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Therapie mit Blutegeln: Ekelhaft oder natürlich?


Ekelhaft oder natürlich?
Ein Blutegel nahm Ania die Schmerzen

Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 03.12.2014Lesedauer: 3 Min.
Qualitativ geprüfter Inhalt
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Ania (37) konnte durch die erfolgreiche Blutegel-Therapie auf eine Operation verzichten.Vergrößern des Bildes
Ania (37) konnte durch die erfolgreiche Blutegel-Therapie auf eine Operation verzichten. (Quelle: privat)

Schmerzen im Handgelenk waren es, die Ania (37) zur Heilpraktikerin führten. Operieren lassen wollte sie sich nicht und auch Schmerzmittel waren für sie keine Dauerlösung. Also ließ sie sich auf ein Experiment mit Gänsehautfaktor ein: eine Blutegel-Therapie. Und das Erlebnis hielt einige Überraschungen bereit.

Ein Besuch beim Arzt bringt bei Ania ein Überbein am Handgelenk ans Licht, also eine gutartige mit Flüssigkeit gefüllte Zyste im Bereich einer Gelenkkapsel. Der Mediziner rät zu einem Eingriff oder Schmerzmitteln als Alternative. Frustriert berichtet die 37-Jährige ihrer Heilpraktikerin von der Diagnose und diese macht ihr einen ungewöhnlichen Vorschlag: Blutegel könnten gegen die Entzündung helfen.

"Ich konnte erst nicht hinschauen"

Anias erster Gedanke: "Was?! Das kann nicht ihr Ernst sein". Doch in die anfängliche Abscheu mischt sich schnell Neugier und schon sitzen zwei Blutegel auf ihrem Handgelenk. "Der eine war zu träge und wollte nicht beißen, also wurde er wieder abgenommen. Der zweite hingegen war richtig hungrig und hat sich prompt neben meinem Überbein festgesaugt. Ich konnte erst nicht hinschauen." Der Egel beginnt sofort mit seiner Arbeit.

Speichel wirkt entzündungshemmend

"Der Speichel der Blutegel vereint vier positive Eigenschaften. Er wirkt blutverdünnend, entzündungshemmend, schmerzlindernd und leicht antibiotisch", erklärt Yvonne Sondershaus, Heilpraktikerin für Humoraltherapie aus Weiterstadt. Sie hat sich auf die Blutegel-Therapie spezialisiert.

Zu den Einsatzgebieten der Tiere gehören unter anderem Bluthochdruck, Arteriosklerose, Krampfadern, Gelenkbeschwerden wie Gicht und Rheuma sowie Thrombose. "Bei Schmerzen generell machen wir immer wieder gute Erfahrungen", sagt die Expertin.

Blutegel gegen Hämorrhoidenleiden

Sogar Hämorrhoiden könne man mit Egeln behandeln: "Viele Zäpfchen, die Ärzte für die Behandlung der Gefäßpolster verschreiben, enthalten Inhaltsstoffe des Egel-Speichels. Man kann also auch das Tier direkt ansetzen." Allerdings hat noch keiner ihrer Patienten diesen Schritt gewagt.

Enge Zusammenarbeit mit den Ärzten

Zwar kommen dank der kleinen Sauger viele um die Einnahme von Medikamenten herum oder können die Dosierung senken. Doch die Therapieform ist nicht für jeden geeignet - beispielsweise nicht für Menschen mit Eisenmangel, Allergiker und Schwangere. Auch wer durch eine Erkrankung geschwächt ist, kommt für die Behandlung nicht in Frage. "Das Wichtigste zu Beginn ist ein ausführliches Gespräch. Nimmt ein Patient Medikamente, beispielsweise Blutverdünner, oder kommen andere Fragen auf, arbeite ich eng mit deren Ärzten zusammen", erklärt Sondershaus.

Kleiner Piks und 70 Minuten saugen

Nach 70 Minuten hat Ania ihre erste Sitzung überstanden. Dass sich der Blutegel mit seinen drei Zähnen in ihre Haut gesägt hat, hat sie nicht gemerkt. Es sei nur ein kleiner Piks gewesen, sagt sie. "Man kann es mit einem Nadelstich vergleichen", bestätigt auch die Heilpraktikerin. Bereits zwei Stunden nach der Anwendung ist Ania so gut wie schmerzfrei: "Ich war total verblüfft. Damit hatte ich nicht gerechnet. Allerdings habe ich mich ziemlich schlapp gefühlt, meine Temperatur war leicht erhöht und ich hatte ziemlich mit Nachblutungen zu kämpfen."

Nachblutungen nicht unterschätzen

Das Thema Nachblutungen ist eine Nebenwirkung der Therapie, die die meisten Patienten trotz Vorwarnung erschreckt, wie Sondershaus weiß. "Während der Anwendung saugt ein Egel etwa zehn Milliliter Blut. Nach der Behandlung können im Zeitraum von zwei bis drei Tagen allerdings nochmal bis zu 300 Milliliter Blut fließen, sogenanntes Sickerblut. Aber das ist ganz normal." Die Ursache liegt in der blutverdünnenden Wirkung des Speichels.

Blutegel auf keinen Fall stressen

Da der Körper die Substanzen im Speichel des Tieres nicht kennt, kann es zudem zu Rötungen, Juckreiz und Schwellungen kommen. Zudem sollte man die Blutegel nicht stressen und warten, bis sie von selbst abfallen. "Zieht man an ihnen herum, bevor sie ihre Mahlzeit beendet haben, kann es passieren, dass sie sich übergeben und die Haut sich in der Folge entzündet", erklärt Sondershaus das Gemüt der Tiere. Allerdings sei das bei ihr in zwölf Berufsjahren noch nie vorgekommen.

Jedes Tier darf nur einmal saugen

Können Keime durch die Egel übertragen werden? " Das Risiko ist gering", ist sich die Heilpraktikerin sicher. "Zum einen wird jedes Tier nur einmal eingesetzt. Zum anderen werden die Egel streng kontrolliert, bevor sie über Apotheken und spezielle Zuchtfarmen verkauft werden dürfen."

Auf die Frage, ob Ania die Therapie wiederholen würde, sagt diese bestimmt: "Auf jeden Fall. Schmerzfrei ohne Operation und Schmerzmittel, das hat mich überzeugt. Allerdings kann ich nur von meinem Fall sprechen. Die kleine Narbe, die zurückgeblieben ist, erinnert mich übrigens etwas an einen Mercedesstern."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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