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Krebs | Prostatakrebs: Wann eine Hormontherapie sinnvoll ist


Bei fortgeschrittenem Krebs
Prostatakrebs: Wann eine Hormontherapie sinnvoll ist

  • Ann-Kathrin Landzettel
Von Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 23.08.2023Lesedauer: 4 Min.
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Eine Antihormontherapie hemmt männliche Sexualhormone, die für das Krebswachstum in der Prostata verantwortlich sind.Vergrößern des Bildes
Eine Hormontherapie hemmt männliche Sexualhormone, die für das Krebswachstum in der Prostata verantwortlich sind. (Quelle: peakSTOCK/Getty Images)

Prostatakrebs gehört zu den Krebsarten mit den größten Heilungschancen. Er wächst oft langsam und ist gut behandelbar. Besonders dann, wenn er früh entdeckt wurde.

Neben Operation, Strahlen- und Chemotherapie ist die Hormontherapie eine weitere Behandlungsmöglichkeit bei Prostatakrebs. Sie kommt vor allem für Männer mit fortgeschrittenem oder metastasiertem Prostatakrebs infrage. Ziel der Behandlung ist es, das Krebswachstum zu bremsen.

Prostatakrebs: Häufigste Krebserkrankung bei Männern

In Deutschland erkranken jährlich rund 65.000 Männer neu an Prostatakrebs. Ein hohes Lebensalter ist der größte Risikofaktor für das Prostatakarzinom: Bei Männern unter 50 Jahren tritt das Prostatakarzinom sehr selten auf. Im Alter von 75 Jahren sind 59 von 1.000 Männern betroffen.

"Viele Männer erhalten ihre Diagnose in einem frühen Stadium der Krebserkrankung. Häufig wächst der Krebs in den meisten Fällen langsam und die Heilungschancen sind gut", sagt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg. Nach Angaben des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut (RKI) beträgt die relative 5-Jahres-Überlebensrate 89 Prozent, die relative 10-Jahres-Überlebensrate 88 Prozent.

Prostatakrebs-Früherkennungsuntersuchungen: Zwei Möglichkeiten für Männer

Für die Früherkennung von Prostatakrebs haben Männer die Möglichkeit, ab 45 Jahren einmal jährlich die Tastuntersuchung durchführen zu lassen. Die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Allerdings lassen sich damit nicht zuverlässig alle Tumoren erkennen.

"Die Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen ist freiwillig. Männer sollten sich über die entsprechenden Angebote sowie ihre Vor- und Nachteile informieren, bevor sie sich für oder gegen eine Untersuchung entscheiden", rät Weg-Remers. Das gilt besonders für eine weitere Option, den PSA-Test. Dabei wird die Menge des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) im Blut gemessen. Das Eiweiß wird nur in der Prostata gebildet.

Erhöhte Prostatawerte können ein möglicher Hinweis auf Prostatakrebs sein. Den PSA-Test müssen Männer selbst bezahlen, denn sein Nutzen ist trotz umfangreicher Forschung bisher nicht zweifelsfrei geklärt. Die Kosten betragen um die 30 Euro.

Hormontherapie bei fortgeschrittenem Prostatakrebs

Nicht immer wird Prostatakrebs in einem frühen Stadium diagnostiziert, sodass er operativ entfernt oder allein mit einer Strahlentherapie behandelt werden kann. Die Hormontherapie bei Prostatakrebs, auch Antihormontherapie oder Hormonentzugstherapie genannt, wird dann eingesetzt, wenn der Krebs in einem örtlich fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wird – meist als Ergänzung einer Strahlentherapie. Wichtig ist sie vor allem dann, wenn der Krebs bereits gestreut – also Metastasen gebildet – hat. Auch dann kann die Hormontherapie mit anderen Behandlungen kombiniert werden.

"Auch bei örtlich begrenztem Prostatakrebs, wenn eine Operation oder Strahlentherapie aus gesundheitlichen Gründen nicht durchgeführt werden kann, ist die Antihormontherapie eine Option", weiß die Krebsexpertin. "Sie kommt auch infrage, wenn ein Mann aufgrund seines hohen Alters keine belastende Behandlung möchte." Denn was man dabei wissen muss: "Die Hormontherapie hat das Ziel, das Krebswachstum zu bremsen. Heilen kann diese Therapieform das Prostatakarzinom nicht."

Wie wirken die Hormone im Körper?

Die eingesetzten Substanzen hemmen die männlichen Sexualhormone (Androgene). Prostatakrebs benötigt für das Wachstum bei fast allen Männern Testosteron. Wird dem Krebs Testosteron entzogen, kann dies das Krebswachstum bei Prostatakrebs viele Monate bis Jahre verlangsamen – und teilweise sogar stoppen. Der Hormonentzug wird als Androgendeprivationstherapie bezeichnet. Im Rahmen der Hormontherapie können unterschiedliche Medikamente mit verschiedenen Wirkweisen eingesetzt werden, die entweder gespritzt (sechs Monate Wirkzeit) oder als Stäbchen unter die Haut implantiert werden (zwölf Monate Wirkzeit).

