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Boris Beckers Abschiebung: Was seine Deutschland-Rückkehr bedeutet


Tennisstar auf freiem Fuß
Das bedeutet Boris Beckers Haftentlassung jetzt

  • Steven Sowa
Von Steven Sowa

Aktualisiert am 15.12.2022Lesedauer: 4 Min.
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Ist Boris Becker zurück in Deutschland? In Großbritannien hatte er eine mehrmonatige Haftstrafe verbüßt. (Quelle: Frank Augstein/AP/dpa/dpa-bilder)

Boris Becker ist vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Wie geht es für den ehemaligen Tennisprofi in Deutschland weiter?

Seine Knastzeit ist vorbei: Boris Becker hat am Donnerstag das britische Gefängnis Huntercombe in Oxfordshire verlassen. Nach rund sieben Monaten Haft ist die Zeit hinter Gittern für den 55-Jährigen nun vorzeitig beendet. Becker wird umgehend von Großbritannien nach Deutschland abgeschoben.

Seine Rückkehr in die Heimat beschäftigt seit Tagen die Presse. Nicht nur hierzulande. Die vorzeitige Haftentlassung des Ex-Tennisstars ist auch in England ein großes Thema – und zwar aus einem einfachen Grund: Womöglich musste britisches Steuergeld aufgewendet werden, um den deutschen Staatsbürger abzuschieben.

Eine andere Theorie lautet: Steuergelder waren gar nicht nötig. Denn Berichte von "The Telegraph" und "Daily Mail" brachten bereits vergangene Woche eine andere Möglichkeit ins Spiel: Demnach werde Boris Becker mit einem Privatjet das Land verlassen. Die britischen Quellen ließen wissen: Dem 55-Jährigen wird ein privater Flug nach Deutschland bezahlt. Angeblich, weil ein Münchner Fernsehsender Exklusivrechte für ein Interview mit ihm vereinbart habe.

Ein TV-Special zu Beckers Deutschland-Rückkehr bei ProSieben oder Sat.1? Das gemeinsame Unternehmen ProSiebenSat.1 Media SE hat seinen Sitz in Unterföhring bei München. Belege dafür, dass der Tennisstar tatsächlich im Fernsehen über seine dann rund achtmonatige Haftzeit auspackt, gibt es bislang wenig. Mehr dazu lesen Sie hier. Eine zweiteilige Doku bei Apple TV+ ist bereits eingetütet. Die Aufnahmen dafür erfolgten vor seiner Inhaftierung.

Britische Gefängnisse sind überfüllt

Doch was wird nun aus ihm in Deutschland? Droht ihm auch hier noch ein Insolvenzverfahren? Oder muss er sich an Bewährungsauflagen halten?

Der dreifache Wimbledonsieger war Ende April in seiner Wahlheimat London zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte seinen Insolvenzverwaltern Vermögenswerte in Millionenhöhe verschwiegen. Nach britischem Recht hätte Becker eigentlich mindestens die Hälfte der Strafe absitzen müssen, bevor er auf Bewährung entlassen werden kann. Nach dieser Rechnung wäre der 55-Jährige nach 15 Monaten Haft also frühestens Ende Juli 2023 aus dem Gefängnis Huntercombe freigekommen.

Doch Boris Becker könnte von einem Umstand profitiert haben, den er eigentlich in der Vergangenheit auflösen wollte. Noch 2015 sagte er auf die Frage, ob er britischer Staatsbürger werden wolle: "Am Ende werde ich mich sicher darum bemühen." Weil er dies allerdings nie tat, könnte er jetzt ein Schnellverfahren durchlaufen haben, mit dem ausländische Häftlinge schneller abgeschoben werden können. Denn die britischen Gefängnisse gelten als überfüllt – es soll Platz geschaffen werden.

Beckers Freilassung und umgehende Abschiebung ziehen nun einen klaren Ablaufplan nach sich. Diesen erklärte die Rechtsanwältin Gül Pinar der Deutschen Presse-Agentur: "Er wird vom Gefängnis direkt von der Polizei zum Flughafen gebracht."

Normalerweise würden Abschiebehäftlinge mit Linienflügen ausreisen und in Deutschland in Frankfurt am Main landen, so die Expertin, die Mitglied des Ausschusses Strafrecht des Deutschen Anwaltvereins (DAV) ist. Bei Reisen mit einem Privatflugzeug verhalte sich das hingegen anders. Der Zielort kann dann offenbar frei gewählt werden.

