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Afterschließmuskelkrampf kommt ohne Vorwarnung


Schmerzhaftes Tabu Proctalgia fugax
Afterschließmuskelkrampf kommt ohne Vorwarnung

t-online, Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 27.12.2017Lesedauer: 3 Min.
Frau hält ihren PoVergrößern des BildesEine anfallsartig auftretende Verkrampfungen der Beckenboden- und Schließmuskulatur ist für Betroffene meist schmerzhaft. (Quelle: champja/Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Er kommt plötzlich und ist sehr schmerzhaft: der Afterschließmuskelkrampf. Der Proctalgia fugax tritt nicht nur auf der Toilette auf, auch nachts kommt er häufig vor. Nur wenige Menschen, die unter den Krämpfen am Po leiden, sprechen offen darüber. Wir haben eine Betroffene gefragt, wie sich solch ein Krampf anfühlt.

Bei dem Afterschließmuskelkrampf, auch Proctalgia fugax oder Levator Syndrom genannt, handelt es sich um anfallsartig auftretende Verkrampfungen der Beckenboden- und Schließmuskulatur. Was genau die schmerzhaften Krämpfe auslöst, ist nicht genau bekannt. Ultraschalluntersuchungen zeigen meist keine krankhaften Veränderungen des betroffenen Bereichs. Selten begünstigen Enddarmerkrankungen das Auftreten. Auch Hämorriden und Verstopfung werden als Auslöser diskutiert.

Afterschließmuskelkrämpfe treten häufig nachts auf

Viele Betroffene berichten von einer Häufung in der Nacht, doch auch tagsüber, etwa auf der Toilette, kann sich die Muskulatur des Afters verkrampfen. Nach dem Geschlechtsverkehr oder langen Sitzphasen können die Beschwerden ebenfalls zunehmen. Frauen sind doppelt so häufig von den Schließmuskelkrämpfen betroffen wie Männer. Viele berichten über vermehrte Krämpfe um die Zeit der Regelblutung herum.

Wie viele Menschen unter den Krämpfen leiden, ist schwer zu sagen. Es gibt Untersuchungen, die von etwa 14 Prozent der erwachsenen Bevölkerung ausgehen. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. Nicht jeder Betroffene geht zum Arzt.

Bei Schließmuskelkrämpfen immer zum Arzt

Häufig strahlen die Schmerzen in den Unterbauch und das Becken aus. Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und Kreislaufprobleme aufgrund der starken Schmerzen können den Afterschließmuskelkrampf begleiten. Medizinern zufolge sind die Beschwerden zwar sehr unangenehm, aber harmlos. Dennoch sollten Betroffene einen Proktologen aufsuchen, um Enddarmerkrankungen auszuschließen.

Die Proctalgia fugax kann bis zu einer Stunde dauern

Wie oft die Anfälle auftreten, lässt sich nicht vorhersagen. Auch Intensität und Länge können schwanken. Manche Patienten leiden bis zu einer Stunde unter den Schmerzen. Wer eine Neigung zu den Krämpfen hat, muss damit rechnen, dass sie immer wieder kommen. Mit dem Alter lässt die Häufigkeit oft nach. Vorbeugen lässt sich der Krampf Medizinern zufolge kaum. Bei manchen Patienten kündigt sich der Krampf mit einem Ziehen an. Dann können entkrampfende Medikamente in der Akutphase Linderung bringen.

Manchen Patienten hilft zudem Wärme oder wenn sie mit der Hand gegen den After pressen. Andere berichten, dass sich die Krämpfe weniger stark ausgeprägt sind und deutlich seltener auftreten, wenn sie hochdosierte Magnesium- und Kalziumpräparate einnehmen. Auch eine verdauungsfördernde Ernährung kann bei einigen die Schließmuskelkrämpfe lindern. Auch regelmäßige warme Sitzbäder werden oft als hilfreich empfunden.

Proctalgia fugax trifft Frauen häufiger als Männer

Häufig treten die Beschwerden um das 40. Lebensjahr herum zum ersten Mal auf. Doch auch Jüngere können betroffen sein – wie die 35-jährige Verena*. Seit mehreren Jahren leidet sie immer wieder unter den Afterschließmuskelkrämpfen. Bei ihr tritt die Verkrampfung vor allem auf der Toilette nach dem Stuhlgang auf: "Es passiert plötzlich und ohne Vorwarnung. Plötzlich verkrampft mein Schließmuskel. Ich kann nichts dagegen machen", erzählt sie. "Es tut unglaublich weh. Der ganze Bereich zwischen Becken und Intimzone schmerzt. Es ist ein dumpfer Schmerz, der einem die Luft nimmt."

"Ich hatte echt Angst"

Als der Krampf im Analbereich das erste Mal auftritt, ist Verena sehr erschrocken. "Ich war total überfordert. Ich wusste ja nicht, was da passiert und ob das etwas Schlimmes ist. Ich hatte echt Angst", erinnert sie sich. Die Afterschließmuskelkrämpfe dauern bei Verena etwa fünf Minuten. "Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Wenn ich mir vorstelle, das manche bis zu einer Stunde darunter leiden – unvorstellbar."

Während eines Krampfes versucht Verena zu entspannen. Wirklich helfen kann ihr im Akutfall aber nichts. "Ich habe gelesen, dass es helfen kann, in die Hocke zu gehen und sich an die Wand zu lehnen. Bei mir bringt das nichts. Auch gibt es sonst keine Position, die mir hilft. Ich bleibe einfach zusammengekauert sitzen und hoffe, dass es schnell überstanden ist", erzählt sie. "Manchmal passiert es mehrmals im Monat, dann habe ich wieder eine Zeitlang Ruhe."

Stress begünstigt die Schließmuskelkrämpfe

Besonders in stressigen Phasen beobachtet Verena eine Häufung der Krämpfe. "Keine Ahnung, warum das so ist, vielleicht bin ich, beziehungsweise meine Muskulatur, dann angespannter", vermutet sie. "Vielleicht presse ich auf der Toilette manchmal unbewusst auch zu stark und es passiert dadurch. Sicher weiß ich es nicht. Aber ich vermute, dass Verstopfung die Krämpfe begünstigt. Ich bin nur froh, dass es bisher immer zu Hause passiert ist. Auf der Arbeit wüsste ich echt nicht, was ich machen soll."

*Name auf Wunsch der Betroffenen geändert.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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