Israel-Gaza: Kommandeur soll Parole "Zerschmetter und Erobere" ausgegeben haben

Die israelische Führung schwört ihre Soldaten ein. Verteidigungsminister Joav Galant deutet einen baldigen Beginn der Offensive an.

In Israel sind nach lokalen Medienberichten erste Einsatzbefehle für eine Bodenoffensive bekannt geworden. Der Kommandeur einer Division der Armee habe seinen Soldaten mitgeteilt, was er von ihnen erwarte.

Nach Angaben der israelischen Nachrichtenwebseite 7 Israel Nation News habe der namentlich nicht genannte Kommandeur seinen Einheiten geschrieben: "Wenn Du nach der Hölle fragst, bekommst Du die Hölle. Wir sind in einem Krieg, der uns aufgezwungen wurde. Wir werden in ihr Gebiet eindringen. Wir sind im Krieg", wird aus einem Schreiben zitiert, über das zuerst der englischsprachige israelische Radiosender Kan berichtete.

Weiter soll es in der Nachricht an die Truppen geheißen haben: "Das ist unsere Stunde. Das Ergebnis: Berge von toten Terroristen werden an den Straßen liegen und die Infrastruktur des Feindes wird zerstört. Die Methode: Zerschmettere und erobere." Er verwies aber auch darauf, dass man kämpfen und dennoch menschlich sein wolle. "Wir sind nicht die", wird aus der Nachricht zitiert. Aus israelischen Armeekreisen gab es keine Bestätigung des Berichts.

Verteidigungsminister: "Befehl wird kommen"

Israels Verteidigungsminister Joav Galant laut israelischen Medienberichten eine baldige Bodenoffensive im Gazastreifen angekündigt. "Der Befehl wird kommen", sagte er demnach am Donnerstag zu in der Nähe der Küstenenklave stationierten Truppen. Diese sähen den Gazastreifen jetzt noch aus der Ferne, würden ihn aber bald schon von innen sehen, zitierten Medien Galant weiter.

Bei einem Besuch der Truppen hatte General Yaron Finkelman, der das Kommando der israelischen Armee im Süden führt, sich ebenfalls zur Bodenoffensive geäußert. "Das Manöver wird den Kampf in ihr [der Hamas, Anm. der Red.] Gebiet bringen", sagte er bei einer Pressekonferenz. Es werde lange und intensiv sein, die besten Kommandeure und Soldaten stünden bereit. Den Soldaten sagte er, dass er Vertrauen in sie habe und an einen Sieg glaube.

Israel hat in den vergangenen Tagen etwa 360.000 Reservisten in den aktiven Dienst versetzt und bereits Panzer und andere Militärfahrzeuge an der Grenze zum Gazastreifen postiert. Mit einem Eindringen in den Gazastreifen wird jederzeit gerechnet, sobald das grüne Licht aus Tel Aviv kommt. Die Besuche des Verteidigungsministers sowie des Premierministers Benjamin Netanjahu an der Front könnten ein Zeichen dafür sein, dass die Offensive unmittelbar bevorsteht. US-Präsident Joe Biden hat für Donnerstagabend (Ortszeit) eine Rede angekündigt, in der er auch zu Israel Stellung nehmen will.

Hoffnung auf Hilfslieferungen aus Ägypten

Während die israelische Führung die Soldaten einschwört, hoffen die Menschen im Gazastreifen auf Hilfslieferungen. Am Freitag sollen erste Hilfsgüter ankommen erreichen. Am Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Palästinensergebiet wurden dafür am Donnerstag Kriegsschäden beseitigt. Millionen Menschen unter laut WHO "katastrophalen" Bedingungen leben.

Die beabsichtigte Öffnung von Rafah am Freitag, dem einzigen nicht von Israel kontrollierten Zugang zum Gazastreifen, wurde vom staatsnahen ägyptischen TV-Sender Al Kahera News gemeldet. "Wir hoffen, dass es morgen eine Überquerung gibt", sagte auch der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus. Zugleich warnte er: "Aber aufgrund der Erfahrungen der letzten Tage sind wir zugleich besorgt, ob es geschehen wird."

Angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen verstärkt Deutschland seine Unterstützung für die dortige Zivilbevölkerung mit einer Soforthilfe von 50 Millionen Euro. Mit dem Geld sollen internationale Organisationen unterstützt werden, wie Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Donnerstag bei einem gemeinsamen Auftritt mit ihrem jordanischen Kollegen Ayman Safadi in Jordaniens Hauptstadt Amman ankündigte.