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Henning Baum bei RTL: Ist das allen Ernstes ein "Top Gun"-Song?


Ist das allen Ernstes ein "Top Gun"-Song?

Sebastian Milpetz

11.08.2022Lesedauer: 3 Min.
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Henning Baum: Der Schauspieler hat sich die Bundeswehr mal genauer angeschaut.Vergrößern des Bildes
Henning Baum: Der Schauspieler hat sich die Bundeswehr mal genauer angeschaut. (Quelle: RTL)

In "Einsatz für Henning Baum - Was es jetzt heißt Bundeswehrsoldat zu sein" wird der Schauspieler zum Kampfpilot. In den Dreh platzte der Ukraine-Krieg.

Krieg in der Ukraine. Wolodymyr Selenskyj, der Präsident des von Russland überfallen Landes, etabliert im zupackenden olivgrünen Shirt eine neue politische Ästhetik. Gegen die Anzugträger von Olaf Scholz bis Joe Biden ziemlich hilflos aussehen. Die Deutschen lernen wieder die Namen von Panzergattungen. Sogar die Grünen verwandeln sich von "Pazifisten zu Panzerfans", wie jüngst das "Handelsblatt" vermerkte.

Die Rückkehr einer Wehrpflicht wird genauso diskutiert wie ein verbindlicher Sozialdienst für junge Menschen. Und die vom US-Militär gesponsorte Fliegeraction "Top Gun: Maverick" mit Tom Cruise ist ein gewaltiger Kinohit.

In diesem Klima bekommt die RTL-Doku "Einsatz für Henning Baum – Was es jetzt heißt Bundeswehrsoldat zu sein" (Donnerstag, 20.15) ein ganz neues Gewicht. Das Wort "jetzt" im Titel bezieht sich natürlich auf die Vorgänge in der Ukraine. Der russische Angriffskrieg fiel mitten in die Dreharbeiten. Nur wenige Monate vorher, und die Sendung wäre nur ein Promi-Experiment, eine schrullige TV-"Challenge" unter vielen.

Nachdem Henning Baum bereits 2021 bei der Polizei im Einsatz war und Anfang 2022 mit Kollege Wotan Wilke Möhring ein GSG9-Training absolvierte, holt der Ex-Zivi nun die Grundausbildung beim Bund nach. Sein Ziel: In einem Eurofighter fliegen, wenn auch nicht hinterm Steuer.

Eine Promi-Extrawurst will Baum nicht gebraten bekommen

Henning Baum ist natürlich die Idealbesetzung für diesen Job. "Der letzte Bulle". Der letzte echte Kerl im deutschen Fernsehen. Das aber reflektiert und mit einem leichten Augenzwinkern. Militärische Fachsprache geht ihm selbstverständlicher von den Lippen als anderen deutschen Promis. Gewohnt knorrig trägt der 49-Jährige die Sendung, mit tiefer, tragikschwerer Stimme und todernstem Gesichtsausdruck, der aber einem jungenhaften Lächeln weichen kann.

Zusammen mit jungen Rekruten stellt sich Baum der Grundausbildung. Eine Promi-Extrawurst will er nicht gebraten bekommen. Er stellt sich brav in die Reihe, als ein Vorgesetzter nach dem Waschen die Fingernägel der Rekruten kontrolliert. Über solche Vorgänge wundert sich Baum in der Doku immer wieder kurz, ordnet sie dann aber verständnisvoll ein. Kritik kommt ihm nur über die Lippen, als er "billiges Weißbrot" vorgesetzt bekommt. Schließlich wisse "jedes Kind", dass das ungesund ist. Und gleichzeitig gebe der Staat Millionen für Kampfflugzeuge wie den Eurofighter aus. "Das kommt aber in die Sendung", brummelt der Darsteller nach seinem Ausfall.

Die Bundeswehr ist "kein Abenteuerspielplatz"

Zwischen die Szenen aus der Ausbildung schaltet "Einsatz für Henning Baum" immer wieder Interviews. In Bremerhaven spricht Baum mit den Eltern von frischgebackenen Soldaten und Soldatinnen. Die Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) konfrontiert er in einem Gespräch (aufgenommen nach dem russischen Angriff) mit den Vorwürfen, dass die Bundeswehr kaputtgespart werde. Zu Wort kommen auch traumatisierte Soldaten, die sich mit ihren Problemen von der Politik und der Gesellschaft allein gelassen fühlen. Hier und bei Videomaterial aus realen Fronteinsätzen geht die Sendung wirklich an die Substanz, mehr als bei Baums Appellen, die Leistung von Soldaten zu würdigen.

Henning Baum macht den Tom Cruise

Die Bundeswehr ist "kein Abenteuerspielplatz". Das betont Henning Baum immer wieder. Dennoch schleicht sich immer wieder dieser Eindruck ein. Beim Zielschießen mit scharfer Munition (in Zeitlupe!) ist sein "sportlicher Ehrgeiz geweckt". Nach seinem ersten Notwassern auf See singt er spontan ein Seemannslied. Neben der (glaubwürdigen) Versicherungen der interviewten Soldaten, der Gesellschaft dienen zu wollen, betonen sie auch, dass sie beim Bund ihre "Grenzen kennenlernen wollen".

Ein Pilot verrät, dass er wegen Filmen wie "Top Gun" Flieger beim Militär werden wollte. Die Inszenierung der Doku springt auf den Zug auf. Henning Baum schreitet in Zeitlupe über die Landebahn und fährt auf dem Motorrad in den Sonnenuntergang wie Tom Cruise im Kultfilm. Dazu läuft im Hintergrund allen Ernstes "Danger Zone" aus dem Soundtrack von "Top Gun“. Hier schließt sich der Kreis zur Gegenwart, in der die Fortsetzung "Top Gun: Maverick" ein Riesenhit ist. Und das Militär wieder in den Blick der Gesamtgesellschaft gerät, ob wir wollen oder nicht.

Verwendete Quellen
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