(Quelle: Carina Kircher, Wiesloch)

Dr. Susanne Weg-Remers ist Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg. Der Krebsinformationsdienst ist für alle da, die Fragen zu Krebs haben, und unterstützt Patientinnen und Patienten auf ihrem Weg durch die Krebserkrankung.

"Die 'klassische Hormontherapie' erfolgt mit sogenannten GnRH-Agonisten, auch LHRH-Agonisten genannt, oder GnRH-Antagonisten, auch LHRH-Antagonisten genannt. Diese senken die Menge des Testosterons im Blut, indem sie die Produktion des Gonadotropin-Releasing-Hormons, kurz GnRH, bremsen. Dieser Botenstoff bewirkt, dass Testosteron in den Hoden gebildet wird", erklärt Weg-Remers. "Zwei Beispiele für GnRH-Agonisten sind Goserelin oder Leuprorelin. Zu den GnRH-Antagonisten gehören die Wirkstoffe Degarelix und Relugolix."

Arzneistoffe mit unterschiedlicher Wirkung

Während die GnRH-Agonisten und die GnRH-Antagonisten den Testosteronspiegel im Blut beeinflussen, setzen sogenannte Antiandrogene an den Testosteron-Bindestellen der Krebszellen an. Dadurch lässt sich verhindern, dass das Testosteron die Krebszellen zum Wachsen anregt. Die Testosteronkonzentration im Blut bleibt dabei unbeeinflusst. "Bicalutamid ist das bekannteste Antiandrogen. Das Medikament, das Männer als Tablette einnehmen, blockiert die Testosteron-Bindestellen in gesunden Prostatazellen und in Prostatakrebszellen", sagt Weg-Remers.

Die Wirkstoffe Enzalutamid, Apalutamid und Darolutamid hingegen gehören zu den neueren Wirkstoffen. "Diese kommen dann zur Anwendung, wenn die Prostatakrebszellen unempfindlich gegenüber den GnRH-Agonisten und GnRH-Antagonisten werden und das Krebswachstum fortschreitet. Man spricht dann auch von Kastrationsresistenz. Das ist recht häufig der Fall", so die Krebsexpertin.

Welche Nebenwirkungen hat die Hormontherapie?

Die eingesetzten Wirkstoffe greifen erheblich in den männlichen Hormonhaushalt ein und können während der Behandlung Beschwerden hervorrufen. Dazu können unter anderem eine gestörte Erektionsfähigkeit, Libidoverlust, Hitzewallungen, Übelkeit, Schlafstörungen, Haarausfall, erhöhte Blutzucker- und Blutfettwerte, erhöhtes Osteoporoserisiko, Abnahme der Muskelmasse, Zunahme des Körperfettanteils, Verkleinerung von Penis und Hoden sowie ein Anschwellen der Brüste gehören. Welche Symptome die Krebsbehandlung im individuellen Fall begleiten und wann welche Nebenwirkungen wie lange auftreten, lässt sich im Vorfeld nicht vorhersagen.

"Die individuellen Chancen und Risiken der Hormonbehandlung sowie den individuellen Behandlungsplan bespricht der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin zu Beginn der Therapie mit dem Patienten", sagt Weg-Remers. "Viele Männer fragen auch danach, ob sie die Hormontherapie zeitweilig unterbrechen und zwischendurch eine Medikamentenpause einlegen können." Denn so erholt sich der Hormonspiegel des Mannes bis zu einem gewissen Grad, was Nebenwirkungen lindern kann.

"Das kann man überlegen, wenn die Hormontherapie gut gewirkt hat und der PSA-Spiegel in den Normalbereich abgesunken ist. Aber diese intermittierende Behandlung ist bisher keine allgemeine Empfehlung. Denn natürlich ist es nicht ausgeschlossen, dass der Krebs in der Behandlungspause weiterwächst“.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • krebsdaten.de: "Prostatakrebs (Prostatakarzinom)". Online-Information des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut (RKI). (Stand: 30. September 2022)
  • krebsinformationsdienst.de: "Prostatakrebs (Prostatakarzinom)". Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). (Stand: 9. Mai 2023)
  • krebsinformationsdienst.de: "Hormontherapie bei Prostatakrebs". Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). (Stand: 30. Januar 2023)
  • gesundheitsinformation.de: "Örtlich begrenzter Prostatakrebs". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)). (Stand: 10. August 2022)
  • gesundheitsinformation.de: "Der PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)). (Stand: 10. August 2022)
  • awmf.org: "S3-Leitlinie Prostatakrebs". Federführende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU), AWMF-Register-Nr.: 043-022OL. (Stand: Gültig bis 11. Mai 2024)
  • kbv.de: "Früherkennung von Prostatakrebs". Online-Information der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. (Stand: Aufgerufen am 18. August 2023)
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