Anschlag auf den Ex-Spion Gift soll im Koffer aus Moskau versteckt gewesen sein

Neuestes zum Anschlag auf den russischen Ex-Spion: Im Koffer der Tochter sei das Nervengift von Moskau nach Großbritannien gebracht worden, heißt es. Russland zeigt auf andere Staaten.
Nach dem Nervengiftanschlag auf einen russischen Ex-Spion im englischen Salisbury berichten britische Medien über eine konkrete Spur nach Russland: Das Gift namens "Novichok" sei bereits im Koffer der Tochter versteckt gewesen, als sie von Moskau nach London flog, schreibt der "Daily Telegraph" unter Berufung auf Geheimdienstkreise. Großbritannien, die USA, Deutschland und zahlreiche weitere EU-Staaten gehen davon aus, dass der Anschlag von der russischen Führung in Auftrag gegeben wurde.
Gift unwissentlich freigesetzt
Die extrem gefährliche Substanz sei bei einem Aufenthalt von Yulia Skripal in Moskau heimlich in ihrem Koffer deponiert worden, berichtete der "Daily Telegraph" nun. Als die Tochter anschließend den Vater in England besucht habe, soll sie das Gift dem Bericht zufolge unwissentlich freigesetzt haben.
Wissenschaftler halten es für denkbar, dass Novichok so weit stabilisiert werden kann, dass es eine Reise übersteht. Mit Hilfe mehrerer Zusatzstoffe könnte es in eine durchsichtige, farblose Flüssigkeit verwandelt worden sein, die wie Wasser, Parfüm oder Alkohol aussieht.
Herstellung extrem gefährlich
Die Zutaten zur Herstellung des in der Sowjetunion entwickelten Kampfstoffes sind Forschern zufolge zwar relativ günstig und leicht erhältlich. Doch das Mixen ist extrem gefährlich, was darauf hindeutet, dass das Nervengift bereits als fertiges Produkt nach Großbritannien gebracht wurde.
Trotz der nun noch konkreteren Spuren nach Moskau, beschuldigte Russland derweil seinerseits Schweden, Tschechien, die Slowakei, Großbritannien und die USA, das Nervengift möglicherweise hergestellt zu haben. Die wiesen die Spekulationen empört zurück.
Tschechien: Russland will Meinung manipulieren
Die schwedische Außenministerin Margot Wallstrom erklärte dazu per Kurznachrichtendienst Twitter, diese Behauptung sei "inakzeptabel und unbegründet". Russland solle stattdessen die Fragen Großbritanniens beantworten. Auch der tschechische Außenminister Martin Stropnicky verwahrte sich gegen Unterstellungen. Er sehe darin einen Versuch, die öffentliche Meinung zu manipulieren.
Auch die Slowakei bestritt, über das hochgefährliche Nervengift zu verfügen. Die Vorwürfe aus Moskau würden "kategorisch" zurückgewiesen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums.
Aufgrund der Entwicklungen warnte Großbritannien am Samstag eine Reihe von Exil-Russen auf britischem Boden und riet zur Vorsicht. Damit reagierte die britische Polizei auch auf den Mord an dem Kreml-Kritiker und Geschäftsmann Nikolai Gluschkow. Er war nur wenige Wochen nach dem Anschlag tot in seinem Londoner Haus gefunden worden. Derzeit sieht die Polizei keine Verbindung zum Attentat auf den Ex-Spion Skripal.
- dpa, AFP, AP