t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikAuslandKrisen & Konflikte

Irak: 350.000 Kinder sitzen in Mossul fest - Armee startet Offensive


Irakische Armee startet Offensive
350.000 Kinder sitzen in Mossul fest

Von afp, ap
Aktualisiert am 19.02.2017Lesedauer: 3 Min.
Ein Vater mit seinem Kind in Mossul.Vergrößern des BildesEin Vater mit seinem Kind in Mossul. (Quelle: Archiv/dpa-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Nach der Eroberung des Ostteils von Mossul hat die irakische Armee nun den Sturm auf den Westen der Stadt begonnen. Es wird ein langer, erbitterter Kampf gegen die Terrormiliz IS erwartet. Nach Angaben von Save The Children sitzen noch etwa 350.000 Kinder im Westteil der Stadt fest.

Die Menschenrechtsorganisation mit Sitz in London forderte die irakischen Streitkräfte und ihre Verbündeten auf, Fluchtkorridore für Zivilisten einzurichten und "alles dafür zu tun, um Kinder und Familien zu schützen".

Für die meisten Familien sei eine Flucht aus dem von der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) kontrollierten Westteil Mossuls zu gefährlich, sagte der Irak-Direktor von Save The Children, Maurizio Crivallero. Es gebe Scharfschützen und Landminen, und falls die Flüchtenden entdeckt würden, drohe ihnen die Hinrichtung durch IS-Kämpfer. "Die Kinder in West-Mossul stehen vor einer makaberen Wahl: Bomben, Feuergefechte und Hunger, wenn sie bleiben - oder Hinrichtung und Scharfschützen, falls sie versuchen zu fliehen", erklärte Crivallero.

Die irakische Armee und ihre Verbündeten hatten den IS bereits Ende Januar aus Ost-Mossul vertrieben, am Sonntag verkündete Ministerpräsident Haider al-Abadi dann den Start einer neuen Großoffensive mit dem Ziel, die Extremisten in Mossul endgültig zu besiegen.

Streitkräfte seien in Bewegung versetzt worden, um die Bevölkerung Mossuls "für immer von der Unterdrückung des Daesh zu befreien", sagte er im Staatsfernsehen unter Verwendung des arabischen Namens des IS. Er rief die Sicherheitskräfte auf, mit Zivilisten angemessen umzugehen und die Menschenrechte zu respektieren.

Rauchfahnen waren am Morgen zu sehen, als Flugzeuge der von den USA geführten Allianz IS-Standorte im Südwesten Mossuls angriffen und die Militärpolizei Artillerie in Richtung der Stadt schoss. Schwer bewaffnete Polizeieinheiten hielten sich bereit, von ihrem Stützpunkt im Südwesten der Stadt in Richtung Norden vorzurücken.

"Das ist die Stunde Null und wir werden diesen Krieg beenden", sagte der Polizist Mahmud Mansur, als er sich zum Einsatz bereit machte. Zunächst sollten die Dörfer in den südlichen Außenbereichen um den vom IS gehaltenen Flughafen Mossuls erobert werden, sagte ein Polizeisprecher.

Langer und schwieriger Kampf

Im vergangenen Monat hatte der Irak den Osten der Stadt zurückerobert. Der Westen der Stadt blieb aber unter Kontrolle der Terrormiliz. Der IS hatte Mossul im Juni 2014 überrannt und seitdem gehalten. Die irakische Armee begann im vergangenen Oktober mit Hilfe von Verbündeten und Luftangriffen der US-geführten Koalition ihre Offensive zur Rückeroberung.

Mossul ist nach der Hauptstadt Bagdad die zweitgrößte Stadt des Landes. Vom Fluss Tigris ist Mossul mittig in einen Ost- und einen Westteil geteilt. Der Kampf um den vom IS kontrollierten Westen wird als lang und schwierig eingeschätzt. Denn der Teil der Stadt ist dichter bevölkert. Ältere und engere Straßenzüge bieten den Kämpfern der Terrormiliz bessere Deckung, große Militärfahrzeuge können dort nur schwer fahren.

Die Vereinten Nationen schätzen, dass sich noch etwa 750.000 Zivilisten im Westteil Mossuls befinden. Die UN warnten, dass Hundertausende in ihren Häusern eingeschlossen seien. Die humanitäre Lage sei schwierig: Die Essensvorräte, Wasser und Benzin gingen zur Neige. "Die Situation ist besorgniserregend", sagte UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe im Irak, Lise Grande. Sie habe von Berichten über Eltern gehört, die Probleme hätten, ihre Kinder zu ernähren und ihre Wohnungen zu heizen.

Rund die Hälfte aller Läden mit Essen seien geschlossen, Bäckereien hätten wegen Benzinmangels und hohen Preisen für Mehl schließen müssen, zitieren die UN Informanten aus dem Westteil Mossuls. Die humanitären Hilfsorganisationen bereiteten sich darauf vor, zwischen 250.000 und 400.000 Zivilisten zu helfen, die wegen der Kämpfen flüchten müssen.

Mossul galt neben der syrischen Stadt Al-Rakka als IS-Hochburg. Die Terrormiliz hat 2014 weite Teile des Nordiraks unter ihre Kontrolle gebracht, verliert dieses Gebiet aber zunehmend an das irakische Militär. In Bagdad ist es zuletzt fast täglich zu Anschlägen gekommen, für die sich der IS verantwortlich zeigte. Erst am vergangenen Donnerstag starben bei einem Autobombenanschlag fast 60 Menschen.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website