Zahlreiche Prominente fordern Stopp von Waffenlieferungen
Am Donnerstag beschloss der Bundestag die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine. Nun haben sich knapp 30 Prominente gegen die MaΓnahme positioniert. Sie warnen Kanzler Scholz vor einem Dritten Weltkrieg.
Prominente wie die Feministin Alice Schwarzer, der Schriftsteller Martin Walser und der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar haben in einem offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) appelliert, nicht noch mehr schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. Dem russischen PrΓ€sidenten Wladimir Putin dΓΌrfe kein Motiv fΓΌr eine Ausweitung des Krieges auf die Nato geliefert werden, schreiben die Unterzeichner in dem Brief, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Sie warnen vor der Gefahr eines Dritten Weltkrieges.
Zu den 28 Erstunterzeichnern gehΓΆren der Autor Alexander Kluge, der Rechtsphilosoph Reinhard Merkel, der SΓ€nger Reinhard Mey, die Kabarettisten Gerhard Polt und Dieter Nuhr, die Schauspieler Lars Eidinger und Edgar Selge sowie die Schriftstellerin Juli Zeh.
"Kompromiss, den beide Seiten akzeptieren kΓΆnnen"
Der Bundestag hatte am Donnerstag mit groΓer Mehrheit die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine gebilligt. Anders als viele Kritiker, die Scholz eine zaudernde Haltung vorwerfen, bekunden die Unterzeichner des Briefes ihre UnterstΓΌtzung dafΓΌr, dass der Bundeskanzler bisher alles getan habe, um eine Ausweitung des Ukraine-Kriegs zum Dritten Weltkrieg zu vermeiden.
"Wir hoffen darum, dass Sie sich auf Ihre ursprΓΌngliche Position besinnen und nicht, weder direkt noch indirekt, weitere schwere Waffen an die Ukraine liefern. Wir bitten Sie im Gegenteil dringlich, alles dazu beizutragen, dass es so schnell wie mΓΆglich zu einem Waffenstillstand kommen kann; zu einem Kompromiss, den beide Seiten akzeptieren kΓΆnnen."
"Unmittelbare Gefahr eines Weltkrieges"
Die Prominenten betonen, dass Putin mit dem Angriff auf die Ukraine das VΓΆlkerrecht gebrochen habe. Dies rechtfertige aber nicht, das "Risiko der Eskalation dieses Krieges zu einem atomaren Konflikt in Kauf zu nehmen". Die Lieferung groΓer Mengen schwerer Waffen kΓΆnnte Deutschland selbst zur Kriegspartei machen. "Ein russischer Gegenschlag kΓΆnnte sodann den Beistandsfall nach dem Nato-Vertrag und damit die unmittelbare Gefahr eines Weltkrieges auslΓΆsen."
Eine zweite "Grenzlinie" sei das Leid der ukrainischen ZivilbevΓΆlkerung. "Dazu steht selbst der berechtigte Widerstand gegen einen Aggressor in einem unertrΓ€glichen MissverhΓ€ltnis. Wir warnen vor einem zweifachen Irrtum: Zum einen, dass die Verantwortung fΓΌr die Gefahr einer Eskalation zum atomaren Konflikt allein den ursprΓΌnglichen Aggressor angehe und nicht auch diejenigen, die ihm sehenden Auges ein Motiv zu einem gegebenenfalls verbrecherischen Handeln liefern. Und zum andern, dass die Entscheidung ΓΌber die moralische Verantwortbarkeit der weiteren 'Kosten' an Menschenleben unter der ukrainischen ZivilbevΓΆlkerung ausschlieΓlich in die ZustΓ€ndigkeit ihrer Regierung falle. Moralisch verbindliche Normen sind universaler Natur."
Der offene Brief wurde am Freitagvormittag auf der Website des Magazins "Emma" verΓΆffentlicht. Er stehe nun allgemein zur Unterzeichnung offen, so Alice Schwarzer, Herausgeberin der Zeitschrift.
- Nachrichtenagentur dpa
- Emma: "Offener Brief an Kanzler Olaf Scholz"