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Kurden verteidigen Kobane: Mit Schrottwaffen gegen das IS-Hightech-Arsenal


Kurden verteidigen Kobane
Mit Schrottwaffen gegen das IS-Hightech-Arsenal

spiegel-online, Von Raniah Salloum und Christoph Sydow

Aktualisiert am 10.10.2014Lesedauer: 3 Min.
Kurdische Kämpfer mit KalaschnikowVergrößern des BildesKurdische Kämpfer mit Kalaschnikow (Quelle: Reuters-bilder)
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Mit Panzern, Artillerie und Nachtsichtgeräten, oft "made in USA", rückt die IS-Miliz auf Kobane vor. Wie Videoaufnahmen nun zeigen, halten die verzweifelten Verteidiger der Stadt mit kaum mehr als maroden Kalaschnikows dagegen.

Die Aufnahmen sollen einen Kämpfer der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) zeigen. Der Heckenschütze hat Position in Kobane bezogen: Er schießt durch ein Loch in der dicken Außenmauer eines Gehöfts auf die Kämpfer des "Islamischen Staats" (IS).

Hinter seiner Mauer ist der kurdische Heckenschütze sicher vor Kugeln. Eigentlich. Doch dann sprengt nur wenige Meter von seinem Kopf entfernt ein schweres Geschoss der Radikalislamisten ein Stück der Mauer einfach weg.

Die Szene in dem inzwischen nicht mehr abrufbaren Clip spiegelt exemplarisch das Kräfteverhältnis in diesem Konflikt wider: Die Verteidiger von Kobane kämpfen vor allem mit leichten Gewehren. Oft handelt es sich um hoffnungslos veraltetes Gerät. Ihr Gegner dagegen protzt mit hochmoderner Ausrüstung, teils "made in USA".

Besitzt ein Kurden-Kämpfer eine kugelsichere Weste, ist das die Ausnahme. Gleiches gilt für die historisch anmutenden Panzerfäuste und Maschinengewehre, die Kobanes Verteidiger in Videos stolz für die Kamera präsentieren. Nahezu jede Miliz in Syrien hat inzwischen ihre eigene PR-Abteilung, die fürs Filmen zuständig ist.

Die selbst gedrehten Clips dienen Propagandazwecken. Dem Zuschauer verraten sie aber auch viel über den Ausrüstungsstand der Konfliktparteien. In einem Video, das Straßenkämpfe im Zentrum von Kobane zeigen soll, wird das besonders deutlich. Im Vergleich zu den dumpfen, heftigen Einschlägen der IS-Artillerie klingen die Gewehre der Verteidiger fast schon harmlos.

Die Kurden sind Guerillakrieger, der IS hat Armeebestände

Die Kurden verfügen über die normale Ausstattung von Guerillakämpfern - veraltete, leichte Feuerwaffen, die auf dem internationalen Schwarzmarkt zu bekommen sind. Wohl kein anderes Gewehr steht dafür so symbolisch wie die AK-47, die Kalaschnikow. Der Gegner der Kurden, der IS, ist dagegen ausgerüstet wie eine Armee.

Mit Panzern, die sie von syrischen Militärstützpunkten erobert haben, rücken die Dschihadisten vor. Die Kettenfahrzeuge aus sowjetischer Produktion sind zwar auch schon Jahrzehnte alt, halten den wenigen Panzerabwehrwaffen der YPG aber stand.

Noch wichtiger für die IS-Kämpfer sind die gepanzerten Humvee-Geländewagen, die sie in den vergangenen Monaten bei ihrem Vormarsch im Irak erobert haben. Die USA wollten mit den Humvees eigentlich die irakische Armee aufrüsten - nun sind die Fahrzeuge in den Händen ihrer Feinde gelandet.

In den Geländewagen sind die Dschihadisten vor kleineren Sprengsätzen und dem Beschuss durch Maschinengewehre geschützt. Der größte Vorteil der Humvees: Sie sind extrem schnell. In der Ebene Nordsyriens können sich die IS-Kämpfer in den Fahrzeugen mit bis zu 100 Stundenkilometern bewegen - und so rasch Nachschub an die Front bringen.

Für Kobane besonders gefährlich sind die vielen Artilleriegeschütze und Granatwerfer, mit denen die IS-Miliz die Stadt unter Feuer nimmt. Ihr Arsenal ist gewaltig: Während die Kurden von jedem Nachschub abgeschnitten sind, können die Dschihadisten aus dem Hinterland neue Waffen und Munition heranschaffen.

Zwar haben die USA und ihre Verbündeten in den vergangenen Tagen mehrfach Fahrzeuge und Artilleriegeschütze aus der Luft zerstört. Den Vormarsch konnten sie damit jedoch nur unterbrechen - aufhalten lässt er sich so nicht.

Die Kurden wollen Waffenlieferungen vom Westen

Ein weiterer entscheidender Faktor im Arsenal der Dschihadisten: die Nachtsichtgeräte. Mit ihnen sind die Angreifer den YPG-Kämpfern in der Dunkelheit hochüberlegen. Die Geräte kommen aus verschiedenen Quellen: Einen Teil erbeutete der IS von irakischen Militärs, andere Geräte wurden aus der Türkei nach Syrien und in den Irak geschmuggelt.

Trotz dieses strategischen Vorteils haben sich die IS-Kämpfer nachts bisher zurückgehalten. Denn dann greifen meist die amerikanischen Flugzeuge an. Ihre Bombenflüge sind in der Stadt zwar hochwillkommen - aber letztlich nicht ausreichend. Der IS hat zu viele Kämpfer und Waffen. Er tarnt und verteilt diese zu geschickt, als dass man sie alle bombardieren könnte.

Kobanes Kurden-Kämpfer fordern daher, dass der Westen sie wie die irakischen Kurden mit Waffen beliefert. Doch Kobane wird von der YPG verteidigt, dem syrischen Ableger der PKK. An diese Gruppe, die von den USA und Europa als Terrororganisation eingestuft wird, will man auch für den Kampf gegen den IS keine Waffen liefern.

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