Das steckt hinter dem "Verbot der Doppelbestrafung"

Offenbar ist Boris Becker nach seiner Abschiebung aus britischer Haft ein freier Mann. "Für dasselbe Vergehen oder Verbrechen kann man nicht mehrfach strafrechtlich verfolgt werden", sagte die Rechtsanwältin Natalie von Wistinghausen der Deutschen Presse-Agentur. "Dahinter steckt der Rechtsgrundsatz 'ne bis in idem', also das Verbot der Doppelbestrafung."

Nach seiner Abschiebung darf Becker aller Voraussicht nach längere Zeit nicht nach Großbritannien einreisen, obwohl dort seine Partnerin Lilian de Carvalho Monteiro wohnt. Der Zeitung "Mirror" zufolge gilt das Einreiseverbot mindestens so lange, wie seine eigentliche Strafe gedauert hätte, also bis Ende Oktober 2024. Anwältin Pinar sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass der Zeitraum normalerweise länger sei und mindestens fünf Jahre betrage.

Muss Becker sich an Bewährungsauflagen halten?

Unklar ist weiterhin, ob Becker sich an bestimmte Bewährungsauflagen zu halten hat. Eine entsprechende Anfrage von t-online lässt sein Anwalt offen. Auf einen umfassenden Fragenkatalog teilt Christian Oliver Moser lediglich mit: "kein Kommentar".

Dabei werde in der Regel mindestens vorgeschrieben, dass ein Wohnortwechsel bei den Behörden anzuzeigen ist, sagte die Rechtsanwältin Gül Pinar. Womöglich kommt Becker hier aber der Brexit zugute. Seit dem britischen EU-Austritt könnten etwaige Bewährungsauflagen nicht mehr auf der Grundlage von EU-Recht in Deutschland überwacht werden, teilte das Bundesjustizministerium der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit. "Eine isolierte Vollstreckung von Bewährungsauflagen sehen andere völkervertragliche Rechtsgrundlagen nicht vor", hieß es weiter.

Becker-Abschiebung: Ein vergleichbarer Fall ist nicht bekannt

Zwar könnte möglicherweise gelten, dass sich laut dem Gesetz über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen (IRG) die Zuständigkeit deutscher Behörden aus dem Wohnsitz des Verurteilten ergebe. Sollte Becker also beispielsweise in seinem Geburtsort Leimen unterkommen, wo seine Mutter Elvira lebt, wäre die Justiz von Baden-Württemberg zuständig. Allerdings sei kein vergleichbarer Fall bekannt, "in dem eine Abschiebung nach Deutschland mit einer Überwachung von Auflagen einherging", hieß es aus dem Ministerium.

Und auch der geplante Aufenthaltsort von Boris Becker ist bisher rein spekulativ. Genauso gut gilt es als vorstellbar, dass der 55-Jährige zeitweise in einem Hotel oder bei Freunden in Deutschland unterkommt.

Dennoch kursieren bereits die nächsten Meldungen zu möglichen Fallstricken in Beckers Heimatland. So zitierte die "Bild" am vergangenen Freitag einen Anwalt namens Hans Georg Fritsche: "Das Amtsgericht Heidelberg hatte angeordnet, dass das Insolvenzverfahren auch für Deutschland gilt."

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Die Insolvenz ist für Becker noch nicht überstanden

Die Schlussfolgerung daraus: Beckers künftige Einnahmen seien der Insolvenzmasse zuzurechnen. "Damit fallen Einnahmen, die Herr Becker in Deutschland erwirtschaftet, in die Insolvenzmasse. Sprich: Er darf den größten Teil nicht behalten", so Fritsche. Ob das auch nach dem Austritt Englands aus der EU so gilt, wird in dem Bericht nicht erklärt. Boris Beckers Anwalt Christian Oliver Moser sagte noch 2017 zu dem Verfahren in Heidelberg: Es sei die "rechtliche Folge des weiterhin in England laufenden Insolvenzverfahrens, welches für die gesamte Europäische Union gilt." Ist mit dem Brexit also auch diese Akte geschlossen?

Christian Oliver Moser antwortet auf t-online-Anfrage: "Es bleibt bei meiner Aussage. Es gibt keine eigenständigen Insolvenzverfahren in Deutschland. Durch den Brexit hat sich an meiner Aussage nichts geändert."

Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, geht aus dem öffentlich einsehbaren Insolvenzregister in Großbritannien hervor, dass Beckers Verfahren auf unbestimmte Zeit verlängert wurde. Ob und wie viel seines Einkommens er abgeben muss, ist demnach aber unklar. Auflagen wurden bis 2031 verhängt.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Anfrage an Boris Beckers Anwalt Christian Oliver Moser
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