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Afghanistan: So sah die Herrschaft der Taliban damals aus – in den 90er Jahren


Mitte der 90er Jahre
So sah die Schreckensherrschaft der Taliban damals aus

Von dpa, afp, mam

17.08.2021Lesedauer: 3 Min.
Talibankämpfer laden Raketenwerfer im Jahr 1996 in der Nähe von Kabul: Durch die Unterstützung der USA sowie Pakistans waren die Taliban-Kämpfer damals gut ausgerüstet.Vergrößern des BildesTalibankämpfer laden Raketenwerfer im Jahr 1996 in der Nähe von Kabul: Durch die Unterstützung der USA sowie Pakistans waren die Taliban-Kämpfer damals gut ausgerüstet. (Quelle: Dylan Martinez/Reuters-bilder)
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Die Taliban haben Afghanistan erobert – erneut. Denn schon einmal herrschte die Terrormiliz über das Land und verbreitete Angst und Schrecken unter ihrer grausamen Herrschaft.

Schon einmal wurde Afghanistan von den Taliban beherrscht. Damals kam die radikal-islamistische Terrormiliz im Zuge des Bürgerkrieges der 90er Jahre durch die Unterstützung der USA und Pakistans an die Macht.

Mit dem Einmarsch in Kabul errichteten die Taliban am 27. September 1996 einen islamischen Gottesstaat in Afghanistan. Bis zum Einmarsch der westlichen Truppen 2001 kehrten in dem Land mittelalterliche Zustände ein. So sah die Schreckensherrschaft der Taliban damals aus:

Diese Regeln galten für Frauen und Männer

Die Taliban-Herrschaft basierte auf einer extrem rigiden Auslegung der Scharia, des islamischen Rechts. Frauen durften nicht mehr arbeiten und nur noch verschleiert mit einer Burka und in Begleitung eines männlichen Familienmitglieds das Haus verlassen. In der Öffentlichkeit war für sie lautes Sprechen oder Lachen verboten. Mädchen wurden bis 2001 vom Schulunterricht ausgeschlossen.

Auch das Fotografieren und Filmen von Frauen war untersagt – ein Grund weshalb aus Angst vor den Taliban auch diesmal eilig Plakate von unverschleierten Frauen übermalt wurden, wie Bilder aus den Sozialen Medien zeigen. Für Männer galten ebenfalls strenge Regeln: Sie mussten Turban und langen Bart tragen. Die Sittenpolizei verprügelte diejenigen auf offener Straße, die gegen diese Vorschriften verstießen.

Die Gesetzeslosigkeit der Taliban

Die Willkürherrschaft in Afghanistan kannte keine klaren Gesetze und einklagbaren Rechte. Vergehen wurden mit Auspeitschungen geahndet, Dieben die Hand abgehackt. Homosexuelle wurden gesteinigt. Mörder wurden von den Verwandten ihrer Opfer exekutiert. Afghanen, die zu einer anderen Religion wechselten oder diese propagierten, konnten hingerichtet werden. Die Taliban untersagten den Gebrauch des Internets – etwa weil dort Obszönitäten, Unmoral und Propaganda gegen den Islam verbreitet würden, wie es hieß. Auch Fernsehen, Musik und Tanzen waren verboten.

Die Milizen verfolgten ihre Gegner rigoros. Der frühere Präsident Mohammed Nadschibullah etwa wurde nach der Eroberung Kabuls aus einem UN-Gebäude verschleppt und öffentlich hingerichtet.

Vorgehen gegen ethnische Minderheiten

Andere Religionen und Kulturen hatten für die Taliban keinen Wert: Ein UN-Report von 1998 berichtete etwa von Massenhinrichtungen von schiitischen Hasara, einer ethnischen Minderheit, dazu brutale Folterungen und Vergewaltigungen. Die Hindu-Minderheit im Land wurde zum Beispiel gezwungen, ein gelbes Kennzeichen auf der Brust zu tragen – angeblich um nicht mehr von der Sittenpolizei wegen zu kurzer Bärte und fehlender Turbane belästigt zu werden.

In Erinnerung bleibt auch die Zerstörung zweier berühmter, in den Fels gehauener Buddha-Statuen im März 2001. Die 55 und 38 Meter hohen Bildnisse aus vor-islamischer Zeit in der Bamian-Provinz hatte die Unesco als einzigartiges Gut des Welterbes eingeschätzt. Für den Obersten Rat der Taliban waren sie unislamisch.

Wird sich die Schreckensherrschaft wiederholen?

Es ist unklar, ob die Taliban heute gleich regieren werden, wie damals. Sie besprechen derzeit, wie ihre Regierung aussehen wird, welchen Namen und Struktur sie haben und wer sie führen wird. Bislang unterließen es ihre Offiziellen, konkrete Aussagen zu machen, äußerten sich jedoch in einer ersten Pressekonferenz zu ihren weiteren Vorhaben.

Frauen sind auch nach ihrer faktischen Machtübernahme in der Hauptstadt in den Straßen unterwegs, sie sind auch weiter in Fernsehsendungen zu sehen. Taliban-Offizielle riefen auch explizit Frauen dazu auf, ihre Arbeit in den Regierungsstellen wieder aufzunehmen. Beobachter zweifeln, ob diese weiche Linie bleibt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, AFP
  • Eigene Recherchen
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