen Runde (17 Punkte nach neun Spielen) noch den direkten Abstieg in Liga drei quittieren. Das Beispiel führt auch Neururer an, der von „Punkten gegen den Abstieg“ spricht. Sein Wunsch: „Ich hoffe, dass sich Kiel lange etabliert, erstmal in der 2. Liga. Andere Ziele in Angriff zu nehmen, wäre ein Riesenfehler.“ So sieht es auch Becker: "Wir vergessen nicht, wo wir herkommen und wollen demütig bleiben."

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