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Corona | Omikron-Erkrankungen offenbar so schwerwiegend wie bei Delta


Harmlosere Variante?
Was wir über die Gefährlichkeit von Omikron wissen

  • Melanie Rannow
Von Melanie Rannow

Aktualisiert am 22.12.2021Lesedauer: 3 Min.
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Omikron: Die WHO schätzt die Corona-Lage düster ein, doch es gibt auch einen klaren Hoffnungsschimmer. (Quelle: Reuters)

Omikron gilt als ansteckender als alle bisherigen Corona-Varianten. Fraglich bleibt, wie schwerwiegend sich die neue Mutante auf den Krankheitsverlauf auswirkt. Forscher liefern nun erste Antworten.

Vor etwa einem Monat wurde Omikron erstmals von südafrikanischen Fachleuten nachgewiesen. Seither breitet sich die Variante rasant aus. In Europa gehören aktuell Großbritannien und Dänemark zu den besonders betroffenen Ländern. Doch Experten gehen davon aus, dass Omikron bald auch die in Deutschland bislang dominante Delta-Mutante verdrängen wird.

Dass die Omikron-Variante wesentlich ansteckender als Delta ist, gilt als gesichert. Der Modellierer Thorsten Lehr erklärte im t-online-Interview, der Reproduktionswert, also die Anzahl von Menschen, die ein Infizierter ansteckt, sei bei Omikron deutlich höher. Er geht von einem Faktor zwischen sechs und zwölf aus. Der R-Wert bei Delta hingegen liegt zwischen fünf und sechs.

Fraglich blieb jedoch, wie schwerwiegend sich die neue Variante auf den Krankheitsverlauf auswirkt. Es mehrten sich Stimmen, dass Omikron-Infektionen milder ausfallen könnten.

Auch der Virologe Alexander Kekulé sagte im Interview mit t-online, er sei vorsichtig optimistisch, "dass Omikron weniger schlimme Auswirkungen haben wird als die vorherigen Varianten". Dies liege wahrscheinlich weniger am Virus selbst als an einer relativ guten Immunitätslage der Bevölkerung. Immerhin sei ein großer Teil der Bevölkerung bereits geimpft und viele hätten ja auch schon eine Infektion hinter sich, so Kekulé.

Südafrika: Omikron-Variante weniger gefährlich als Delta

Eine neue Studie aus Südafrika kommt zu dem Schluss, dass eine Infektion mit Omikron ein geringeres Risiko für schwere Erkrankungen birgt als die Delta-Variante. Wissenschaftler des nationalen Instituts für übertragbare Krankheiten und Universitäten fanden demnach heraus, dass das Risiko für eine Klinikeinweisung um 80 Prozent und für schwere Erkrankungen um 30 Prozent niedriger ausfällt.

Paul Hunter, Medizinprofessor an der britischen University of East Anglia, warnte allerdings vor voreiligen Schlüssen. Eine Schwäche der Studie sei, dass die Omikron-Daten aus den Monaten Oktober und November mit Delta-Daten aus einem früheren Zeitraum (April bis November) verglichen worden seien. Ein Grund für die Unterschiede könnte die inzwischen höhere Immunität der Bevölkerung sein.

Großbritannien: Keine Hinweise auf geringere Schwere bei Omikron

Eine Analyse des Imperial College in London machte vor Kurzem deutlich: Omikron-Fälle scheinen dort keineswegs milder zu verlaufen als solche mit Delta-Variante. Es gebe "keine Hinweise darauf, dass Omikron einen geringeren Schweregrad hat als Delta, gemessen am Anteil der positiv getesteten Personen, die Symptome melden, oder am Anteil der Fälle, die nach einer Infektion ein Krankenhaus aufsuchen", schreiben die britischen Forscher in ihrem neuen Bericht.

Gegenwärtig werden in Großbritannien etwa 800 bis 900 Covid-Patienten pro Tag ins Krankenhaus eingeliefert. Ob mit Delta oder Omikron spiele für die Schwere der Erkrankung keine signifikante Rolle. Allerdings seien die Daten über Krankenhausaufenthalte derzeit noch sehr begrenzt.

Lauterbach: "Unwahrscheinlich, dass Omikron deutlich milder verläuft"

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) teilte die Studienergebnisse aus Großbritannien auf Twitter und wertete sie als "sehr bedeutsam".

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Die Analyse des Imperial College bestätigt zudem: Omikron entzieht sich weitgehend der Immunität durch frühere Infektionen oder zwei Impfstoffdosen. Das heißt, wer durch Impfung oder Infektion eine Immunität aufgebaut hat, ist trotzdem weniger vor einer Ansteckung mit der neuen Variante geschützt als bisher gegen Delta.

Die Forscher schätzen die Wirksamkeit gegen eine symptomatische Omikron-Infektion zwischen null und 20 Prozent nach zwei Impfdosen und zwischen 55 und 80 Prozent nach einer Auffrischungsdosis. Das bedeutet, nur ein Booster kann einen moderaten Schutz vor der Variante bieten.

Wichtig: Die Daten beziehen sich nur auf die Corona-Impfstoffe von Astrazeneca und Biontech/Pfizer, die in Großbritannien verimpft werden.

Prof. Neil Ferguson vom Imperial College London sagte: "Diese Studie liefert einen weiteren Beweis dafür, dass Omikron eine vorherige Immunität durch Infektion oder Impfung in erheblichem Umfang umgehen kann." Dieses Ausmaß der Immunumgehung bedeute, dass Omikron eine große, unmittelbare Bedrohung für die öffentliche Gesundheit darstelle.

Omikron breitet sich im Rekordtempo in Großbritannien aus

Diese Bedrohung zeigt sich bereits deutlich in Großbritannien: Die Mutante verbreitet sich dort rasant und macht nun 60 Prozent aller Fälle im Land aus. Fachleute gehen davon aus, dass sich die Omikron-Fallzahlen alle zwei bis drei Tage verdoppeln dürften. Hinzu kommt: Die Zahl der eingelieferten Covid-Patienten in der vergangenen Woche ist um rund ein Drittel gestiegen. Britische Mediziner warnen außerdem vor massiven Personalausfällen.

An Weihnachten könnten der British Medical Association zufolge ohne verschärfte Maßnahmen in England 32.000 bis 130.000 Beschäftigte im Nationalen Gesundheitsdienst (NHS) fehlen, wie der "Guardian" am Samstag berichtete. Letzteres entspräche einem Zehntel der gesamten Belegschaft. Die Hauptstadt London rief derweil den Katastrophenfall aus.

Die Hoffnung einiger Wissenschaftler, dass durch mildere Verläufe der neuen Variante eine relativ sichere Durchseuchung der Bevölkerung bevorstehen könnte, scheint mit diesen neuen Entwicklungen weiter zu schwinden. Wie schwerwiegend Omikron-Infektionen in Europa tatsächlich verlaufen, wird allerdings erst die Zeit zeigen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Twitterprofil Karl Lauterbach
  • Nachrichtenagenturen dpa, Reuters
  • Eigene Recherche
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