t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



Menü Icon
t-online - Nachrichten für Deutschland
HomePolitikAusland

Prognose zur Frankreich-Wahl: Macron und Le Pen ziehen in Stichwahl ein


Frankreich-Wahl
Macron und Le Pen ziehen in Stichwahl ein

dpa, gin

Aktualisiert am 23.04.2017Lesedauer: 3 Min.
Anhänger von Marine Le Pen jubeln über die massiven Stimmengewinne.Vergrößern des BildesAnhänger von Marine Le Pen jubeln über die massiven Stimmengewinne. (Quelle: dpa-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Frankreich hat gewählt. Die erste Runde der Präsidentschaftswahl konnten Emmanuel Macron und Marine Le Pen für sich entscheiden. Beide Kandidaten gehen Anfang Mai in eine Stichwahl.

Macron kommt nach Auszählung aller Stimmen dem Innenministerium zufolge auf 23,75 Prozent. Dahinter liegt Le Pen mit 21,53 Prozent, gefolgt von dem konservativen Kandidaten Francois Fillon mit 19,91 Prozent und dem Linkspolitiker Jean-Luc Melenchon mit 19,64 Prozent.

Demnach stimmten mehr als 7,6 Millionen Franzosen für Le Pen, wie das Innenministerium am Montagmorgen auf seiner Internetseite bekanntgab. Das sind deutlich mehr als die 6,8 Millionen Stimmen, die die Front National landesweit in der zweiten Runde der Regionalwahlen 2015 bekam - der bisherige Stimmrekord der rechtsextremen Partei.

Jetzt folgt die Abstimmung über Europa

Das gute Ergebnis Le Pens ist für viele Franzosen und Europäer ein Schock. Zum zweiten Mal seit 2002 steht die FN in der Stichwahl. Die FN-Chefin will die Euro-Währung in Frankreich abschaffen und ihre Mitbürger über die EU-Mitgliedschaft abstimmen lassen. Der entscheidende zweite Wahlgang am 7. Mai dürfte damit auch zu einer Abstimmung über Europa werden. Macron, Chef der politischen Bewegung "En Marche!" (Auf dem Weg), ist europafreundlich eingestellt.

Der Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon erreichte laut den Sendern zwischen 19 und 19,5 Prozent, ebenso wie sein konservativer Widersacher François Fillon. Ein Sieg Le Pens in der Stichwahl in zwei Wochen wäre nach dem Brexit-Votum und dem Triumph von Donald Trump in den USA der dritte große Erfolg von nationalistischen Populisten.

Etwa 47 Millionen Franzosen waren zur Wahl des Nachfolgers von Präsident François Hollande aufgerufen. Insgesamt wollten elf Kandidaten den Sozialisten beerben. Hollande hatte sich nicht mehr für eine weitere Amtszeit beworben. Der französische Staatschef hat weitreichende Machtbefugnisse und amtiert fünf Jahre.

Randale nach ersten Ergebnissen in Paris

Als Reaktion auf den vorläufigen Wahlabend haben mehrere Hundert vorwiegend jugendliche Demonstranten am Abend in Paris randaliert. Ungefähr 300 Menschen folgten einem Aufruf linker Bewegungen und kamen auf dem Bastille-Platz in der Hauptstadt zusammen, wie die Nachrichtenagentur AFP meldete. Die Polizeipräfektur rief Autofahrer über Twitter dazu auf, den Bereich zu meiden.

Einige der Versammelten warfen Flaschen und Knaller auf die in großer Zahl anwesenden Polizisten. Einige waren vermummt und schwarz gekleidet. Drei Personen wurden von den Sicherheitskräften festgesetzt. Ein Teilnehmer rief per Mikrofon auf, "gegen Marine und gegen Macron" zu stimmen.

Wahlkampf von Skandalen überschattet

Der Wahlkampf war geprägt von Skandalen und überraschenden Wendungen. Die konservativen Republikaner und die Sozialisten, die seit Jahrzehnten das Land führen, gerieten ins Hintertreffen. Fillon geriet wegen des Verdachts der Scheinbeschäftigung seiner Frau massiv unter Druck. Die Justiz leitete ein Ermittlungsverfahren ein. Aber auch Le Pen ist im Visier der Justiz. Die Europaabgeordnete soll FN-Mitarbeiter auf Kosten des Parlaments zum Schein beschäftigt haben.

Macron war unter Hollande Wirtschaftsminister; sein Parteibuch bei den Sozialisten hat der 39-jährige Polit-Jungstar aber schon lange abgegeben. Er profilierte sich früh als liberaler Gegenspieler von Le Pen. Er tritt für eine enge Partnerschaft mit Deutschland ein. Inhaltlich ging es im Wahlkampf vor allem um Europa, Einwanderung und die Arroganz der Eliten. Der Antiterrorkampf spielte insbesondere im Finale eine größere Rolle.

Viel Terror, hohe Arbeitslosigkeit

Frankreich wird seit Anfang 2015 von einer beispiellosen Serie islamistischer Anschläge erschüttert. 239 Menschen wurden ermordet. Vor allem die Attentate auf die Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" und den Nachtclub "Bataclan" sind für das Land ein Trauma. Am vergangenen Donnerstag hatte ein 39-Jähriger auf den Pariser Champs-Élysées mit einem Kalaschnikow-Sturmgewehr das Feuer auf Polizisten eröffnet und einen von ihnen getötet.

Die Arbeitslosenquote liegt bei 10 Prozent und damit rund zweieinhalb Mal so hoch wie in Deutschland. Vor allem junge Leute haben es schwer, einen Job zu finden - etwa jeder Vierte ist arbeitslos. Damit verbunden ist die schwierige soziale Lage mancher Vorstädte, die überwiegend von Einwanderern aus Nordafrika bewohnt werden.

Vor allem wegen der Sorge, es könnten Terroristen ins Land eingeschleust werden, nahm Frankreich in der Flüchtlingskrise kaum Asylbewerber auf. Weite Teile der französischen Politik sahen die deutsche Flüchtlingspolitik sehr kritisch. Vor allem Le Pen schlug nationalistische Töne an und propagierte eine Abschottung des Landes gegen Einwanderer. Dagegen lobte Macron die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel.

Frankreich ist nach Deutschland die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone. Paris und Berlin bilden seit Jahrzehnten in der EU ein Tandem, ohne das nur wenig geht. Staatschef Charles de Gaulle und Kanzler Konrad Adenauer hatten 1963 mit einem Freundschaftsvertrag die Aussöhnung der ehemaligen Erzfeinde besiegelt. Seither ist immer wieder vom deutsch-französischen Motor in der EU die Rede. Mit keinem anderen EU-Land treibt Deutschland mehr Handel als mit Frankreich - weltweit ist für die Bundesrepublik nur China wichtiger.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website