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Italien: "Das Maß ist voll" – Ärger über Giuseppe Contes Stufenplan


Italien wagt sich an Normalität
"Das Maß ist voll" – Ärger über Corona-Lockerungen

Von dpa
Aktualisiert am 27.04.2020Lesedauer: 3 Min.
Kunden mit Mundschutz kaufen Obst und Gemüse bei einem kleinen Händler: Die meisten Geschäfte, zum Beispiel Modeläden, dürfen erst ab dem 18. Mai öffnen.Vergrößern des BildesKunden mit Mundschutz kaufen Obst und Gemüse bei einem kleinen Händler: Die meisten Geschäfte, zum Beispiel Modeläden, dürfen erst ab dem 18. Mai öffnen. (Quelle: Andrew Medichini/AP/dpa/dpa-bilder)
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Schon lange wartet ganz Italien auf den Stufenplan zur Öffnung des Landes. Denn schon seit sieben Wochen befindet sich das Land im strikten Lockdown. Jetzt ist der Plan da und die Empörung ist groß.

Die Pläne der Regierung in Rom zur vorsichtigen Lockerung der Corona-Beschränkungen ab 4. Mai sind auf harsche Kritik in Teilen der Wirtschaft und bei Kirchen gestoßen. Rund sieben Wochen nach Erlass von Ausgangsverboten, die deutlich strenger als in Deutschland sind, hatten viele Menschen auf mehr und schnellere Erleichterungen gehofft. Solchen Wünschen erteilte Ministerpräsident Giuseppe Conte mit seinem Stufenplan eine Absage. Auf einen Friseur-Termin und spontane Wochenendausflüge in andere Regionen müssen die Italiener noch lange warten.

Die neue, sogenannte Phase zwei im Kampf gegen die Viruskrankheit soll im Mai mit dem Anlaufen der Arbeit in vielen Produktionsbetrieben beginnen: zum Beispiel in Mode, Textil, Bau oder Auto. Für die 60 Millionen Menschen soll es dann etwas mehr Freiheiten geben, etwa beim Sportmachen draußen und für Besuche bei Verwandten in der eigenen Region. Für persönliche Treffen ebenso wie für das Nutzen von Bussen und Bahnen fordert Rom das Tragen von Atemschutzmasken. Selbst in Familienrunden bleibe der Abstand von einem Meter wichtig.

Die Gastronomie muss sich noch gedulden

Die weiteren Etappen der Öffnung sollen dann am 18. Mai – wenn zum Beispiel die Museen wieder zugänglich werden – und am 1. Juni erfolgen, wenn Bars und Restaurants wieder voll loslegen dürfen. Die Gastronomie protestierte am Montag gegen den Beschluss. Noch einen Monat länger zu schließen, bedeute weitere neun Milliarden Euro an Verlusten.

"Das Maß ist voll", schrieb der Verband Fipe, der über 300.000 Betriebe vertritt. Nun erlaubte Rom den Lokalen ab Mai zumindest den Außerhaus-Verkauf. Dass Menschen in größeren Gruppen zusammen kommen, müsse weiter verhindert werden, sagte Conte.

Auch mit dem Shoppen müssen die Italiener warten

Ähnlich enttäuscht wie die Gastwirte äußerte sich der Einzelhandel. Die meisten Geschäfte, zum Beispiel Modeläden, dürfen erst ab dem 18. Mai öffnen. Confcommercio-Verbandschef Carlo Sangalli warnte, jeder Tag mit Corona-Sperre koste die Branche Geld und Jobs.

Die katholische Kirche Italiens bemängelte, dass Gottesdienste mit Gläubigen weiter verboten sind. Die Regierung teilte dazu mit, dass die Frage der Messen "in den nächsten Tagen" überprüft werde.

Die Kritik fällt heftig aus

Der Italien-Experte des Beratungsinstituts Teneo, Wolfango Piccoli, kritisierte: Die groß angekündigte zweite Phase zum Umgang mit dem Coronavirus sei auf eine "Phase 1,5" geschrumpft. Premier Contes Rede, die im Internet und TV zu sehen war, sei schlecht vorgetragen gewesen. Wie andere Experten bemängelte Piccoli das Fehlen von Angaben zu den viel diskutierten Warn-Apps und zum Nachverfolgen von Infektionsketten. Der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher sagte nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa, einige Lockerungen kämen zu spät und zu zaghaft.

Viele Menschen stöhnen nach Wochen im Lockdown am meisten, dass sich im Corona-Alltag zu wenig ändert. Zwar dürfen sie wieder ungehindert joggen und Rad fahren – doch nur allein oder mit zwei Meter Abstand. Es gibt mehr Möglichkeiten, sich in der eigenen Region zu bewegen, aber nicht über Regionsgrenzen hinweg. Friseure öffnen erst im Juni, die Schulen sogar erst nach dem Sommerferien im September.

Die Kinder kommen in den Plänen gar nicht vor

"Die Probleme der Kinder werden nicht mal erwähnt, dass sie bisher nicht raus dürfen, dass sie ihre Freunde nicht sehen dürfen. Das Recht auf Lernen wird nicht anerkannt", sagte Luisa Chiarelli, Leiterin eines Kindergartens in Rom. Vor allem für berufstätige Eltern ist kein Ende der Probleme in Sicht. "Ich arbeite vom Homeoffice und werde zwölf Stunden am Tag angerufen, dazwischen Haushalt und Einkauf und eine Flut von Hausaufgaben, die zu bewältigen sind", erzählte eine Mutter. Online-Unterricht für ihren Erstklässler gebe es bestenfalls eine halbe Stunde am Tag.

Wann die Italiener ihre volle Bewegungsfreiheit zurück bekommen, war unklar. Das Land registrierte seit Februar mehr als 26.600 Corona-Tote. Nach Wochen des steilen Anstiegs der Infizierten-Zahlen gab es im April viele positive Signale. Der Regierungschef warnte, sich auch jetzt nicht über Verbote hinwegzusetzen. Sonst müsse das Rad der Lockerungen zurückgedreht werden. Rom hatte die Ausgangsbeschränkungen am 10. März verhängt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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