Mannschaft schon entlassen Russlands einziger Flugzeugträger vor dem Aus

Russland hat derzeit keinen Flugzeugträger im Einsatz. Und das könnte auch so bleiben: Die "Admiral Kusnezow" steht vor der Verschrottung.
Die Reparatur des einzigen russischen Flugzeugträgers ist offenbar gestoppt worden. Laut einem Bericht der regierungsnahen Zeitung "Iswestija" wird nun über das endgültige Aus des Schiffes diskutiert. Eine Entscheidung über die Zukunft der "Admiral Kusnezow" soll bald getroffen werden.
Vertreter der russischen Marine und des staatlichen Rüstungskonzerns United Shipbuilding Corporation (USC) wollen laut dem Bericht zeitnah klären, ob der technisch überholte Träger weiter modernisiert oder verschrottet wird. Der frühere Pazifikflotten-Kommandeur Sergej Awakjanz wird mit den Worten zitiert: "Flugzeugträger gehören der Vergangenheit an." Unbemannte Systeme würden künftig dominieren. "Und sollte man sich gegen weitere Reparaturen entscheiden, bleibt nur noch, die 'Admiral Kusnezow' zu verschrotten und zu entsorgen."
Die "Admiral Kusnezow" wurde 1985 in Dienst gestellt und sollte nach ihrer letzten Mission 2017 modernisiert werden. Seither liegt das Schiff im Hafen von Murmansk. Kurz nach seiner Ankunft in der Werft gab es Anzeichen dafür, dass der Umfang der Arbeiten drastisch reduziert wurde, wodurch das Schicksal des Kriegsschiffs infrage gestellt wurde.
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Mehrere Brände und Tote
Während der Überholung kam es auf dem Träger zu mehreren Bränden und einem Untergang im Trockendock. Noch vor Beginn der Arbeiten gab es im Jahr 2009 ein Feuer, als das Schiff vor der Türkei lag. Mehrere Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Bei einem Einsatz im Jahr 2016 vor Syrien verlor Russland innerhalb von wenigen Tagen zwei auf dem Träger stationierte Flugzeuge, berichtet die Militärfachseite "TWZ". Anfang 2021 deutete die Analyse von Fotos des Trägers darauf hin, dass die Arbeiten an dem Schiff in den vergangenen zwölf Monaten mehr oder weniger eingestellt wurden.
Im Februar 2023 verließ die "Admiral Kusnezow" schließlich ihr Trockendock in der Sevmorput-Marinewerft in der nordwestlichen Region Murmansk, aber nur zwei Monate später wurde berichtet, dass die Besatzung des Trägers bis auf Weiteres suspendiert wurde.
Plan sieht zwei Flugzeugträger vor
Wie "Iswestija" berichtet, sieht die russische Militärplanung bis 2030 eigentlich je einen Flugzeugträger für die Nordost- und die Pazifikflotte vor. Doch diese Planungen dürften jetzt noch unrealistischer sein. Selbst wenn die "Kusnezow" noch repariert würde, bliebe kaum Zeit, in den nächsten fünf Jahren einen weiteren Flugzeugträger zu bauen.
"Ich denke, dass im Schiffbauprogramm für den Zeitraum bis 2050, das kürzlich vom Marinekollegium unter dem Präsidenten überprüft wurde, die Frage des Baus von Flugzeugträgern irgendwie präsent ist", sagte Konteradmiral a.D. Michail Tschekmasow der "Iswestija". "Die Frage ist eine andere – es geht um die Finanzierung, da der Krieg in der Ukraine derzeit läuft." Dieser kostet Russland Milliarden, und ein Flugzeugträger ist in diesem Land- und Luftkrieg kein adäquates militärisches Mittel.
Die Zukunft könnte eher in Landungsbooten liegen, auf deren Decks auch Hubschrauber stationiert werden können. Russland arbeitet nach TWZ-Informationen am Projekt 23900, einem Amphibien-Schiff, das mit einem besonders großen Deck ausgerüstet ist und derzeit in einer Werft auf der Krim gebaut wird. Das Projekt 23900 soll in der Lage sein, sechs Landungsboote auszulassen, um etwa 75 gepanzerte Fahrzeuge, 900 Soldaten und Unterstützungsausrüstung während einer Operation an Land zu bringen.
- twz.com: "Russia May Finally Abandon Its Cursed Aircraft Carrier" (englisch)
- iz.ru: "Burden of Repair: Admiral Kuznetsov Cruiser May Be Scrapped" (englisch)