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Schwedens Corona-Sonderweg: Die einen verehren, die anderen hassen ihn


Nach Lob durch Elon Musk
Schwedens Sonderweg spaltet die Gemüter


Aktualisiert am 14.10.2020Lesedauer: 3 Min.
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Menschen sitzen in einem Restaurant in Stockholm: Während in Deutschland die Restaurants schlossen, blieben in Schweden alle Läden auf. (Archivbild)Vergrößern des Bildes
Menschen sitzen in einem Restaurant in Stockholm: Während in Deutschland die Restaurants schlossen, blieben in Schweden alle Läden auf. (Archivbild) (Quelle: Narciso Contreras/imago-images-bilder)

Hat sich die lockere Schweden-Strategie im Umgang mit der Corona-Pandemie ausgezahlt? Davon ist der Unternehmer Elon Musk überzeugt – doch die Antwort ist komplizierter.

Seit Beginn der Pandemie spaltet die Schweden-Frage die Gemüter. Die einen sind überzeugt, dass der Corona-Lockdown in Deutschland und den anderen Ländern unnötig war; die anderen halten die Alternative für lebensgefährlich. Denn als im Frühjahr in Deutschland die Geschäfte schlossen, blieben die Läden in Schweden offen. Und während der Mund-Nasen-Schutz hierzulande längst Alltag ist, gibt es in dem skandinavischen Königreich keine Maskenpflicht. Die Frage nach Schweden ist die Gretchenfrage in der Pandemie-Bekämpfung.

Für Tesla-Chef Elon Musk ist die Frage längst entschieden: "Schweden hatte recht", schrieb er vor wenigen Tagen auf Twitter. Dazu teilte er eine Grafik, die den Verlauf der Todesfälle im Land zeigt: Demnach stiegen die tödlichen Covid-Verläufe im April auf den Höhepunkt, nahmen dann stetig ab – und gehen inzwischen gegen Null. Auf Twitter traf Musk mit seiner Feststellung einen Nerv: Mehr als 44.000 Menschen markierten den Tweet mit einem "Gefällt mir", über 12.000 Nutzer teilten den Post auf der Plattform.

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Dem gegenüber stehen Angehörige und Pflegepersonal in Schweden, deren Berichte jetzt öffentlich wurden: Sie werfen den Pflegeheimen vor, man habe Über-70-Jährige mit schweren Covid-Verläufen einfach sterben lassen. In einem Bericht zählt das Nachrichtenmagazin "Spiegel" mehrere Fälle von Altersheim-Insassen auf, die in den Einrichtungen Schmerzmittel verabreicht bekamen – obwohl man sie in Kliniken hätte beatmen können. "Man hat nicht versucht, ihre Leben zu retten", sagt Anders Vahlne, emeritierter Professor für Virologie am Karolinska-Institut bei Stockholm, dem Bericht zufolge. Von ähnlichen Fällen war bereits im Mai in der schwedischen Zeitung "Dagens Nyheter" die Rede.

In Schweden war Covid-19 tödlicher

Die hohen Todeszahlen sind die dunkle Seite der schwedischen Strategie – auch wenn sie inzwischen gebremst sind. Dort starben laut Angaben der John Hopkins University 5.899 Menschen an Covid-19 (Stand: 14. Oktober, 08.30 Uhr). Rechnet man das auf die Einwohnerzahl um, sind das fünfmal mehr Tote als in Deutschland, das bei einer Bevölkerungszahl von 83 Millionen bislang 9.682 tödliche Covid-Verläufe zählte.

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Schwedens Staatsepidemiologe Anders Tegnell entschuldigte sich bereits vor einigen Monaten für die vielen Toten in den Altersheimen. Und auch Musk schrieb auf Twitter, es sei nicht ausreichend gelungen, die Altersheime zu schützen – sieht diesen Fehler allerdings auch in anderen Ländern.

Hat Schweden das Schlimmste hinter sich?

Dass die Todeszahlen nun heruntergehen, sehen viele Befürworter des schwedischen Modells als Bestätigung der Strategie. Sie gehen davon aus, dass die Zahl der schwedischen Corona-Toten in den nächsten Monaten weitestgehend stabil bleiben wird, während sie in anderen Ländern steigt. Zuletzt stiegen allerdings auch die Infektionszahlen Schweden leicht an – allerdings nicht so drastisch wie in anderen europäischen Ländern.

Eine Wahrheit lassen sowohl Fans als auch Kritiker aber gern unter den Tisch fallen, wenn es um die Schweden-Frage geht: Die schwedische Strategie unterscheidet sich längst nicht mehr so stark von der in anderen Ländern, wie oft behauptet wird. Einerseits sind viele der Lockdown-Maßnahmen aufgehoben worden. Andererseits setzt auch Schweden inzwischen auf mehr Tests und Kontaktverfolgung und beschloss letzte Woche, dass sich Familienmitglieder von Infizierten für sieben Tage in Quarantäne begeben müssen.

Auch für das Weihnachtsfest machte Staatsepidemiologe Tegnell eine deutliche Ansage: Auf größere Treffen mit Verwandten sollten die Schweden in diesem Jahr verzichten. Und es gelte: "Keine Küsse, keine Umarmungen."

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