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Putin rüstet auf: Droht der Nato eine russische "Massenarmee"?


Neuer Geheimdienstbericht
Droht der Nato eine russische "Massenarmee"?


Aktualisiert am 14.02.2024Lesedauer: 3 Min.
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Ein Zug russischer Schützenpanzer bei der Militärparade zum "Tag des Sieges" 2023 in Moskau: In Russland soll eine große Militärreform die Truppenzahl drastisch erhöhen. (Quelle: Handout)

Droht der Nato in naher Zukunft ein Krieg mit Russland? Der estnische Geheimdienst warnt nun eindringlich vor der russischen Bedrohung – und die Nato-Staaten stellen sich auf den Ernstfall ein.

Russland rüstet auf. Vor Militäraktivisten brüstete sich Russlands Präsident Wladimir Putin jüngst mit dem Wachstum der Militärindustrie und beschwor die russische "Heimatfront". Das bedeutet nichts anderes, als dass sich die russische Gesellschaft dem Krieg in der Ukraine unterordnen soll. Derzeit steht der Krieg in der Ukraine ganz oben auf der Agenda des russischen Militärs. Doch Putins jüngste Äußerungen werfen eine alte Frage auf: Bereitet sich Russland auf einen möglichen Krieg mit der Nato vor?

Ja, sagt der estnische Geheimdienst. In einem neuen Lagebericht warnt er eindringlich, dass Russlands Aufrüstung nicht nur die Ukraine, sondern auch die Nato bedroht. "Wir können davon ausgehen, dass die Nato innerhalb des nächsten Jahrzehnts mit einer Massenarmee sowjetischen Typs konfrontiert sein wird, die den Alliierten zwar technologisch unterlegen ist, aufgrund ihrer Größe, Feuerkraft und Reserven jedoch eine erhebliche Bedrohung darstellt", schreibt Geheimdienst-Chef Kaupo Rosines.

Um sich gegen einen konventionellen Angriff einer solchen Armee zu verteidigen, müssten die Armeen und Rüstungsindustrien der Nato-Verbündeten demnach deutlich besser vorbereitet und ausgerüstet sein, als dies gegenwärtig der Fall ist. Außerdem müsse die Nato die Waffenlieferungen an die Ukraine erhöhen, denn vom derzeitigem Krieg hänge maßgeblich der Erfolg der russischen Aufrüstungsbestrebungen ab.

Ein neuer russischer Heeresverband direkt vor der Nato-Grenze

Hintergrund der Warnungen ist die große Militärreform, die seit einem Jahr in Russland läuft. Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat das Ziel ausgerufen, die Zahl der russischen Soldaten bis 2026 auf 1,5 Millionen zu steigern. Derzeit hat die russische Armee nach Angaben des Verteidigungsministeriums rund 1,3 Millionen Soldaten. Unabhängig überprüfen lässt sich diese Zahl nicht.

Im Westen des Landes will Schoigu außerdem neue Truppenteile stationieren, darunter ein neues Armeekorps, also ein Zehntausende Mann starker Heeresverband, in der Region Karelien – also unmittelbar vor der Grenze zum Nato-Staat Finnland. Der estnische Geheimdienst hält es für möglich, dass sich die Zahl der russischen Soldaten nahe der eigenen Grenze zu Russland in den kommenden Jahren verdoppeln könnte.

Auch die Nato-Staaten bereiten sich vor

Zumindest gemessen an der bloßen Zahl wäre Russland auch mit 1,5 Millionen Soldaten noch weit von einer "Massenarmee sowjetischen Typs" entfernt, wie Estland es befürchtet: 1989, kurz vor dem Zerfall der Sowjetunion, sollen ihre Truppen nach US-amerikanischen Schätzungen rund sechs Millionen Soldaten umfasst haben. Und während Estlands Geheimdienst zwar davor warnt, dass sich die russische Gesellschaft "auf allen Ebenen militarisiert", rechnet das US-amerikanische "Institute for the Study of War" derzeit nicht damit, dass Putin die russischen Kriegsanstrengungen auf das Niveau der "totalen Mobilisierung der Sowjetunion" ausweiten wird.

Unabhängig davon nehmen die Warnungen vor der russischen Aufrüstung unter den Nato-Bündnispartnern zu. Deutschlands Verteidigungsminister Pistorius sagte kürzlich, er halte einen russischen Angriff in "fünf bis acht Jahren" für möglich. Sein dänischer Amtskollege Troels Lund Poulsen korrigierte diese Einschätzung vergangene Woche nach unten: Russland sei schon in drei bis fünf Jahren gegen die Nato schlagkräftig, sagte Poulsen und verwies auf Russlands gestiegene Kapazitäten zur Waffenproduktion.

Das neue Wettrüsten zwischen Russland und der Nato ist längst ausgebrochen. Auch in Deutschland wächst die Produktion. Am Montag begann der Bau für eine neue Munitionsfabrik des Rüstungskonzerns Rheinmetall im niedersächsischen Unterlüß. Die Fabrik soll 200.000 Schuss Munition pro Jahr herstellen können, 2025 sollen die ersten Geschosse vom Band laufen. Rheinmetall erklärte, mit der Fabrik den "Bedarf der Bundeswehr unabhängig aus nationaler Fertigung" decken und, bei Bedarf, auch Partnerstaaten mit Munition versorgen zu können.

Am Dienstag meldete außerdem die dänische Zeitung "Dagens Nyheter", dass die Produktionsbänder in einem Werk des schwedischen Munitionsherstellers Nammo von nun an rund um die Uhr laufen.

Die baltischen Staaten bereiten ihre Grenzen derweil schon auf einen russischen Angriff vor. Die Verteidigungsminister Lettlands, Litauens und Estlands haben sich auf einen Plan zum Bau eines ausgedehnten Netzes von Befestigungsanlagen geeinigt. Demnach wollen die Staaten 600 Bunkeranlagen errichten. Allein Estland teilt sich mit Russland eine mehr als 300 Kilometer lange Grenze.

Verwendete Quellen
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