Krieg im Irak Isis-Rebellen nehmen ehemalige C-Waffen-Fabrik ein

Die Isis-Islamisten haben im Irak nach Angaben der US-Regierung die einstige Chemiewaffenfabrik besetzt, in der der frühere Machthaber Saddam Hussein Giftgase herstellen ließ. Allerdings geht das Außenministerium in Washington nicht davon aus, dass die sunnitischen Rebellen in dem Al-Muthanna-Komplex tatsächlich Chemiewaffen produzieren können. Das dort lagernde Material sei vermutlich veraltet.
Der Komplex liegt rund 70 Kilometer nordwestlich der irakischen Hauptstadt Bagdad. Seit Anfang der 1980er Jahre waren dort nach Informationen des US-Geheimdienstes CIA Chemiewaffen wie Senfgas und das Nervengas Sarin produziert worden.
Während des Iran-Irak-Krieges hatte der Irak sein Chemiewaffenprogramm ausgebaut. 1987 wurden dort laut CIA 209 Tonnen Sarin hergestellt, 1988 waren es 394 Tonnen. Den Angaben zufolge wurde die Anlage nach dem ersten Golfkrieg geschlossen. Anfang der 1990er Jahre überwachten die Amerikaner dort die Zerstörung seiner Chemiewaffenbestände.
Raffinerie unter Kontrolle Bagdads?
Unterdessen ist die umkämpfte größte Ölraffinerie des Landes nach Angaben der Regierung in Bagdad wieder unter Kontrolle der irakischen Sicherheitskräfte. Wie das Ölministerium erklärte, ist sowohl die Anlage in Baidschi als auch die Umgebung von Regierungstruppen gesichert.
Das Ministerium drohte internationalen Nachrichtenagenturen mit Klagen, wenn sie weiter "falsche Informationen" über eine Eroberung von Teilen der Raffinerie durch Dschihadisten verbreiteten.
Im Umfeld der Raffinerie hatte es in den vergangenen Tagen zähe Kämpfe zwischen Regierungstruppen und der Gruppe Islamischer Staat im Irak und in Syrien (Isis) gegeben. Dabei wurde nach offiziellen Angaben auch die irakische Luftwaffe eingesetzt. Militärische Erfolgsmeldungen egal von welcher Seite sind allerdings kaum nachzuprüfen.
Zentrum der Öl- und Stromversorgung
Der Nachrichtensender Al-Arabija berichtete, bei der Bombardierung seien auch Teile der Raffinerie beschädigt worden und Feuer ausgebrochen. Die meisten Arbeiter haben das Gelände inzwischen verlassen. Der Betrieb wurde bereits am Dienstag eingestellt.
In Baidschi rund 200 Kilometer nördlich von Bagdad steht neben der wichtigen Raffinerie - von der viele Tankstellen des Landes den Treibstoff bekommen - auch ein Elektrizitätswerk, von dem aus die Hauptstadt mit Strom versorgt wird.