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Koks, Hormone & Co: Was vom Abwasser bleibt im Trinkwasser?


Hormone, Drogen und Dünger
Sind Schadstoffe aus dem Abwasser im Trinkwasser?

jb, dpa-tmn

16.03.2017Lesedauer: 3 Min.
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Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

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Abfluss im SpülbeckenVergrößern des Bildes
Was steckt alles im Abwasser? (Quelle: springtime78/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Abfälle und Reste werden häufig verbotenerweise ins Klo gespült. Daher gibt es kaum etwas, was nicht im Schmutzwasser nachzuweisen ist. Doch was die meisten nicht wissen: Vieles davon kann nicht wieder herausgefiltert werden und landet in unserem Trinkwasser.

Aus den Augen, aus dem Sinn?

Das Abwasserkanalnetz in Deutschland ist lang, stark verzweigt und ein unangenehmes Thema. Kaum die Toilette heruntergespült, wollen viele nichts mehr von ihren Resten wissen. Aus diesem Grund haben die Kläranlagen immer mehr Mühe, das Schmutzwasser so zu säubern, dass es anschließend als Trinkwasser aufbereitet zurück an die Haushalte geleitet werden kann. Hier sehen Experten Probleme, denn Düngemittel, Arzneimittelrückstände und Drogenreste belasten das Abwasser zunehmend.

Was ist alles im Abwasser?

Abwasser hat unterschiedliche Verunreinigungsstufen:

  • häuslicher Gebrauch
  • gewerblicher Gebrauch
  • industrieller Gebrauch
  • landwirtschaftlicher Gebrauch

So fließt neben Schmutzwasser aus WC, Küchen, Kliniken und Betrieben, auch mit Schadstoffen verdrecktes Regenwasser in der Kanalisation. Stark belastete Industrieabwässer werden allerdings häufig schon in betriebseigenen Anlagen (vor)behandelt. Das Umweltbundesamt (UBA) betont: "Alles, was wir konsumieren, landet am Ende im Abwasser. Das sollte man wissen, bevor man Salben mit synthetischen Duftstoffen oder Kosmetik mit Plastik und Chemikalien nutzt." Es brauche zudem immer mehr Technik, Geld und Energie, um das Abwasser von alldem zu befreien und es am Ende wieder genießbar zu machen.

Wie viel Abwasser fällt an?

Pro Jahr fallen rund 10 Milliarden Kubikmeter Abwasser an. Laut Deutscher Vereinigung für Wasserwirtschaft und Abwasser (DWA) sind die Haushalte praktisch flächendeckend an die Kanalisation angeschlossen. Das Abwasserkanalnetz hat laut Statistischem Bundesamt eine Länge von 575.600 Kilometern, an denen 10.000 öffentliche Kläranlagen für die Aufbereitung sorgen.

Wie wird das Abwasser aufbereitet?

Die Kläranlagen arbeiten mit biologischen, chemischen und mechanischen Behandlungsverfahren, um ungelöste Stoffe herauszufiltern. Um dies leisten zu können, werden laut UBA kommunale Kläranlagen zunehmend mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe ausgebaut – bewährt habe sich dabei die Behandlung mit Ozon und Aktivkohle. Fachleute sind dennoch skeptisch. Sie gehen nicht davon aus, dass alle Stoffe im Wasser ausnahmslos erfasst werden. Besonders neuere, unbekannte Arzneistoffe zählen laut Skeptikern hierzu.

Was aus dem Abwasser bleibt im Trinkwasser?

  • Chemikalien
  • Pflanzenschutzmittel
  • Waschmittel
  • Kosmetikrückstände
  • menschliche Ausscheidungen
  • Arzneimittel für Mensch
  • Medikamente aus Massentierhaltung
  • und vieles mehr

landet in der Kanalisation – häufig verbotenerweise. Sie können die Kanalisation verstopfen, explosive Dämpfe und Gase verursachen sowie das Kanalsystem angreifen.

Besonders schwierig ist es dabei, Arzneirückstände zu entfernen – mit großen Unterschieden: Das Schmerzmittel Ibuprofen wird bei der herkömmlichen Abwasserbehandlung zu 80 Prozent eliminiert, Röntgenkontrastmittel fast gar nicht. Medikamente sollten daher niemals über die Toilette entsorgt werden, mahnt auch das UBA – sondern über Apotheken oder die Restmülltonne.

Welche Gefahren bergen Antibiotika im Wasser?

Ob sich Antibiotika-Resistenzen über Kläranlagen ausbreiten, wird seit einigen Jahren erforscht. Vor allem aus Kliniken gelangen Antibiotika-Rückstände und zugleich auch Bakterien, die Antibiotikaresistenzen in sich tragen, in die Kläranlagen. Dort treffen sie auf Milliarden von Bakterien, die für die Abwasserbehandlung zuständig sind. Die Anlagen könnten zu einer Art Brutstätte für antibiotikaresistente Bakterien werden, die mit dem behandelten Wasser in die Gewässer gelangen und Wasserressourcen möglicherweise kontaminieren.

Wie gefährlich ist Trinkwasser?

Das Leitungswasser hat hierzulande laut Verbraucherzentrale (VZ) eine sehr gute Qualität. Es gebe kein besser kontrolliertes Lebensmittel. Es muss frei sein von Schadstoffen und Krankheitserregern. In Wasserwerken wird Talsperren-, Fluss- oder Grundwasser zu Trinkwasser gemacht. Eine Verordnung schreibt die Qualität des Trinkwassers vor. Für die Einhaltung der Grenzwerte sind die Gesundheitsämter zuständig. Dennoch gibt es Rückstände, die in der Kläranlage nicht herausgefiltert werden können:

  • Hormone: Schon kleine Rückstände von Östrogenen und anderen weiblichen Hormonen, beeinflussen die Fortpflanzung von Mensch und Tier stark. Eine gesundheitsschädliche Konzentration findet sich jedoch nur in Gewässern und Brunnen. Im Leitungswasser werden laut Wasserbetrieben Hormone herausgefiltert, sodass keine Gefahr für die menschliche Gesundheit besteht.
  • Drogen: Wissenschaftler haben in der Vergangenheit beispielsweise Rückstände von Kokain, Cannabis (THC) im Abwasser nachgewiesen. Diese werden laut Wasserbetrieben allerdings so gut herausgefiltert, dass durch das Trinken des Wassers keine Gefahr besteht.
  • Nitrat: Der übermäßige Einsatz von Gülle und stickstoffhaltigem Dünger auf Äckern belastet das Grundwasser. Die EU-Kommission hat Deutschland Ende 2016 wegen zu hoher Nitratwerte verklagt. Die Stoffe werden für das Trinkwasser herausgefiltert, was den Wasserpreis nach oben treibt.

Verbraucher müssen jedoch keine Angst um ihre Gesundheit haben. Das Trinkwasser muss entsprechende Hygienevorschriften erfüllen. Schadstoffe gelangen demnach erst aufgrund alter Wasserleitungen über den Wasserhahn in unseren Körper. Mit spezielle Wasserfiltern für den Hausgebrauch können diese Rückstände ebenfalls eliminiert werden.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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