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Nordirland: Junge Journalistin Lyra McKee bei Unruhen erschossen


Entsetzen in Nordirland
Junge Journalistin Lyra McKee bei Unruhen erschossen

  • Jonas Mueller-Töwe
Von Jonas Mueller-Töwe

19.04.2019Lesedauer: 3 Min.
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Die Journalistin Lyra McKee: Sie wurde am Karfreitag in Londonderry erschossen. Sie wurde 29 Jahre alt.Vergrößern des Bildes
Die Journalistin Lyra McKee: Sie wurde am Karfreitag in Londonderry erschossen. Sie wurde 29 Jahre alt. (Quelle: Police Service of Northern Ireland)

Werden schlimmste Brexit-Befürchtungen wahr? Bei schweren Ausschreitungen an der britisch-irischen Grenze ist eine Reporterin von Unbekannten erschossen worden. Zuletzt waren im gleichen Ort mehrere Sprengsätze detoniert.

Die Spannungen in Nordirland nehmen zu: Nachdem in der Stadt Londonderry zuletzt Sprengsätze explodierten, die den irischen Nationalisten der "New IRA" zugeordnet wurden, ist bei Ausschreitungen in der Nacht zum Karfreitag dort nun eine Journalistin erschossen worden. Lyra McKee wurde 29 Jahre alt. Ihre Mörder sind flüchtig.

Schwere Ausschreitungen

Vermutlich wurden die Schüsse aus den Reihen der irisch-nationalistischen Demonstranten abgefeuert, die sich Gefechte mit Sicherheitskräften lieferten. Zuvor hatten sie Brandsätze geschleudert. Den Ausschreitungen soll eine Durchsuchung der Polizei vorangegangen sein, die Unruhen bei den nationalistischen Demonstrationen am Karfreitag verhindern sollte. Das Viertel der Stadt gilt als Hochburg der Nationalisten. Die Stadt liegt unweit der Grenze.

Die Polizei sprach von einem "terroristischen Vorfall", der Täter sei ein "gewalttätiger Nationalist". Er habe auf Polizisten geschossen. Auch der Journalist Nick Waters kam mittels Bildauswertung zu der Annahme, die Schüsse seien aus den Reihen der Randalierer abgefeuert worden.

Lyra McKee schrieb unter anderem für "The Atlantic" und "Buzzfeed News" über den Nordirlandkonflikt. Das "Forbes Magazine" hatte sie 2016 auf eine Top-30-Liste internationaler Talente gesetzt. Die Begründung: "McKees Leidenschaft ist es, sich in Themen zu wühlen, um die sich andere nicht kümmern." 2013 hatte sie beispielsweise ein Projekt gestartet, um einen politischen Mord zu untersuchen, der 32 Jahre zurücklag. In Nordirland hatten sich über Jahrzehnte britisch-protestantische Loyalisten und irisch-katholische Nationalisten einen blutigen Bürgerkrieg geliefert.

"Angriff auf den Friedensprozess"

In Nordirland und Großbritannien rief McKees Tod parteiübergreifend Bestürzung hervor. Seit Monaten war befürchtet worden, dass der Brexit die Gewaltspirale neu anheizen könnte. "Diejenigen, die in den Siebziger 70er, 80er und 90er Jahren Schusswaffen in unsere Straßen gebracht haben, lagen falsch. 2019 ist es genauso falsch", sagte DUP-Vorsitzende Arlene Foster. Ihre Partei der britischen Loyalisten hat bislang abgelehnt, Theresa Mays Abkommen mit der EU zu unterstützen, da sie die Einigkeit des britischen Königreichs gefährdet sieht – sie lehnt jeden Sonderstatus der Region ab. Der harte Brexit ohne Abkommen könnte allerdings zu Grenzkontrollen zwischen Nordirland und Irland führen, die das vor 21 Jahren unterzeichnete Friedensabkommen ausschließt.

"Das war ein Angriff auf die Gemeinschaft, ein Angriff auf den Friedensprozess und auf das Karfreitagsabkommen", sagte die Vize-Vorsitzende der irisch-republikanischen Partei Sinn Fein, Michelle O'Neill. Sie verurteilte den Tod der jungen Frau und sprach den Angehörigen ihr Beileid aus. Sinn Fein war ehemals der politische Arm der irischen Rebellen der IRA. Sie distanzierte sich später von Gewalt und war eine tragende Säule des Friedensabkommens mit den Briten. Die britische Premierministerin Theresa May sagte, McKees Tod sei "schockierend und sinnlos". Irlands Premierminister sagte, man dürfe denen, die Gewalt, Angst und Hass verbreiteten, nicht erlauben, die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen.


Auch in Europa war das Entsetzen über die Eskalation der Gewalt in Londonderry groß. McKees Tod sei "tragisch und hebt die lebenswichtige Notwendigkeit hervor, Einheit und Frieden auf der Insel von Irland zu verteidigen", schrieb Guy Verhofstadt, der Fraktionsvorsitzende der Liberalen (ALDE) im Europaparlament, im Kurznachrichtendienst Twitter. SPD-Europa-Spitzenkandidatin Katharina Barley schrieb, sie sei zutiefst betroffen. "21 Jahre nach der Unterzeichnung des Karfreitagsabkommens fällt [McKee] einem Anschlag an der nordirisch-irischen Grenze zum Opfer." Die Situation sei sehr beunruhigend.

Die Polizei bittet nun die Bevölkerung um Mithilfe. Eine Mordkomission ermittelt. Ihre letzte Veröffentlichung bei Twitter war ein Foto von den Unruhen im Stadtteil Creggan in Londonderry: "Derry heute Abend. Völlig verrückt".

Verwendete Quellen
  • eigene Recherchen
  • mit Material von dpa, Reuters, AFP
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