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Antonja nach Ballermann-Aus: "Ein Zurück wird es definitiv nicht geben"


Antonja: "Ein Zurück wird es definitiv nicht geben"

Von Nicole Morgenstern

Aktualisiert am 09.08.2022Lesedauer: 6 Min.
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Antonja: Die Musikerin singt jetzt Rock statt Schlager.Vergrößern des Bildes
Antonja: Die Musikerin singt jetzt Rock statt Schlager. (Quelle: imago images)

Über 20 Jahre war sie als Antonia aus Tirol der Star am Ballermann. 2020 sagte sie "Adios" zur Partymeile. Den wahren Grund behielt sie lange für sich.

Für den Erfolg als populäre Partysängerin zahlte die Österreicherin Sandra Stumptner, besser bekannt als "Antonia aus Tirol", einen hohen Preis: ihre Gesundheit. Es dauerte Jahre, bis sie das merkte.

Es folgte ein kompletter Break und der Wechsel vom Schlager ins Rockgenre. Nun steht die Sängerin mit ihrer eigenen Band als Antonja auf der Bühne. In ihrer aktuellen Single verarbeitet die 42-Jährige ihre Burn-out-Erkrankung.

t-online erreicht die Musikerin in ihrer Wahlheimat Mallorca. "Wir können uns gerne duzen", sagt Antonja. Ein ehrliches Gespräch über die Schattenseiten des Erfolgs, positive Veränderungen und die Doppelmoral rund um den umstrittenen Partysong "Layla."

t-online: Antonja, zwei Jahrzehnte warst du eine der größten Partysängerinnen am Ballermann. 2020 dann dein Abschied vom Schlager und der Schinkenstraße. Wie geht es dir heute, zwei Jahre danach?

Antonja: Danke, es geht mir viel besser! Der Wandel hat mir gutgetan. Mein Herz schlägt schon so lange für die Rockmusik, und irgendwann war er da – der Zeitpunkt, wo ich wusste: Ich will das jetzt! Meine ganze Seele hat quasi danach geschrien. Und nur wenn diese gesund ist, ist es auch der Körper.

Es lief gut für dich. So gut, dass du 2007 an einem Burn-out erkrankt bist. Trotzdem hat es noch Jahre gebraucht, bis du etwas verändert hast. Warum?

Ich habe es damals gar nicht so realisiert, dass mir alles zu viel wurde. Nicht mal nach meinem Burn-out. "Was wollt ihr denn? Ich schaff' das schon", lautete stets meine Reaktion. Erst als ich Jahre später Fotos von mir gesehen habe aus der Zeit, wurde es mir bewusst. Ich war abgemagert bis auf die Knochen, wog nur noch 42 Kilo. Ich hatte seinerzeit einen schlimmen Magen-Darm-Infekt, habe deshalb kaum was gegessen. Bis ich dann nach einem Auftritt in Düsseldorf zusammengebrochen bin.

Nach Krankenhaus und Reha bist du sehr schnell wieder zurück auf die Bühne. Zu schnell?

Ich wollte es einfach jedem recht machen. Wenn ich auf die letzten 20 Jahre zurückblicke, komme ich auf über 4.000 Auftritte. In all der Zeit habe ich davon maximal vier abgesagt. Ich habe selbst mit Fieber auf der Bühne gestanden, sogar mit einem Steißbeinbruch. Das war in Gelsenkirchen, wo 25.000 Leute auf mich gewartet haben. Da konnte ich nicht einfach sagen: "Nee, ich trete jetzt nicht auf." Abzusagen hätte ich nicht mit mir vereinbaren können.

Deine Arbeitsmoral in allen Ehren, aber da hast du ganz schön Raubbau an deinem Körper betrieben. Wie denkst du heute darüber?

Ich bin ein sehr zuverlässiger Mensch und würde es wahrscheinlich wieder so machen. Allerdings mit dem Unterschied, dass ich mir im Vorfeld nicht mehr so viele Termine lege. Deshalb jetzt auch dieser neue Wandel und der Schritt ins Rockgenre. Und ich trete jetzt mit meiner vierköpfigen Band auf! Statt Playback-Auftritte nur noch Live-Konzerte. Das ist ein großer Unterschied. Aber solange ich nicht im Koma liege oder der Arzt sagt, ich darf nicht auf die Bühne, würde ich es immer wieder so machen! Meine Fans und die Bühne geben mir – damals wie heute – Kraft und Energie. Das Anstrengende war immer nur das Drumherum, die Hetze von Auftritt zu Auftritt.

Peter, dein Lebensgefährte und Manager, war dir ein starker Halt in dieser Zeit. Ihr seid schon viele Jahre zusammen. Eine Seltenheit in der Branche.

Ja! Peter und ich sind seit über 20 Jahren zusammen. 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag. In all der Zeit waren wir insgesamt vielleicht eine Woche getrennt voneinander. Ich bin schon so oft gefragt worden, wie das möglich ist. Aber wie man sieht: Es ist möglich! Und wir sind immer noch sehr glücklich miteinander.

Was vielleicht nicht jeder weiß: Du warst gerade einmal 14 Jahre alt, als du zum ersten Mal auf einer Bühne gesungen hast.

Das stimmt. Mein Vater war Alleinunterhalter, und ich bin manchmal mit ihm aufgetreten. Ich habe den Applaus genossen. Es war schon immer mein Traum, Sängerin zu werden.

