t-online - Nachrichten fΓΌr Deutschland
Such IconE-Mail IconMenΓΌ Icon

MenΓΌ Icont-online - Nachrichten fΓΌr Deutschland
Such Icon
HomePolitikUkraine

Schlacht um Mariupol: Jetzt geht es um das "Herz des Krieges"


Jetzt geht es um das "Herz des Krieges"

Von dpa
18.04.2022Lesedauer: 3 Min.
Ein zerstΓΆrtes Wohnhaus in Mariupol: UnzΓ€hlige Raketenangriffe trafen auch zivile Ziele.
Ein zerstΓΆrtes Wohnhaus in Mariupol: UnzΓ€hlige Raketenangriffe trafen auch zivile Ziele. (Quelle: Alexander Ermochenko/Reuters-bilder)
Facebook LogoTwitter LogoPinterest LogoWhatsApp Logo

Die Schlacht um die Hafenstadt Mariupol gilt als richtungsweisend fΓΌr Russlands Krieg in der Ukraine. Kiew und seine Soldaten des Asow-Regiments geben die Metropole noch nicht verloren. Aber Russlands Drohungen sind eindeutig.

Nach rund 50 Tagen Belagerung durch russische Truppen gilt Mariupol als das "Herz des Krieges" in der Ukraine. Wenn Mariupol fΓ€llt, dann fΓ€llt die Ukraine, warnen seit Wochen die ukrainischen KΓ€mpfer, die sich nun in dem Stahlwerk Asowstal verschanzt haben – fΓΌr die wohl letzte und entscheidende Schlacht. Rund 2.500 KΓ€mpfer haben sich in dem fΓΌr die Region symboltrΓ€chtigen Betrieb zurΓΌckgezogen, darunter 400 SΓΆldner, wie das russische Verteidigungsministerium mitteilt. Nach ukrainischen Medienberichten sollen dort aber auch 1.000 Zivilisten, darunter viele Kinder, Zuflucht gesucht haben.

Ein russisches Ultimatum, die Waffen niederzulegen und sich zu ergeben, haben die ukrainischen KÀmpfer verstreichen lassen. Sie rÀumen am Montag ein, die russischen Soldaten seien deutlich in der Überzahl. Trotzdem werde um die Stadt weiter gekÀmpft. In Moskau droht der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, derweil damit, dass jeder vernichtet werde, der Gegenwehr leiste.

Ukrainischer Geheimdienst nutzt Putin-Vertrauten

Schon seit Wochen haben die ukrainischen Soldaten auf Hilfe aus Kiew gesetzt. Der ukrainische PrΓ€sident Wolodymyr Selenskyj versichert zwar immer wieder, alles dafΓΌr zu tun, um einen Fall von Mariupol zu verhindern. Aber die KΓ€mpfer fordern mehr Einsatz. Selenskyj fordert daher vom Westen schleunigst schwere Waffen. Und er droht Russland, sollten die Menschen in dem eingekesselten Werk sterben, dann bedeute das auch das Ende der Verhandlungen fΓΌr eine Beendigung des Krieges.

ZerstΓΆrung in Mariupol, im Hintergrund das Stahlwerk Asovstal: Die letzten ukrainischen Truppen in der Stadt leisten von dort aus erbitterten Widerstand.
ZerstΓΆrung in Mariupol, im Hintergrund das Stahlwerk Asovstal: Die letzten ukrainischen Truppen in der Stadt leisten von dort aus erbitterten Widerstand. (Quelle: Alexander Ermochenko/Reuters-bilder)

Der ukrainische Geheimdienst SBU lΓ€sst nun sogar den inhaftierten russlandfreundlichen Abgeordneten Viktor Medwedtschuk per Video um das Leben der Menschen in dem Werk bitten. Medwedtschuk, der beste Kontakte in den Kreml in Moskau hat, appelliert an den russischen PrΓ€sidenten Wladimir Putin und an Selenskyj, sie mΓΆgen ihn eintauschen gegen die KΓ€mpfer bei Asovstal. Und auch die ukrainische Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk bittet eindringlich, Russland mΓΆge fΓΌr Frauen und Kinder sowie andere Zivilisten in dem Werk einen humanitΓ€ren Korridor einrichten, um deren Leben zu retten.

Russland kΓΆnnte wichtige Bahnstrecken kontrollieren

Schon jetzt beklagen die Behârden Zehntausende Tote in der weitgehend zerstârten Großstadt. Mariupol ist der letzte Punkt an der Küste des Asowschen Meeres, der noch nicht komplett von den russischen KrÀften kontrolliert wird. Sollten die von Russland anerkannten Separatisten-Republiken Luhansk und Donzek formal eigenstÀndig bleiben, dann hÀtten sie mit Mariupol den Zugang zu den Weltmeeren. Sie kânnten über den gut ausgebauten grâßten Hafen am Asowschen Meer ihre Produktion unabhÀngig von russischen Landrouten auf dem kostengünstigen Wasserweg selbst exportieren.

Russische Truppen rΓΌcken in gepanzerten Fahrzeugen vor: Sie kontrollieren weite Teile von Mariupol.
Russische Truppen rΓΌcken in gepanzerten Fahrzeugen vor: Sie kontrollieren weite Teile von Mariupol. (Quelle: Alexander Ermochenko/Reuters-bilder)

Viel diskutiert wird auch der Landweg von Mariupol zu der seit 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim. Die Straßenverbindungen dürften jedoch wegen ihres schlechten Zustands für Russland kaum von Interesse sein. Als wichtig auch im militÀrischen Sinne gelten vielmehr die weiter nârdlich verlaufenden Eisenbahnverbindungen über das kürzlich von den russischen Truppen eroberte Wolnowacha in Richtung des bereits seit Ende Februar von Russland kontrollierten Melitopol und von dort zur Krim.

Große symbolische Bedeutung für Asow-Regiment

Vor dem Krieg stellte die nach der Separatistenhochburg Donezk zweitgrâßte Stadt des Gebietes einen großen Teil des ukrainischen Exports. "Die Werke von Mariupol tragen zu mehr als einem Drittel der Stahlproduktion der Ukraine bei", sagte der Generaldirektor des Konzerns Metinvest, Jurij Ryschenkow, Ende MÀrz. Allein durch die Zerstârungen dürfte der Verlust dieses Devisenbringers sich negativ auf den Kurs der LandeswÀhrung Hrywnja und damit auf das allgemeine Wohlstandsniveau der Ukraine nach dem Krieg auswirken.

Mariupol hat aber vor allem auch für das von Neonazis und Nationalisten gegründete Nationalgarde-Regiment "Asow" eine große symbolische Bedeutung. Dem Gründungsmythos der Einheit nach befreite die Anfang Mai 2014 von Freiwilligen gegründete Einheit knapp einen Monat spÀter die damals von Separatisten kontrollierte Hafenstadt.

Mittlerweile aber hat "Asow" bereits seine Basis bei der benachbarten Hafenstadt Berdjansk verloren. Sollte Mariupol nun auch noch fallen, wÀre das die Niederlage des Kerns der von den russischen Truppen mit besonderer HÀrte bekÀmpften Einheit. Russland dürfte das als einen großen Teilsieg in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine feiern.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

t-online - Nachrichten fΓΌr Deutschland


TelekomCo2 Neutrale Website