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Sudan: Bundeswehr muss Evakuierung von Deutschen abbrechen – heftige Kämpfe


Kämpfe in Khartum
Bundeswehr muss Evakuierung aus dem Sudan abbrechen

Von t-online, dpa, afp, reuters
Aktualisiert am 19.04.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 159218866Vergrößern des BildesAirbus A400M (Archivbild): Die Transportflieger, die deutsche Staatsbürger aus dem Sudan evakuieren sollten, kehren zunächst nach Deutschland zurück. (Quelle: IMAGO/Jens Koehler)
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Die sudanesische Hauptstadt Khartum ist heftig umkämpft. Eine Evakuierungsmission der Bundeswehr ist nun vorerst gescheitert. Ein Mitarbeiter der EU-Kommission wurde angeschossen.

Die Bundesregierung hat eine geplante Evakuierung deutscher Staatsbürger aus dem Sudan wegen der Sicherheitslage in dem Land zunächst abgebrochen. Ein Plan für den Einsatz von Militärmaschinen noch am Mittwoch wurde nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wegen der Lage in der Hauptstadt Khartum gestoppt. Über den Stopp der Aktion hatte zuerst der "Spiegel" berichtet.

Informationen des Magazins zufolge sollte die Bundeswehr in einer Geheimoperation gut 150 deutsche Staatsbürger mit drei A400M-Transportfliegern aus Khartum ausfliegen, darunter deutsche Diplomaten, Bundespolizisten und Entwicklungshelfer. Die Maschinen seien zunächst in Griechenland für einen Tankstopp gelandet. Geplant gewesen sei, gegen Mittag mit den drei A400M nach Khartum zu fliegen.

Am Vormittag habe die Bundeswehr den Einsatz aber abbrechen müssen. Aus Khartum seien zu dieser Zeit neue Kämpfe und auch Luftangriffe gemeldet worden. Die Planer der Bundeswehr und der Krisenstab im Auswärtigen Amt hätten sich daraufhin entschieden, die Evakuierung zu stoppen. Die A400M-Flieger sollen nun dem Bericht nach zunächst nach Deutschland zurückkehren.

Mitarbeiter der EU-Kommission angeschossen

Bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen wurde am Mittwochmorgen auch ein Mitarbeiter der Europäischen Kommission verletzt. Eine Sprecherin der Behörde bestätigte, dass ein Mitarbeiter angeschossen wurde.

Demnach handelt es sich um den Leiter des Büros der Generaldirektion Humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz (ECHO) in der Hauptstadt Khartum. Er ist Belgier und arbeitet seit 2019 dort in dieser Funktion. Angaben zu den Umständen des Vorfalls und zur Schwere der Verletzung machte die Sprecherin aus Sicherheitsgründen nicht. Sie wollte auch nichts zu seinem aktuellen Aufenthaltsort sagen.

Die "New York Times" berichtete, der Mann sei schwer verletzt worden, schwebe aber nicht in Lebensgefahr. Er soll in der Nacht von Sonntag auf Montag verschwunden und dann erst am Dienstag von Kollegen gefunden worden sein.

Bereits am Montagabend hatte die EU einen Angriff auf den EU-Botschafter im Sudan bestätigt. Der Ire Aidan O'Hara wurde nach jüngsten Angaben in seiner Residenz von bewaffneten Männern in Militärkleidung überfallen und ausgeraubt. Er blieb unverletzt.

Paramilitärische Gruppe sollte der Armee unterstellt werden

Im Sudan waren am Samstag Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generalen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Die zwei Männer führten das Land im Nordosten Afrikas mit rund 46 Millionen Einwohnern seit einem gemeinsamen Militärcoup im Jahr 2021.

De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, kämpft mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Eigentlich hätten die RSF der Armee unterstellt und die Macht im Land wieder an eine zivile Regierung übertragen werden sollen. Hier lesen Sie mehr zu den Hintergründen der Kämpfe im Sudan.

Feuerpause nach wenigen Minuten gebrochen

Am Dienstag hatten die rivalisierenden Militärfraktionen im Sudan eigentlich eine 24-stündige Feuerpause vereinbart. Diese wurde jedoch nach übereinstimmenden Berichten von Medien und Bewohnern nicht eingehalten.

Indes sind am Mittwoch Tausende Menschen aus der Hauptstadt Khartum geflohen. Laute Explosionen und heftige Gefechte waren in der Stadt zu hören. Augenzeugen berichteten, dass schwarze Rauchwolken von Gebäuden in der Nähe des Armee-Hauptquartiers aufstiegen. Auch Regierungen anderer Länder begannen mit Planungen, ihre Mitarbeiter aus dem Sudan in Sicherheit zu bringen. Tausende Ausländer sind noch vor Ort, darunter viele UN-Mitarbeiter.

Für die in ihren Wohnungen festsitzenden Zivilisten wurde die Lage zunehmend hoffnungslos: Die Nahrungsmittel-Vorräte schwinden, der Strom fällt aus, Trinkwasser fehlt. Nachdem die humanitäre Feuerpause am Dienstag nur Minuten nach ihrem Inkrafttreten wieder gebrochen worden war, nahmen am Mittwoch viele Zivilisten ihr Schicksal selbst in die Hand und flüchteten in Autos oder zu Fuß aus der Stadt, darunter viele Frauen und Kinder. Sie berichteten, die Straßen von Khartum seien mit Leichen übersät.

Auswärtiges Amt: "Niedrige dreistellige Zahl" Deutscher im Sudan

Durch die Kämpfe seit Samstag sind nach UN-Angaben bisher mindestens 185 Menschen getötet und mehr als 1.800 verletzt worden. Die tatsächliche Opferzahl dürfte aber weit höher liegen. Viele Verletzte schaffen es wegen der Gefechte nicht in ein Krankenhaus, mehrere Kliniken sind nach Angaben von Ärzten zudem geschlossen, von Kämpfern besetzt oder werden beschossen.

In der sogenannten Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amtes hatte sich nach Angaben einer Sprecherin vom Montag eine "niedrige dreistellige Zahl" deutscher Staatsangehöriger im Sudan registriert. "Aber erfahrungsgemäß schwankt in solchen Konfliktsituationen und Krisensituationen die Zahl sehr stark und kann jederzeit auch noch weiter nach oben gehen", sagte die Sprecherin.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen AFP, dpa und Reuters
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