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Darmbakterien können Herzinfarkt und Schlaganfall auslösen


Darmbakterien können Herzinfarkt und Schlaganfall auslösen


Aktualisiert am 02.12.2021Lesedauer: 2 Min.
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Herzinfarkt: Schädliche Nebenprodukte von Darmbakterien können Infarkte und Schlaganfälle begünstigen. (Quelle: fatihhoca/getty-images-bilder)

Herzinfarkte und Schlaganfälle gehören zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Viele Auslöser haben wir selbst in der Hand. Aber es gibt Bereiche, auf die wir deutlich weniger Einfluss haben: unsere Darmflora. Bestimmte Darmbakterien erhöhen massiv unser Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die genauen Zusammenhänge haben Wissenschaftler nun erklärt.

Forscher von der Charité Berlin und dem Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIH) haben gemeinsam mit Kollegen aus Ohio und Hannover bestimmte Darmbakterien ins Visier genommen. Die Tätigkeit einiger Mikroben erhöhen demnach unser Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle massiv. Die Wissenschaftler haben die Zusammenhänge weitgehend geklärt.

BIH-Professor Ulf Landmesser hat dazu mit Kollegen aus Cleveland und Hannover zwei wissenschaftliche Arbeiten ausgewertet. Untersucht wurden die Werte von 600 Studienteilnehmern. Es handelte sich um Patienten, die kürzlich einen Schlaganfall erlitten hatten. Bei diesen Teilnehmern haben die Wissenschaftler sich die Darmflora genauer angeschaut.

Bakterien produzieren Stoffe, die unseren Gefäßen schaden

Dabei fiel auf, dass ein bestimmtes Nebenprodukt, das Bakterien beim Stoffwechsel produzieren, gehäuft auftritt: Es handelt sich um Trimethylaminoxid. Bei Schlaganfallpatienten wurde es in besonders hoher Konzentration im Blut nachgewiesen. Leider ist dieser hohe Wert des Stoffwechselproduktes (Metabolit) laut den Experten mit einem doppelt bis fünffach so hohen Risiko verbunden, einen erneuten Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden, wie bei Menschen mit einem niedrigen Spiegel von Trimethylalaminoxid.

Denn das Stoffwechselprodukt hat schädliche Auswirkungen auf unsere Gefäße. Konkret glauben die Wissenschaftler, dass folgender Mechanismus eintritt, wenn dieser Stoff durch unsere Blutbahn gespült wird: Trimethylaminoxid regt offenbar die Zellen auf der inneren Schicht unserer Blutgefäße dazu an, die Blutgerinnung zu befördern und Entzündungen im Blutgefäß zu begünstigen. Das wiederum lockt bestimmte Blutzellen an, die ihrerseits in den Gefäßwänden Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) und Thrombosen fördern.

Dies sei eine ganz und gar nicht neue Überlegung, konstatiert Studienautor Landmesser: "Die Idee, dass Entzündungen mit Arteriosklerose verbunden sind, geht auf Rudolf Virchow zurück, der das schon vor 160 Jahren hier in Berlin beschrieben hat."

Trimethylamin (TMAO) gilt als ein neuer Risiko- und Prognosemarker bei atherosklerotischen Gefäßerkrankungen. Ob es sich auch um einen eigenständigen Risikofaktor handelt, ist noch unklar. Trimethylamin ist eine Substanz, die von unterschiedlichen Darmbakterien als ein Metabolit des Cholins bzw. des Carnitins produziert wird. Die Oxidierung zu TMAO erfolgt in der Leber. Cholin kommt unter anderem in Eiern und Milch vor, Carnitin in Rindfleisch, Schweinefleisch und Lammfleisch.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (Stand 26.10.2016)

Das Problem ist erkannt, eine Lösung steht noch aus

Die Experten aus Cleveland, Berlin und Hannover wollen zeitnah eine klinische Studie mit Herz-Kreislauf-Patienten durchführen, bei der die schädlichen Stoffwechselprodukte von Darmbakterien unschädlich gemacht werden.


Professor Landmesser erhofft sich dazu weitere Fortschritte zur Prävention von Schlaganfällen und Herzinfarkten. Es gebe neben negativen Effekten von Darmbakterien auch viele positive. So habe man in der Untersuchung unter anderem auch ein Stoffwechselprodukt von Bakterien des Darms gefunden, das den Cholesterinspiegel positiv beeinflusst. "Wir haben mehr Bakterien in uns, als wir Körperzellen haben. Und diese Bakterien tun eben auch viele Dinge, die gut für uns sind. Und die wollen wir natürlich auch erforschen und möglicherweise in präventiven Ansätzen nutzen."

Wissenschaftler der Studie

Beteiligt an der Studie waren BIH-Professor Ulf Landmesser, Direktor der Klinik für Kardiologie am Campus Benjamin Franklin der Charité und ärztlicher Leiter des CharitéCentrum für Herz-, Kreislauf- und Gefäßmedizin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Wissenschaftler vom Department of Cardiovascular Medicine der Cleveland Clinic in Ohio in den USA sowie Professor Matthias Endres und Kollegen der Klinik für Neurologie der Charité Berlin und von der Medizinischen Hochschule Hannover.

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