Und dann kam DJ Ötzi. Wie seid ihr euch begegnet?

Ich war 19 und habe in einer Diskothek in Österreich gearbeitet. Dort legte DJ Ötzi auf. Als ihm das Lied "Anton aus Tirol" angeboten wurde, suchte man den weiblichen Part dazu. Da wurde spontan entschieden, dass ich das mache.

War es die Art von Musik, die du machen wolltest?

Ich wollte eigentlich Popsongs à la Britney Spears singen. Aber der "Anton aus Tirol" war damals meine Chance, in die Branche reinzukommen. Dass dies dann ein Nummer-eins-Hit wurde und mein Einstieg, eine eigene CD als "Antonia aus Tirol" zu produzieren, damit hatte ich nicht gerechnet!

Dein Erfolg kam quasi von "null auf hundert".

Ja, es ging alles so brutal steil! Aber vor lauter Stress konnte ich den Erfolg kaum genießen. Und auf einmal hielt ich eine Goldene Schallplatte in meinen Händen – mit meinem Namen drauf. Es war schon alles sehr aufregend.

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Jetzt, wo du eine ganz andere Art von Musik machst: Wie stehst du heute zu deinen alten Liedern?

Es waren 20 tolle Jahre und ich stehe komplett zu meiner Vergangenheit. Zu allem, was ich gemacht habe!

Derzeit wird der Partysong "Layla" ja heiß diskutiert. Kannst du die Diskussion darum verstehen?

Also ich verstehe die Entrüstung darum überhaupt nicht, finde es regelrecht überzogen. Musik ist Kunst, da ist vieles erlaubt. Was soll daran schlimm sein? Die Leute finden es witzig. Die sind im Urlaub, wollen dort ihre Sorgen vergessen. Die Menschen aus ihrem Alltag rausholen – darum geht es doch bei dieser Art von Musik. Ich finde es völlig okay. Das ist Spaß und gehört nicht boykottiert.

Selbst Politiker haben sich zu dem Lied geäußert. Findest du das angemessen?

Ich finde, die sollten sich über ganz andere Dinge Gedanken machen, die viel, viel wichtiger sind momentan. Oder die Wiesnwirte: Die machen sich durch Alkohol die Taschen voll, aber regen sich dann über so ein Lied auf! Was für eine heuchlerische Doppelmoral!

Lass uns kurz auf einen deiner alten Songs zu sprechen kommen: "Ich bin viel schöner." Da lautet eine Textzeile: "Meine super Pampelmusen sind der Gipfel in der Blusen und mein Body ist so einer, den kein Mann vergisst." Gab es für den Text Kritik von Frauen, er sei zu sexistisch?

Nein! Überhaupt habe ich von Frauen in all der Zeit nie Anfeindungen erfahren. Das ist ja gerade das Phänomen. Wenn ich nach meinen Auftritten Autogramme gegeben habe, kamen oft die Frauen mit ihren Männern zu mir und schoben mir ihren Mann hin. "Machen Sie doch bitte mal ein Foto mit meinem Mann. Der traut sich nicht", sagten sie zu mir. Da war nie Neid oder Eifersucht zu spüren. Wenn es solche Schlagzeilen gab, kamen die immer nur von den Medien. Im Übrigen war es auch das einzige Lied von mir mit einem sexistischen Text.

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Nicht nur der Ballermann samt seiner Partyschlager sind für dich heute passé, sondern auch das Singen auf Deutsch. Du singst jetzt in Englisch.

Für mich hat musikalisch ein ganz neuer Lebensabschnitt begonnen. Mit englischen Texten ist da viel mehr möglich – auch international. Wir haben unsere Promotion auch verstärkt auf den ausländischen Sektor ausgeweitet, und im nächsten Jahr ist eine Tour durch die USA geplant. Ich möchte gerne auch über ernstere Themen singen, auf sie aufmerksam machen. Das geht mit Partysongs nicht.

Wie haben es deine Fans aufgenommen, dass du jetzt rockig unterwegs bist?

Meine Fans gehen total mit. Es gab sogar welche, die mich anschrieben und meinten: "Antonja, ich folge dir schon so viele Jahre. Endlich machst du die Musik, die mir auch gefällt." Darüber freue ich mich sehr.

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Gab es auch kritische Stimmen zum Wechsel. Zum Beispiel von Kollegen?

Ja, schon. Einige meinten: "Um Himmels willen, das ist ja wie ein Kopfschuss. Es lief doch so toll. Warum machst du das?" Aber alles, was zählt, ist: Mein Team und ich sind glücklich und stehen zu unserer Entscheidung.

Hand aufs Herz: Hast du keine Sorge, dass dein Stilwechsel finanzielle Einbußen bedeuten könnte?

Ich hatte viele gute Jahre als "Antonia aus Tirol", und wenn es mir ums Geld gehen würde, könnte ich damit einfach weitermachen. Es gibt nach wie vor viele Anfragen. Ich mache mir keine Sorgen um meine Existenz. Auch nicht darum, dass es nicht funktioniert. Danach sieht es auch nicht aus. Aber selbst, wenn es nicht klappen sollte: Einen Weg zurück als "Antonia aus Tirol" wird es definitiv nicht geben! Es ist eine langfristige Entscheidung, an die man glauben muss.

Verwendete Quellen
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