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Transnistrien | Abtrünnige Region Moldaus bittet Moskau um "Schutz"


Transnistrien
Abtrünnige Region mit explosiver Geschichte

Von afp
Aktualisiert am 29.02.2024Lesedauer: 3 Min.
TiraspolVergrößern des BildesLenin-Statue vor dem Parlamentsgebäude in Tiraspol im Separatistengebiet Transnistrien: In der Region sind russische Soldaten stationiert. (Quelle: Hannah Wagner/dpa/dpa)
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Pro-russische Separatisten in Transnistrien baten Moskau um Schutz vor Moldau. Nun könnte die Region in den Ukraine-Krieg involviert werden. Die wichtigsten Fakten.

Der Westen blickt erneut mit Sorge auf die kleine Republik Moldau zwischen der Ukraine und Rumänien. Es besteht die Befürchtung, dass Moldau aufgrund seiner abtrünnigen Region Transnistrien in den Ukraine-Krieg hineingezogen werden könnte: Die pro-russischen Separatisten, die das Gebiet an der Grenze zur Ukraine seit rund drei Jahrzehnten kontrollieren, haben Moskau am Mittwoch bei einem Sonderkongress um "Schutz" gegen Moldau gebeten.

Westliche Beobachter fürchten einen erneuten Versuch, sich Russland anzuschließen – und eine weitere Eskalation im Konflikt mit Moskau. Die wichtigsten Fakten zu Transnistrien.

Abspaltung

Die überwiegend russischsprachige Region zwischen dem Fluss Dnister und der ukrainischen Grenze spaltete sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion von der gerade erst unabhängig gewordenen Republik Moldau ab. 1992 lieferten sich die Separatisten mit Unterstützung der russischen Armee einen Krieg mit der pro-westlichen Regierung Moldaus. Hunderte Menschen wurden getötet, die russische Armee griff an der Seite Transnistriens ein. Seit damals sind russische Truppen in dem schmalen Landstreifen von kaum mehr als 20 Kilometern Breite stationiert.

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2006 beschloss der bisher letzte Sonderkongress der Separatisten die Ausrufung eines Referendums über einen Anschluss an Russland. 97,1 Prozent der Wähler votierten bei der international nicht anerkannten Abstimmung für den Anschluss. Das Ergebnis bedeutete einen Rückschlag für die Bestrebungen Moldaus, wie sein Nachbarland Rumänien Teil der Europäischen Union zu werden. Im Juni 2022 erhielt Moldau dennoch den Status eines EU-Beitrittskandidaten.

Während sich Moldau mehr und mehr westlichen Staaten annähert, sind in Transnistrien sowjetische Symbole allgegenwärtig. Auf der Flagge prangen Hammer und Sichel, in Tiraspol steht eine riesige Lenin-Statue, eine Büste des Sowjetführers steht vor dem Rathaus. Es wird auch Haus der Sowjets genannt.

Es könnte eskalieren

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 befürchten westliche Beobachter, dass Moskau von Transnistrien aus eine weitere Front eröffnen könnte. Transnistrien, wo seit der Intervention in den 1990er Jahren 1.500 russische Soldaten, sogenannte "Friedenstruppen", stationiert sind, liegt nur wenige Kilometer von der südwestukrainischen Hafenstadt Odessa entfernt.

In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Anzeichen wachsender Spannungen im Konflikt um Transnistrien gegeben. Im Jahr 2022 erschütterten mehrere Explosionen mit ungeklärter Ursache das Gebiet. Im März 2023 erklärte die Führung der pro-russischen Separatisten, die Ukraine habe einen gescheiterten Mordanschlag gegen ihren Anführer verübt. Im September 2023 wurden Raketenüberreste in der Region gefunden. In der vergangenen Woche erklärte das russische Verteidigungsministerium schließlich, die Ukraine plane einen militärischen Angriff auf Transnistrien, legte hierfür jedoch keinerlei Beweise vor.

Von Russland unterstützt

Transnistrien verwendet eine eigene Währung – den transnistrischen Rubel –, hat eigene Sicherheitskräfte und eigene Pässe.

  • Mehr zur aktuellen Lage in Transnistrien lesen Sie hier.

Die meisten der schätzungsweise 465.000 Einwohner haben weitere Staatsangehörigkeiten: die moldauische, die russische oder auch die ukrainische. Die Mehrheit der Bevölkerung spricht Russisch, während im Rest der Republik Moldau das Rumänische dominiert. In der abtrünnigen Region wird weiterhin das kyrillische Alphabet genutzt. Moskau unterstützt die Wirtschaft Transnistriens, indem es kostenlos Gas liefert.

Gilt als Schmugglerparadies

Transnistrien gilt seit langem als Schmugglerparadies. Vom Hafen im nahen Odessa gelangen über die ukrainische Grenze Zigaretten, Alkohol und andere Waren dorthin.

Die Sheriff-Gruppe, ein riesiges Holding-Unternehmen, die von zwei ehemaligen sowjetischen Polizisten gegründet wurde, hat das Gebiet fest im Griff und besitzt dort Supermärkte, Tankstellen, eine Cognac-Destillerie und eine Kaviarfarm. Ein Drittel des transnistrischen Haushalts lande in den Kassen von Sheriff, berichtete 2015 die investigative Nachrichtengruppe RISE Moldova. Zur Sheriff-Gruppe gehört auch der Männer-Profifußballklub FC Sheriff aus der De-facto-Hauptstadt Tiraspol – der im September 2021 in der Champions League einen sensationellen Sieg gegen das spanische Top-Team Real Madrid feierte.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur afp
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