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Bundesliga-Geisterspiele: Es trifft die Falschen – mal wieder


Geisterspiele im Sport
Es trifft die Falschen – mal wieder

MeinungVon Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 22.12.2021Lesedauer: 3 Min.
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Vier Freiburger Fans beim Bundesliga-Spiel gegen Leverkusen: Ab Januar müssen sie vorerst daheim bleiben.Vergrößern des Bildes
Vier Freiburger Fans beim Bundesliga-Spiel gegen Leverkusen: Ab Januar müssen sie vorerst daheim bleiben. (Quelle: ULMER Pressebildagentur/imago-images-bilder)

Da sind sie wieder, die Geisterspiele. Im Sommer dachten Fans noch, dieses traurige Kapitel des Sports sei geschlossen. Nun ist klar, dass die Reise durch leere Stadien und Arenen weitergeht. Ein Fehler.

"Hey, rausschieben! Pressen! Los, rauf da!" Wir alle werden die Rufe von Thomas Müller, Marco Rose oder Christian Streich auf deutschen Fußballplätzen hören. Und zwar so laut und deutlich, wie es eigentlich nicht sein sollte. Denn die Tribünen der Bundesliga-Stadien bleiben ab Januar erneut leer. Die Realität heißt Geisterspiele. Das geht aus dem Beschluss der Bund-Länder-Konferenz hervor. Die Hoffnung ist, damit die Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus einzudämmen

Doch die Entscheidung, Fußballfans jetzt komplett auszuschließen, gleichzeitig aber in der Arbeitswelt nicht weiter zu verschärfen, ist falsch. Und zwar aus mehreren Gründen:

1. Die Ansteckungsgefahr im Stadion ist gering

Nach einigen Monaten im Sommer und Herbst 2021 mit Zuschauerinnen und Zuschauern in Stadien wissen wir, dass der Fußball kein Pandemietreiber ist. Auf den Tribünen gibt es so gut wie keine Ansteckungsgefahr. Darauf weisen Aerosolforscher immer wieder hin. In Außenbereichen wird die Aerosolwolke so schnell verdünnt, dass kaum etwas passieren kann, besonders mit Abstand. Mehr Informationen gibt es hier im Interview mit Dr. Gerhard Scheuch.

Zur Klarheit: Das hier ist kein Plädoyer für eine Vollauslastung der Stadien. Das Signal an die Bevölkerung wäre das falsche. Eine Stadionauslastung von beispielsweise 10 bis 15 Prozent aber eben nicht.

2. Es gäbe effektive Maßnahmen, ohne das Freizeitangebot zu kürzen

Zielführender wäre es, wenn die Regierung mit den Corona-Maßnahmen dort ansetzt, wo die Ansteckungsgefahr hoch ist: in Innenräumen, in denen beengte Situationen entstehen können. Dort muss gelüftet, Maske getragen und Abstand gehalten werden. Das Risiko für Besucher von Fußballspielen hingegen liegt nicht auf dem Sitzplatz selbst, sondern bei der An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Besuch einer überfüllten Stadiontoilette. Aber dafür gibt es eine Lösung. Mit der geringeren Auslastung in den vergangenen Wochen wurde bereits ein Schritt getan.

Gleichzeitig sollten die Vereine an den Spieltagen mehr Stadiontoiletten öffnen, sollten sie in einzelnen Stadien nicht ohnehin schon alle offen sein. Und die Städte könnten dafür sorgen, dass die Busse und Bahnen in höherer Taktung fahren. Gepaart mit der Maskenpflicht und offenen Fenstern wäre das eine effektive Maßnahme. Zudem gilt für alle Stadionbesucher ohnehin die 2G-Regel (wie auch in Kinos und Theatern, die weiter offen bleiben dürfen).

Zum Teil geöffnete Stadien könnten vielen Menschen in Deutschland in dieser schweren und bedrückenden Zeit helfen, weil sie weiter ihrer großen Leidenschaft nachgehen dürften. Gerade das ist auch für die Psyche wichtig, um einen Ausgleich vom Arbeitsalltag zu haben. Und wenn wir schon beim Beruf sind ...

3. Was ist mit den Arbeitsstellen?

Bei den Maßnahmen der Regierung fehlt es in erster Linie an Konsequenz. Wenn Freizeitangebote gekürzt oder sogar gestrichen werden, um Infektionen zu vermeiden, sollte das auch für andere Bereiche gelten. Aber das Wort Homeoffice tauchte in der Beschlussvorlage nicht auf. Lediglich die 3G-Regelung am Arbeitsplatz stand im Papier, die bereits seit Ende November existiert. Schärfere Kontrollen wurden nicht angekündigt, ein eindringlicher Appell fehlte.

Dabei gibt es zahlreiche Jobs, die auch von zu Hause aus umsetzbar wären. Aber es wird auch im Januar, wenn sich die hochansteckende Omikron-Variante des Coronavirus weiter verbreitet, überfüllte Busse und Bahnen in der Rushhour geben, weil nur weniger als ein Viertel der arbeitenden Bevölkerung dem Job von den eigenen vier Wänden aus nachgeht. Dann sind volle Busse und Bahnen offenbar kein entscheidendes Problem. Dabei sind dort nicht alle geimpft, die Stadionbesucher dank der 2G-Regel schon.

Für die Bürgerinnen und Bürger bleiben die Schutzmaßnahmen für die Arbeit nahezu unverändert, die für die Freizeit werden verschärft. Dabei wäre es in einer Krise wie der Pandemie, die Frust, Stress und Angst auslöst, für die eigene Immunabwehr und somit auch für die Infektionszahlen das Beste, wenn es andersherum wäre.

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